Donnerstag, 2. Mai 2024
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Klopapierkriege und andere Nostalgien

Klopapierkriege und andere Nostalgien

Glorreiche Zeiten – als das Scheißhausbunkern noch zum Krisenalltag gehörte (Symbolbild:Pixabay/Alexas_Fotos)

Wer denkt nicht gerne zurück an schöne Zeiten! Wie war die Welt doch anders – um nicht zu sagen: besser –, als wir alle jung waren. Der Himmel war blauer, die Frauen schöner, das Essen und die allgemeine Stimmung besser. Ein bisschen Wehmut schwingt in diesen Erinnerungen mit, besonders wenn ehemalige Zonendödel in der Ostalgie suhlen und sich die Mauer wieder zurückwünschen – allerdings ohne IM Erika. Und so denkt manch einer gern – vielleicht auch mit einer Träne im Knopfloch – zurück an Ostern 2020 und die wunderbare Zeit des Lockdowns.

Diese Wochen gaben dem anständigen Bürger jede Menge Gelegenheit, das zu tun, was er am besten kann: Ohne Widerwillen gehorchen ohne nachzudenken,  und sich entspannt nach vorne zu beugen, um sich von der Regierung hintertürtechnisch (“Grüße gehen raus an…” usw. usf.) beglücken zu lassen.

Der deutsche Untertan in seinem Element

Jede Maßnahme wurde zuerst vom aufgeklärten und an selbständiges Denken gewöhnten Landsassen tiefgründig analysiert, gewissenstechnisch reflektiert und dann begeistert umgesetzt. Der Kampf gegen das tödliche Virus hatte die deutsche Gesellschaft erfasst. Voller Wohlwollen und mit hingebungsvollem Elan wurden durch die Bank alle sinnvollen Maßnahmen der Politik minutiös umgesetzt.

Kurzum: Während gestresste Manager Unsummen bezahlen, um sich ein paar Tage auf einer Holzpritsche in einer kalten Minikammer und bei lausigem Essen ein „Retreat“ in einem Kloster zu gönnen, schenkte die gütige deutsche Verwaltung dem Bürger – also dem, der für die ganzen Schulden der korrupten Politikerkaste geradestehen muss – dieses Vergnügen einfach mal so. Keine Schule, kein Kindergarten, keine Arbeit im Bürokomplex vor Ort, sondern Homeoffice! Darüber hinaus gab es weitere Alltagserleichterungen: Kein Shopping von Schuhen, Kleidern und Handtaschen; nur Lebensmittel durfte man sich besorgen. Anstrengende Osterfeiern im Kreis der Familie waren ebenso verboten wie die unverhoffte jähe Anwesenheit des Gerichtsvollziehers in den eigenen vier Wänden. Und das Beste: die Schwiegereltern durften leider, leider nicht im Altenheim besucht werden.

Die Zeit vor der Bratwurst

Alle warteten voller Vorfreude auf die staatlich verordnete Bratwurst – und verfolgten im Fieberwahn die ekstatisch-eschatologisch-messianischen Ankündigungen der unserer Politik inhärenten Schmiergeldempfänger eines gewissen aufstrebenden Unternehmens mit Mainzer Firmensitz „An der Goldgrube“. Da sich dieses Heilsgeschehen noch ein wenig hinauszögerte, blieb dem unterbeschäftigten Michel nichts weiter übrig, als sich durch sinnvolle Aktivitäten die Wartezeit zu vertreiben. Was tat er also? Als Seuchenprävention rieb er sich mit Speiseöl ein, wälzte sich in Mehl, bunkerte Nudeln und versuchte, sich auf jede nur erdenkliche Weise Klopapier zu besorgen.

Für diese Situation hatten sich die humorvollen Spielleiter des Pseudo-Seuchen-Szenarios – nach dem Genuß etlicher (damals noch illegaler) brennbarer Papierwürste mit getrockneter Pflanzenfüllung – einige nette Gimmicks ausgedacht: Die von den Erben der Schildbürger so begehrten Grundbedürfnisse wie Speiseöl, Mehl, Nudeln oder Reis und vor allem Klopapier wurden künstlich verknappt. Es gab zwar noch geriebene und gestampfte Insekten in Form von köstlicher Fertignahrung, aber diese wichtigen Bestandteile des Michel-Lockdown-Rituals wurden keckerweise sehr knapp gehalten.

Zustände in den Supermärkten

Die deutsche Gesellschaft ist und bleibt solidarisch; selbst der im Wort “solidarisch” enthaltene Nazi-Wortbestandteil „arisch“ änderte daran nichts. Damals war das an den Regalen und Kassen der Supermärkte klar zu beobachten: Jeder griff sich, soviel er konnte, und diskutierte leidenschaftlich mit der Dame an der Kasse, warum anstatt der sonst üblichen 27 Pakete Klopapier und 13 Flaschen Speiseöl nebst etlichen Kilos Nudeln plötzlich nur noch eine sehr eingeschränkte Grundausstattung dieser „Lebensretter“ käuflich erworben werden durfte.

Mit Vergnügen beobachtete der aufgeschlossene Augenzeuge dann die wiederholten Hamsterversuche einschlägig panischer Kunden für die genau selben Artikel in anderen Supermärkten des Gewerbegebiets: Mit vollem Wagen aus dem einen Markt raus, mit leerem Wagen in den nächsten rein.

Die Lösung der Regierung

Auf Dauer waren diese Zustände eher unhaltbar. Also ermöglichte die Regierung alsbald den frühen Zugriff auf die Bratwurst. Dies brachte sofort Erleichterung in die Situation: Fortan war der Michel nicht mehr damit beschäftigt, Nudeln und Klopapier zu hamstern, sondern mit dem Posten seines Bratwurstatus auf Instagram und Facebook, mit der eifrigen Überwachung der eigenen Nachbarschaft (wer hatte wann wie viele Gäste?) – und der Prüfung von korrektem Sitz und Anliegen der Maskenränder im Gesicht des Mitmenschen.

Ja, ja… was waren das doch für schöne Zeiten!

5 Antworten

  1. Das Auf und Ab gesellschaftlicher Entwicklung dokumentiert sich u.a. in der Qualität ihrer Krisen:
    – die Ölkrise
    – die Dot-Com-Krise
    – die Finanzkrise
    – die Klopapier-Krise

  2. Angeblich hortete der ‘Deutsche Michel’ Klopapier, die wackeren Franzosen dagegen Rotwein und Kondome. So unterschiedlich kann man mit einer PLANdemie umgehen.

  3. Das mit dem Klopapier war eine Verhöhnung. Die Nachricht: Ohne uns könnt ihr euch nicht mal den A. abwischen! Schaut, wie ihr euch benehmt, hamstert, unsozial. Die finale Verhöhnung waren die Affen Pocken. Die Affen, infiziert mit einem Virus des Verstandes. Die eigentliche Krankheit, nur durch intensive Berührungen zu übertragen, für eine Pandemie völlig ungeeignet. Dennoch Panik in den Medien. Eiferer konnten gegen Homosexuelle hetzen. Also alles wie zuvor, nochmals zusammengefasst. Verhöhnt werden wir ständig, wenn man das weiß, sieht man es überall. Man muss dann ertragen, dass die Leute es einfach nicht schnallen, und innerhalb konstruierter Frames denken und diskutieren, statt den ganzen Unsinn über Bord zu werfen, und die Drahtzieher zu ignorieren.

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  4. Der Durchschnittsdödel glaubt das, was er will (und soll) und nicht das, was richtig wäre. Seit Le Bon wissen wir, daß ein Mitglied der Masse quasi zum Honk wird und einfach gerne mitrennt, mitmischt und mitmacht. Offenbar ein Massenmachtgefühl oder so. Was habe ich versucht zu reden, zu argumentieren und zu überzeugen… es war zwecklos. Die Leute haben sich geweigert zuzuhören. Das gipfelte darin, daß auf Partys die Gastgeberin sagte, daß über Corona nicht gesprochen werden durfte. Einfach um Streit zu vermeiden. Okay, das ist jetzt keine schöne Nostalgie, aber… und jetzt kommt ein Spruch aus der Nostalgiekiste: “So war das eben damals.”