Freitag, 3. Mai 2024
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Der Krieg im Kongo will nicht enden

Der Krieg im Kongo will nicht enden

Eine Kongolesin bei der Stimmabgabe (im Hintergrund eine UN-Wahlbeobachterin) (Symbolbild:Imago)

Wieder einmal gab es im Kongo eine Wahl und wieder wollen die Verlierer das Ergebnis nicht anerkennen. Das kann nur zu weiterer Gewalt führen. Der Kongo ist ein rohstoffreiches Land. Wen kann es da wundern, dass vielfältige Interessen von außerhalb das Land instabil halten? Die Welt nimmt kaum noch Notiz vom dortigen Bürgerkrieg – obwohl er massenhaft Leichen produziert. Hauptsache, die billigen Rohstoffe verlassen das Land Richtung “Wertewesten”! Dann ist alles gut. Auch aus dem Niger kommen kaum noch Nachrichten, nachdem die europäischen Soldaten das Land verlassen haben… doch auch dort geht das Sterben weiter. Allgemein ist festzustellen, dass mehr oder weniger lokale Konflikte in Afrika beinahe als normal angesehen werden und so dem Vergessen anheimgegeben sind. Aber wer kämpft dort gegen wen und warum?

Das „Wer gegen Wen“ kann noch einigermaßen erkannt werden, das „Warum“ hingegen wird unter der Decke gehalten. Es könnte ansonsten offensichtlich werden, dass es sich zumeist nicht um innerafrikanische Angelegenheiten handelt. Dennoch sind es Einheimische, die den Blutzoll zu bezahlen haben – ausgerüstet mit Waffen, die aus dem Ausland dorthin verbracht worden sind. Obwohl es zumeist um Rohstoffe geht, werden die Kombattanten religiös aufgestachelt oder Stammesfehden neu belebt. Wer Afrika kennt, weiß, wie einfach das dort bewerkstelligt werden kann. Gerade die jungen Männer, die nur wenig gute Perspektiven für ihre Zukunft haben, sind schnell auf ein Feindbild programmiert. Und dann kommt ein Fremder und verspricht ihnen Ruhm, Ansehen und natürlich Geld, wenn sie für diesen oder jenen eine Waffe ergreifen. Dabei ist es belanglos, worum es wirklich geht.

Ohne Feindbild geht es nicht

Ist es nicht ein gutes Gefühl zu „wissen“, wer der Feind ist? Hat der junge Afrikaner dann nicht die Überzeugung, endlich einer wichtigen Aufgabe nachgehen zu können? So haben die Rattenfänger leichtes Spiel. Ganz nebenbei bemerkt: Im zivilisierten Westen ist es nicht anders. Ist es nicht wunderbar zu wissen, dass jetzt Russland der Feind ist, der mit allen Mitteln bekämpft werden muss? Was spielt es da für eine Rolle, dass man dabei seine eigene Wirtschaft, seinen Wohlstand, ruiniert, ja letztlich sein Leben aufs Spiel setzt? So sind wir in Europa gar nicht so weit von dem entfernt, was sich in Afrika abspielt. In diesem Sinn sollte man sich mit den Vorgängen in Afrika einmal intensiver beschäftigen. Die Rattenfänger sind auch in Europa unterwegs.

Afrika unterscheidet sich von Europa aber insofern, dass ein Menschenleben in Afrika weniger wert ist. Der Humanismus ist an Afrika vorbeigegangen, ohne Spuren zu hinterlassen. Umso leichter ist es, junge Männer in Afrika zum Töten zu erziehen. Aber auch in diesem Sinn mahne ich zur Vorsicht. Wie in der Ukraine sichtbar geworden ist, bedarf es auch bei uns nur wenig, um unbegründeten Hass zu entflammen. Gemeinsam haben Afrika und der Rest der Welt, dass diejenigen, die Hass und Krieg befehlen, niemals selbst mit der Waffe in der Hand antreten – sich aber am gegenseitigen Töten anderer bereichern oder zumindest ihre Macht erhalten wollen.

Verherrlichung von Gewalt und Selbstjustiz

Hollywood liefert eine Unzahl an Produktionen, die selbstgerechte Rache, Gewalt und Mord verherrlichen, die suggerieren, dass „Gerechtigkeit“ erreicht werden könne, wenn man Recht und Gesetz beiseite legt. Da fällt es schwer, in diesem Umfeld ein Plädoyer zu verfassen, das die Mechanismen offenlegt, die junge Männer zu Handlungen treiben, die sie eigentlich verabscheuen sollten, da sie sie letztlich ihrer Zukunft berauben. So war ich hocherfreut, als ich das Manuskript eines in die Hände bekam, der dieses Plädoyer im afrikanischen Umfeld platziert hat. Das macht es plastisch und glaubwürdig.

Paul Soldan hat ein afrikanisches Märchen geschrieben. Er selbst hatte es nicht so genannt. Ich konnte aber nach der Lektüre nicht anders, als es so zu bezeichnen. Warum ein Märchen? Märchen tragen immer eine Botschaft, oder mehrere, und bewegen sich außerhalb der Realität. Aber nicht so weit außerhalb, dass es völlig unwahrscheinlich erscheint. Das Werk von Paul Soldan hat mich tief beeindruckt. Es ist in einer schönen, angenehmen Sprache verfasst. Es zeichnet Charaktere, die ebenso glaubwürdig aber auch in sich zerrissen erscheinen. Es hat einen guten Wechsel der Tempi. Spannung und ruhige, geradezu poetische Abschnitte sind gut getaktet. Aber das Wichtigste ist die Botschaft über den Unsinn von Hass und Gewalt, die den Leser über einige Volten zu der Einsicht führt, dass es sich nicht lohnt, sich diesem Wahnsinn anzuschließen – und zwar jenseits von Hass und Hetze.

Berührendes Buch: “Sheikhi, ein afrikanisches Märchen

Obwohl ich mir wünsche, dass dieses Werk von allen jungen Afrikanern gelesen wird, erachte ich es für Europäer als genauso wichtig. Es ist nicht schwierig zu erkennen, wie die beschriebenen Mechanismen auch in der „zivilisierten Welt“ ihre Wirkung entfalten. Und es ist auch eine Mahnung an die Menschen in Europa, mit Afrika anständig umzugehen, anstatt aus Gier nach Profit den Frieden auf diesem Kontinent zu hintertreiben. Es wäre schön, wenn dieses Werk dazu beitragen könnte, den ewigen Krieg im Kongo zu beenden; doch nicht nur diesen. Wie der Titel erahnen lässt, geht es auch um den unsinnigen Konflikt zwischen Religionen. Das Potential dazu hat das Buch.

In “Sheikhi, ein afrikanisches Märchen” geht es um Sheikhi, der als Imam das geistliche Oberhaupt eines Dorfes am Rande des afrikanischen Regenwaldes ist. Regelmäßig besucht er einen geheimen und magischen Ort versteckt im Wald. Der Jugendliche Abanga, der nach dem Verlust seiner Familie zu Sheikhis Zögling wurde, folgt ihm, fliegt aber durch sein ungeschicktes Verhalten bald auf. Als Sheikhi daraufhin den Jungen zur Rede stellt, erfährt er, dass sich dieser am kommenden Tag auf den Weg nach Westen in den dort tobenden Krieg begeben möchte. Dafür erhofft er sich den Segen seines alten Mentors, den dieser ihm jedoch verwehrt. Im Gegenteil verbietet Sheikhi Abanga gar den Aufbruch nach Westen und versucht in den folgenden Tagen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Fortan treffen sie sich jeden Morgen am geheimen Platz im Wald und der Imam erzählt dem Jungen von seinem früheren Leben als Söldner, von dem dieser bislang nichts weiß. Im Verlauf von Sheikhis Erzählung gehen beide schließlich auf eine jeweils unterschiedliche emotionale Reise. Es ist ein spannendes und berührendes Abenteuermärchen, welches die Beweggründe sowie den Teufelskreis des Krieges aufzeigt und gleichzeitig eine kraftvolle Friedensbotschaft enthält.


Dieser Beitrag erschien zuerst auf Anderweltonline.

7 Antworten

  1. Wenn euch der Kongo so am Herzen liegt, wieso zieht ihr da nicht einfach hin. Besser als mir hier auf die Eier zu gehen.

  2. Der weiße alte Mann soll sich da bloß heraushalten, sonst ist er wieder ein Rassist.
    Die blühenden Landschaften Afrikas wollen die Ureinwohner so. Wehe ein Weißer mischt sich da wieder ein.
    In Afrika gehört es traditionell zum guten Ton, sich gegenseitig abzuschlachten. Gründe dafür finden sich immer wieder. Das ist da normal. Der alte weiße Mann hatte dem nur einen Riegel vorgeschoben. Aber der ist zum Glück ja nicht mehr da. Jetzt können die Traditionen wieder betrieben werden. Da sollte man sich wirklich heraushalten. Muss man nicht verstehen. Ist halt so.

    1. Sarah Lee Heinrich, Bundesvorsitzende der gruenen Jugend, Papa aus neu Guinea, laengst abgehauen, Lebensunterhalt von ihr und ihrer Mutter, sowie Uni Ausbildung, von den boesen Kartoffeln bezahlt, will alle poessen Weissen “mit dem Besen aus Afrika kehren.”

  3. https://deutschlandkurier.de/2024/01/viktor-orban-wir-lassen-uns-von-der-eu-nicht-erpressen/

    https://web.de/magazine/politik/wichtiger-geld-orban-migration-erpressen-39081778

    „Viktor Orbán: „Wir lassen uns von der EU nicht erpressen!
    Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán hat sich zur Migrantenfrage geäußert. Er stellte klar, dass er sich von der EU nicht erpressen lassen wolle.“

    Pfui, was für eine Aussage zu seiner eigenen Unglaubwürdigkeit ?
    Schaut auf das nachfolgende !

    https://www.nzz.ch/international/und-dann-verliess-orban-den-saal-ld.1770676

    15.12.2023

    „Und dann, kurz vor der Abstimmung, verliess Orban den Saal.“

    Scholz + Orban, für wie dumm halten diese beiden eigentlich die Bürger?
    Es ging letztlich für das umfallen des Geldgeilen aus Ungarn wieder einmal
    um Gelder aus dem Steuertopf, sprich um 10,2 Milliarden Euro Fördergelder !
    Zuvor plerrte der Ungar stetig, er würde gegen eine Aufnahme von Beitragsverhandlungen
    f.d. Ukraine niemals zu stimmen!
    Mit seiner bei der Abstimmung Nichtanwesenheit kam dann die Entscheidung, das
    Beitragsverhandlungen m.d. Ukraine aufgenommen werden konnten.

    Seit dem ist er bei mir unten durch.
    Wer einmal umfällt, dem glaubt man nicht mehr !
    Einmal Fleisch, einmal Fisch und an dem Tag gar nichts mehr, besser sein eigener Verräter
    zu sein für Milliarden EU-Euro-Geldern !

  4. Ich bin mittlerweile 62 geworden und stelle fest, daß es auf diesem wunderschönen Planeten offenbar ständig und offenbar auch überall Streit und Krieg gibt. Natürlich wäre es schön, wenn es auch im hier benannten Kongo friedlich zugehen würde, aber mal ehrlich: Muß ich das wissen? Muß mich das interessieren? Muß ich mich darum kümmern? Jaja, ich weiß. Wenn ich mich nicht darüm kümmere und nicht spende, wird es weiterhin Kinderarbeit geben, die die seltenen Erden mit ihren kleinen Händchen aus der verdreckten Erde rauspopeln müssen. Aber: Wenn ich nun spende, was passiert mit meinen hundert Euro? Bekommt sie der kleine Junge sodaß seine Familie dieses Jahr nicht mehr arbeiten muß und er in die Schule gehen kann? Oder kommt sie auf das Konto von irgeneiner wohlmeinenden, aber letztlich kaum etwas verändernden Gutmenschenbude, die sich dafür einen elektogetriebenen Vierreadjeep kauft, damit der dortige Obermotz sich gut in Szene setzen kann? Ich weiß es nicht. Und schon kommt die nächste Katastrophe: Mal wieder eine überfüllte Färte in Indonesien abgesoffen, ein Bus in Bolivien eine Klippe herabgestürzt, eine bumsprimitive Boko-Haram Truppe überfällt irgendein Dorf um sich frische Sex-Sklavinnen zu organisieren. Die Liste ist endlos. Und überfordert mich. Ich kann und will das alles nicht mehr. Was kann ich dafür, wenn irgendein Arsch in Amerika mal wieder eine Schule zusammenschießt? Und warum berichtet meine Regionalzeitung darüber? Für mich hat das alles nur noch lästigen Pflicht-Unterhaltungswert aber keine Relevanz. “Ist das nicht schlimm mit den toten Kindern, Peter? Reichst du mir mal die Butter bitte.” Too much information. Zurück zum Kongo: Natürlich ist das alles schlimm. Ich überflieg den Artikel, lese nur noch quer, habe begriffen, was los ist, Spende auch, aber in Wirklichkeit?