Donnerstag, 2. Mai 2024
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Ein paar Ostergedanken…

Ein paar Ostergedanken…

Besinnung zu Ostern – mit stets aufgestellten Lauschern (Symbolbild:Pixabay)

Gegenwärtig mache ich mich “publizistisch” eher etwas rarer. Nicht jede Sau verdient es mehr, verbal durchs Dorf getrieben, nicht jede Posse, ausführlich kommentiert zu werden. Was sich in unserer gegenwärtigen Zeit an Groteskem durch alle Bereiche der als Informationsquelle getarnten Mainstream-Medien zieht, ist mit einem einigermaßen gesunden Menschenverstand kaum mehr zu tolerieren. Ein derart beleidigend-absurdes Theater auf ganzer Bandbreite bin ich längst nicht mehr bereit tagtäglich zu sezieren. Angesichts des rapide fortschreitenden gesamtgesellschaftlichen Verfalls hatte ich eigentlich die vage Hoffnung auf Besserung – und zwar mittels quasi zwangsläufig einsetzender Rationalität, erwachendem Bewusstsein, Erkenntnis und Einsicht. Daß diese Zuversicht nicht nur vage, sondern vielmehr naiv war, lässt nun die sogenannte „Nach-Corona-Ära“ noch ernüchternder erkennen, als es die entlarvenden Corona-Jahre selbst vermochten.

Verleugnen von offensichtlichen Realitäten, Verschleiern von Tatsachen, Gaslighting, dreiste Lügen, gepaart mit umfassender intellektueller Schlichtheit auf der einen, der „offiziellen Seite”, jedoch auch plumpe Rechthaberei, Streitlust, geistige Lethargie, sowie Wunschdenken mittels Flucht in Frömmelei, Religion, Esoterik und aberwitzige Verschwörungsmärchen auf der anderen, vermeintlich aufgeklärten „Gegenseite“ sind eine überaus ernüchternde Erfahrung. Wenn je eine gesellschaftliche Spaltung angedacht war, dann hat sie definitiv funktioniert. Quod erat demonstrandum. Selbstverständlich gibt es weiterhin eine Handvoll feinsinniger, wacher, stets kritisch-rational gebliebener Ausnahmen, die auf dem Boden der Realität stehen und sich noch immer kein X für ein U vormachen lassen, wie man so treffend sagt. Ich bin froh und dankbar, sie zu meinen Freunden, Lesern, Bekannten und Inspirationsquellen zählen zu dürfen, das möchte ich an dieser Stelle explizit erwähnen.

Uraltes Fest des Wachstums und Werdens

Gewiß: Ein jeder sucht und findet Halt in ganz verschiedenen Dingen. In Realitäten, Tatsachen, verläßlichen Gegebenheiten und Empirie, wie auch in Märchen, Fabeln und Wünschen. Diese frühlingshaften, gleichsam stillen und milden Tage der Osterzeit laden stets auf ganz eigene Weise zum Sinnieren und Nachdenken ein. Ringsum erwacht die Natur zu neuem Leben, der Duft des Frühlings liegt bereits Tag und Nacht in der Luft, man kann den Knospen beim Aufgehen zuschauen und sieht die Täler und Hügel ergrünen. Bis in die Dunkelheit zwitschern die Vögel und nachts ruft aus dem Wald das Käuzchen nach seiner Gefährtin, während der Himmel von Sternen übersät ist und uns die Unendlichkeit vor Augen hält. Nichtsdestoweniger steht hier ein frischer Strauß aus Haselzweigen im großen Tonkrug im Zimmer und selbstbemalte Eier hängen daran.

All das ist Ostern/Ostara/Eostre für mich: Die uralte Festzeit des Wachstums, der Fruchtbarkeit, des Werdens, des Frühlings, deren viele prähistorische Namen heute niemand mehr kennt – wenngleich wir das Fest als solches noch kennen. Und eigentlich muß ich dieser Zeit auch keinen Namen geben, denn Festlichkeit, Schönheit, Freude, Poesie und Demut waren für mich noch nie religiös-esoterisch konnotiert oder belegt. All diese zutiefst menschlichen Befindlichkeiten sind vollkommen unbedeutend im Lauf der Natur und des Kosmos, dessen Teil wir schließlich sind. Abschließend – weil ich von Sinnieren und Nachdenken sprach – nachfolgend noch ein paar gereimte Zeilen, frei nach dem allseits bekannten, poetischen Vorbild des geschätzten Herrn Goethe. Wenngleich meine Worte ein gänzlich düstereres Bild als der lichte „Osterspaziergang“ des alten Geheimrates zeichnen, so habe ich zumindest versucht, seiner Metrik und Diktion treu zu bleiben. Verzeiht bitte die bedrückende Szenerie – aber die Zeit ist, wie sie ist, und ich trage, wie Ihr wisst, mein Herz stets auf der Zunge. Euch allen wünsche ich dennoch eine frühlingshafte, sonnige und frohe Osterzeit!

Osterrückzug

Von Sinn befreit sind Alltag und Leben,
von Verblendung und Torheit ist verengt der Blick.
In den Tälern liegt Schwermut statt Hoffnungsglück.
Die alte Freiheit in gebrechlicher Schwäche
zog längst sich zum Siechen und Sterben zurück.
Von jenem Lager schickt stöhnend sie nur
ohnmächtige Silben einst hehrer Worte
in tonlosem Seufzen über die brache Flur.
Aber die Büttel und Häscher sind schon vor Orte.
Überall regen sich in Wut und Verachtung,
Verleumdung, Kontrollwahn und mentale Umnachtung.
Doch an Umsicht fehlt’s im Revier.
Es kommt eine blökende Herde dafür.
Schaust du hinunter in die tristen Auen,
um nach einem Rest von Verstand zu schauen,
dann wird dir gewahr und es dringt an dein Ohr:
Aus seinen Ställen quillt nur dumpfes Schafsvolk hervor.

Stets haben sie devot nach Unterwerfung gesucht.
Jetzt leben sie auf, im Erstarken der Zucht,
denn selber züchtigen sie einander so gern.
Befolgen getreu den Befehl ihrer Meister.
Kommen eifrig gekrochen von nah und fern,
an Geist stetig kleiner, in ihrem Wahn dafür dreister.
Sie lügen uns an, sie täuschen und trügen,
mit ihrer im starren Gehorsam verhafteten Haltung
und streben dabei nur nach Zensur und Verwaltung.

Schau dir nur an, wie behänd diese Masse
feindselig auf mahnende Stimmen einschlägt.
Wie selbstgefällig sie richtet und in tiefstem Hasse
ihre Fäuste gegen die Klugen und Weisen erhebt.
Nie werden sie jemals den Wert ermessen,
den die Freiheit für die Zukunft der Aufrechten hat.
Stattdessen prügeln sie sich um ihren Trog mit Fressen,
denn ihre Lust liegt im Dienen und nicht in der Tat.
Verheerend geschwind wächst der Meute Getümmel,
sie reiten uns täglich tiefer hinein.
Denn blinder Gehorsam ist des Volkes Himmel.
Hier bin ich kaum Mensch noch,
hier kann ich’s nicht sein.

8 Antworten

  1. Ich habe heute meiner Frau, wie in den letzten Jahren auch, auswendig den Osterspaziergang rezitiert. Dieses Wunderwerk der Sprache und der Poesie berührt und jedes Jahr immer wieder neu und wir reden dabei über das Wunder des Lebens, des Werdens und Gedeihens, insbesondere im Frühjahr, wenn die Natur wieder erwacht. Leider müssen wir dem o.a. “Osterrückzug” inhaltlich vollumfänglich zustimmen. Hier ist dem Autor in der Verfremdung des ursprünglichen Textes Wahrhaftiges gelungen. Es drückt das Heutige leider nur zu gut aus.

  2. Sehr geehrter Herr Schneidereit !
    Vorab meine Entschuldigung, dass ich Ihnen nicht für Ihr Tätigsein gebührend oft gedankt habe.
    Danke und ein gesegnetes Osterfest,
    Peter Faethe

  3. “Was sich in unserer gegenwärtigen Zeit an Groteskem durch alle Bereiche der als Informationsquelle getarnten Mainstream-Medien zieht, ist mit einem einigermaßen gesunden Menschenverstand kaum mehr zu tolerieren.”
    Dem ist nichts hinzuzufügen. Man hat den Eindruck, diese hirnlosen Subjekte vermehren sich schneller als Blattläuse.

  4. Ich kenn auch einen, vom geschätzten Wilhelm Busch:
    Ein Trinkgefäß sobald es leer macht keine rechte Freude mehr 🙂

    Und als Antwort auf das Gedicht oben:
    Dummheit die man bei Andern sieht, wirkt meißt erhebend aufs Gemüt (Wilhelm Busch) 🙂

    Vielleicht einach mal den Dichter wechseln, wenns gar zu gruselig wird 🙂

  5. Das christliche Osterfest erinnert an die Auferstehung Jesu von den Toten,
    die im Neuen Testament am dritten Tag seines Begräbnisses nach seiner
    Kreuzigung durch die Römer auf Golgatha beschrieben wird. Wir wissen,
    dass das Osterfest bereits im 2. Jahrhundert gefeiert wurde.

    1. Wann das Osterfest “christlich” übernommen wurde ist das Eine – aber es sind uralte, eben “vor-christliche”, dem Christentum eigentlich grundfremde “Fruchtbarkeits-Bräuche” – wie man an Hasen und Eiern sieht!
      (Weihnachten/Wintersonnenwende nach gleichem Muster!)
      Und es sollte Christen generell zu denken geben, dass auch früher Tempel gewaltsam als “christliche Kirchen” okkupiert wurden. Kirchen baute man bevorzugt auf bereits “heidnisch” genutzten Plätzen, was durch Funde bei Grabungsarbeiten immer wieder deutlich wird.

      Dass das Christentum eine durchweg erfundene Religion ist, ist den meisten Menschen inzwischen wohl “klammheimlich” klar geworden, wenn auch ein nennenswertes geschichtliches Bewusstsein dabei fehlt. Sei’s drum. Dass der Islam auf dem arianischen Christentum samt jüdischen Elementen aufbaut und davon abhängig ist/war. Sei’s drum!

      Der gebührenden Anerkennung für ein schönes Gedicht und einer schönen Neu-Schöpfung sollte dies jedoch keinen Abbruch tun ..,