Dienstag, 30. April 2024
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Grüne Salpetersäure

Grüne Salpetersäure

Aufwändige “grüne” Chemieproduktion: Es gäbe Alternativen (Symbolbild:Pixabay)

Nachdem der “grüne Wasserstoff” etwas schwächelt, treibt ihn nun der grüne Ammoniak durch das Dorf der Leichtgläubigen vor sich her: “Grüner Ammoniak” als Energieüberträger, als Treibstoff, der Hoffnungsträger und der Superdünger, der die Menschheit vor dem Hunger gerettet hat. Die ersten beiden Punkte sind falsch, der letzte bedarf der Erklärung.

Eine Pflanze nimmt nur Nitrat auf. Dieses Nitrat wird im Erdreich durch Nitrifizierungsbakterien erst aus Ammoniak gebildet. Das ist die tatsächliche Abfolge der Düngung. Und die historische Entwicklung der Nitrat-/Ammoniak-Chemie verlief genauso. Wilhelm Ostwald, der herausragende Chemiker seiner Zeit, entwickelte sein Salpetersäureverfahren und diente es der Reichskriegsleitung an. Der Bedarf für Salpetersäure war militärisch. Der geniale Stratege Ostwald führte Haber auf den Weg zum Vorprodukt der Salpetersäure – dem Ammoniak. Es tut der Leistung von Dr. Fritz Haber keinen Abbruch, aber ohne die Führung aus dem Hintergrund hätte es sein Verfahren so nicht gegeben (mehr dazu siehe hier).

Etwas über Gewitter

Seit es eine Atmosphäre und somit Wetter gibt, kommt es zu elektrostatischen Aufladungen in den Wolken, die sich anschließend wieder entladen. Im Alltag wird diese Erscheinung Gewitter genannt. Eine sichtbare Erscheinung des Gewitters ist der Blitz. Die Wissenschaft hat über Jahrzehnte Daten gesammelt. Man weiß heute, dass bis zu hundert Blitzentladungen pro Sekunde weltweit auftreten. Es gibt mehr Gewitter in den Tropen als in den höheren Breiten. Allerdings dauern die nichttropischen Gewitter durch Seitenwindversatz bedingt länger und setzen deshalb mehr Energie frei. In den Wolken werden große Energiemengen ausgetauscht, man hat Ströme von über 30.000 Ampere und Spannungen von hunderttausend Volt beobachtet. Das Produkt aus Stromstärke und Spannung ist die elektrische Leistung P, mit der Maßeinheit Watt. Man kann leicht ausrechnen, dass gewaltige Energien im Spiel sind. Die elektrische Leistung der Blitze liegt im Bereich von Gigawatt.

Eine zweite Erscheinung, die durch die Entladung hervorgerufen wird, ist der Donner. Eine schockartige Abfolge von Verdichtungen der Luft. Schallwellen übertragen mechanische Energie in Form von Longitudinalwellen. Schwingungen in der Fortpflanzungsrichtung. Bei einem richtigen Gewitter wackelt buchstäblich die Wand. Etwa die Hälfte aller Blitze entladen sich in der Atmosphäre. Der Rest schlägt auf der Erde oder in Gewässern ein. Es kann auch von der Erde in den Himmel blitzen.

Die Luft brennt

Die hohen Temperaturen lösen chemische Reaktionen zwischen Sauerstoff und Stickstoff aus, die mit den folgenden Gleichungen vereinfachend beschrieben werden können.

N2 + O2 ——-> 2 NO
2 NO + O2 ——> 2 NO2

Es entstehen noch eine Reihe weiterer Stickstoff-Sauerstoff Verbindungen, die alle im Gleichgewicht miteinander stehen. Diese Details sind aber für das grundlegende Verständnis des Vorgangs nicht wesentlich.

3 NO2 + H2O—-> 2 HNO3 + NO
2 No + O2 ——-> 2 NO2, dann reagiert NO2 wieder mit H2O

Die entstehende Salpetersäure regnet mit dem Niederschlag zur Erde ab. Bei einer postulierten Menge von 20 Millionen Tonnen Stickstoffmonoxid pro Jahr, deren Bildung in zeitlich und räumlich begrenzten Arealen stattfinden, sind das 50 Millionen Tonnen Ammonsalpeter. Eine lokale Düngewirkung wäre durchaus möglich. Sehr alte erfahrene Bauern bezeichneten die Wetterlage der frühen Sommergewitter als „wachsendes Wetter“. Junge Mädchen wurden damit verspottet, dass sie noch etwas auf die Sommerweide müssten. Diese alten Bauern hatten nicht nur einen derben Humor, sondern offenbar Gespür und waren scharfe Beobachter.

Die Wissenschaft tritt auf den Plan

Den englischen Forschern Cavendish und Priestley gelang es 1784 erstmals Stickstoffoxide und daraus Salpetersäure herzustellen, indem sie eine Abfolge von starken Funkenentladungen auslösten. Mangels apparativer Möglichkeiten wurden aber keine Versuche zur kommerziellen Nutzung unternommen. Zwar meldete eine Madame Lefèvre in Paris 1859 ein Patent an – „Manufacturing of nitric acid“ – , aber dieser Prozess lag noch weit in der Zukunft. Wie viele Patente, war es nur ein Versuchsballon.

Die norwegischen Chemiker Kristian Birkeland und Sam Eyde bauten 1903 eine Apparatur aus zwei koaxialen wassergekühlten Kupferrohren und erzeugten mit einer Spannung von 5.000 Volt einen Lichtbogen. Dieser wurde mit Hilfe eines Magneten zu einer flachen Scheibe verformt. Durch das entstandene Plasma wurde luftgeleitet. Bei über 3.000 Grad lief die oben beschriebene Reaktion ab und es bildeten sich etwa 5 Prozent Stickoxide. Die Geschwindigkeit des Luftstroms war so gewählt, dass die heiße Zone schnell durchströmt wurde. Damit wurde die Rückreaktion, also der Zerfall des Stickstoffmonoxids unterdrückt. Das Gasgemisch wurde abgekühlt und mit Frischluft gemischt. Das Stickstoffmonoxid reagiert dann im Verlauf von 30-60 Sekunden zu Stickstoffdioxid ab. Die Gasmischung wurde von unten in eine mit Füllkörpern beschickte Glasröhre geleitet und durch entgegenkommendes Wasser zu Salpetersäure aufgelöst.

Grüne Salpetersäure aus Luft und Wasser und grünem Strom

Die beiden Erfinder, insbesondere Sam Eyde, waren auch tüchtige Unternehmer und bauten eine kleine Anlage in Notodden, die im Mai 1905 in Betrieb ging. Später kam eine Großanlage in Rjukan hinzu. Bei der Ansicht des Fabrikgebäudes fallen die mächtigen Absorptionstürme auf, die über vier Stockwerke hoch sind. Sie sind aus Granit gebaut, die Rieselkörper im Inneren bestehen aus Quarz. Die Türme lieferten eine rund 40-prozentige Säure, die durch Destillation aufkonzentriert wurde. Da die letzten Gasreste schwer aus der Abluft zu absorbieren waren, benutze man hierfür Rieselkörper aus Kalkstein, die sich nach und nach auflösten. So erhielt man eine Lösung von Kalksalpeter. Diese Lösung wurde durch Eindampfen zum sogenannten norwegischen Salpeter konzentriert – ein hochgeschätztes Düngemittel.

Kennzeichnend des Birkeland-Eyde-Verfahrens ist sein immenser Verbrauch an elektrischer Energie. Kein Land auf dem Kontinent hätte daran denken können, Strom in solchen Mengen dafür bereit zu stellen. Man trug schon schwer am Frank-Caro-Verfahren zur Erzeugung von Calciumcarbid, an der Chlor-Alkali-Elektrolyse und der wachsenden Aluminiumherstellung; alles wahre Stromfresser. Mehr ging nicht.

Auf längere Sicht nicht kostendeckend

Norwegen mit seinem großen Potential an Wasserkraft bot sich an. Und so begann die Produktion der Salpetersäure aus Luft und Wasser. Unterdessen hatte Wilhelm Ostwald seinen Prozess der Ammoniak-Verbrennung entwickelt, dem es vorerst allerdings noch am Rohstoff mangelte; als aber mit dem Aufkommen des Haber-Bosch-Verfahrens reichlich Ammoniak verfügbar wurde, konnte das Birkeland-Verfahren auf längere Sicht nicht mehr kostendeckend arbeiten. Seine Bedeutung, die ohnehin auf Skandinavien beschränkt war, ging zurück. 1940 wurde die Produktion eingestellt. Die Gebäude der Produktionsanlagen stehen immer noch. Es sind Bauwerke für die Ewigkeit.

Der Birkeland-Eyde-Prozess war ein über viele Jahre hinweg bewährtes Verfahren, mit dem bedeutende Mengen an Salpetersäure und Kalksalpeter hergestellt wurden. Zwar ist es in der Öffentlichkeit nicht bekannt, aber es existieren durchaus Forschergruppen, die sich noch, oder wieder, mit ihm befassen. Es ist vor allem ein Feld für die Plasmatechnologie und die Mikrowellentechnik.

Kräftig auf die Energie-Pauke hauen

Das Birkeland-Eyde-Verfahren leidet vor allem an seinem hohen Strombedarf von 15 Kilowattstunden pro Kilogramm (KWh/kg) Salpetersäure. Zwar ist der Energiebedarf für Ammoniak mit 10 KWh/kg ebenfalls erheblich; durch die Oxidation und Wasseranlagerung entsteht aber aus Ammoniak die 3,7-fache Menge Salpetersäure. Der Energieaufwand für den Ammoniak wird sozusagen verdünnt: NH3 hat eine Molmasse 17g Gramm pro mol, HNO3 eine Molmasse von 63 Gramm promol. Das als Rohstoff eingesetzte Ammoniak würde deshalb mit 2,7 KWh/kg in der Herstellung der Salpetersäure zu Buche schlagen.

Es gibt weitere Großverbraucher für Elektrizität in der Technik, wie die Chlor-Alkali-Elektrolyse, die Phosphorherstellung und vor allem die Aluminiumherstellung, die mit 14 KWh/kg auch kräftig auf die Energie-Pauke hauen. Warum sollte man nicht an einen Neuanfang bei der grünen Salpetersäure denken? Damit könnten bis zu 70 Prozent aller Haber-Bosch-Anlagen und der adäquate Teil der Ostwald-Bauer-Fabriken überflüssig werden. 200 bis 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid entstünden nicht und müssten nicht in die Erde verpresst werden

Bedeutende Energie- und Geldersparnis

Auch für Anton Hofreiter und seine wilde Schar fiele einiges ab: Die Herstellung der Grundstoffe Toluol, Glycerin, Cellulose, Urotropin und Erythrit könnte vollbiologisch gestellt werden. Dann könnte man grünes TNT, Nitroglycerin, Cordit, Hexogen und Penta herstellen – alles für die Ukraine. Die grünen Garden würden die Munition mit dem Lastenrad an die Front bringen, und die Granaten mit recycelbaren Elektropanzern verschossen. Und das alles DIN 22000 zertifiziert. Brechen wir also eine Lanze für das Birkeland-Eyde-Verfahren!

Als Stopp-Signal für alle Feilscher muss man hier die grandiose Verschwendungssucht der grünen Technokraten anführen. Die Idee des grünen Wasserstoffs und des grünen Ammoniaks lebt geradezu davon – nach dem Motto „Die Sonne schickt keine Rechnung“. Die Lieferanten der Anlagen tun das aber sehr wohl – und die Banken, die den Kredit geben, erst recht. Beim von ihnen favorisierten Verfahren elektrolysiert man also Wasser und vernichtet 89 Prozent der Ausbeute in Form des Sauerstoffs. Der erhaltene Wasserstoff, 11 Prozent der Ausbeute, wird verflüssigt, wobei vollkommen inakzeptable Energiemengen verloren gehen. Multipliziert man die Wirkungsgrade der Elektrolyse (65 Prozent) und der Brennstoffzelle (65 Prozent) miteinander (0,65 x 0,65 = 0,42), so wird ersichtlich, dass aus 10 KWh Sonnenstrom in der Wüste 4,2 KWh Strom in Berlin werden – und hierbei sind die sonstigen Verluste noch nicht berücksichtigt.

Orgie der Verschwendung

Die Idee des grünen Ammoniaks beruht darauf, dass man milliardenteure Haber-Bosch-Anlagen baut, nur um eine Mogelpackung zu fertigen, die zu 83 Prozent aus Tara besteht (Stickstoff) und nur 17 Prozent Nettoinhalt hat (Wasserstoff). In Europa angekommen, muss man diese Packung mit noch mehr Energie und Zeitaufwand knacken, wobei der Inhalt verschmutzt wird und das, was übrig bleibt, nochmals gereinigt werden muss. Sollte diese unselige Idee jemals in die Tat umgesetzt werden, würden hunderte Millionen Tonnen australischer Stickstoff nutzlos – aber eben keinesfalls preislich “umsonst” – um die Welt geschippert werden.

Angesichts dieser Orgie der Verschwendung sollte es doch möglich sein, auch dem viel direkteren Birkeland-Eyde-Verfahren noch eine Chance zu geben. Dann würde der Produktionsbaum der Düngemittel mächtig ergrünen.


Dieser Beitrag erschien zuerst auf Anderweltonline.

7 Antworten

  1. Und schon wieder Faeser !

    „Verfassungsschutz, bitte übernehmen Sie den Fall Faeser!

    Der nächste Skandal um die Innenministerin.

    19.10.2023 – 20:55 Uhr
    Author icon
    RALF SCHULER
    Woll’n doch mal sehen, was in den Köpfen unserer Abgeordneten so vorgeht, haben sich die Leute im Bundesinnenministerium (BMI) gedacht und ein Bielefelder Institut mit Nachforschungen über die möglicherweise fremdenfeindliche Gesinnung unter Volksvertretern beauftragt.“

    Lesen Sie weiter unter dem Link.

    Es ist nicht mehr auszuhalten, was sich diese IM erlaubt?
    Das Problem ist das, das der Verfassungschutz dem IM untergeordnet ist und sie
    die Leitung des IM inne hat und der Verfassungsschutz dem IM weisungsgebundn ist.
    Deshalb muss der Verfassungschutz vom IM getrennt werden !
    Es ist auch bekannt das der Präses des Verfassungsschutz in einem besonderen
    Verhältnis zu seiner Vorgesetzen steht, so wie es zumindest in der Öffentlichkeit und
    auf Bildern so rüberkommt !

    Es wird wie stets, nichts passieren und sie wird im einseitig linksorientierten Sinne
    weitermachen wie bisher !

    11
    2
  2. https://www.nius.de/Kommentar/verfassungsschutz-bitte-uebernehmen-sie-den-fall-faeser/478d9031-487e-4b9b-9e8c-e0d67e873698
    „Verfassungsschutz, bitte übernehmen Sie den Fall Faeser!

    Der nächste Skandal um die Innenministerin.

    19.10.2023 – 20:55 Uhr
    Author icon
    RALF SCHULER
    Woll’n doch mal sehen, was in den Köpfen unserer Abgeordneten so vorgeht, haben sich die Leute im Bundesinnenministerium (BMI) gedacht und ein Bielefelder Institut mit Nachforschungen über die möglicherweise fremdenfeindliche Gesinnung unter Volksvertretern beauftragt.“

    Lesen Sie weiter unter dem Link.

    Es ist nicht mehr auszuhalten, was sich diese IM erlaubt?
    Das Problem ist das, das der Verfassungschutz dem IM untergeordnet ist und sie
    die Leitung des IM inne hat und der Verfassungsschutz dem IM weisungsgebundn ist.
    Deshalb muss der Verfassungschutz vom IM getrennt werden !
    Es ist auch bekannt das der Präses des Verfassungsschutz in einem besonderen
    Verhältnis zu seiner Vorgesetzen steht, so wie es zumindest in der Öffentlichkeit und
    auf Bildern so rüberkommt !

    Es wird wie stets, nichts passieren und sie wird im einseitig linksorientierten Sinne weitermachen wie bisher !

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  3. Es ist doch wohl klar, dass der ganze grüne Scheiß weder funktioniert, noch einen Nutzen hat. Er wurde und wird von fehlgeleiteten Akademikern propagandiert und findet gerade bei den ungebildeten Politikern offene Türen. Was die Menschen brauchen, sind intelligente Wissenschaftler, die mit intelligenten Politikern die Zukunft formen.
    Mit den grünen Sozialisten gehts stramm bergab.

  4. Toller Artikel – was daran liegen dürfte, dass der Autor offenkundig etwas von der Materie versteht. Es war eine Freude, im Galopp durch die großtechnischen Verfahren gelotst zu werden – vieles hatte ich längst vergessen. Besten Dank für die kenntnisreiche (Wieder-)Vermittlung.

  5. ein Saupack, das auch Legastheniker in den Bundestag lassen will bringt auch sowas fertig.
    Keinen Schul-oder Studienabschluss, zu dumm zum lesen und dann die große Fresse bis das Land im Arsch ist und der deutsche Michel macht glücklich mit wenn er weiter auf die Malediven zum masturbieren fliegen darf, denn mehr kann man dort nicht machen.