Das Ende der Geschichte

Das Ende der Geschichte

Das alberne Kind im finnischen Luftschutzbunker: Sinnbild für Deutschlands Rolle und Ansehen (Foto:Imago)

Anekdotisches aus deutschen Führungsetagen: Staatsbesuch der deutschen Außenministerin Anfang 2023 in Finnland. In einem aus ernstem Anlass aufgesuchten Bunker verfällt Staatsgast Baerbock vor den Augen der erstaunten Gastgeber angesichts gelber Markierungen auf dem Boden plötzlich in ein begeistertes „Himmel und Hölle„-Gehopse. Kurz darauf weiß zuhause Universalminister Habeck vor Millionen besorgter Zuschauer nicht, was eine Insolvenz ist. Am Jahresende dann blickt er wie ein Schweinezüchter ins Uhrwerk eines rechtskonform aufgestellten Haushalts, gewährt aber dafür tiefe Einblicke in den eigenen Haushalt seiner Gefühle. Unentwegt teilt er seiner hormonell einschlägig disponierten Anhängerschaft mit, wie es ihm so geht. Wann ihm ein „Tinnitus“ droht. Dass er sich „von der Wirklichkeit umzingelt“ sieht. Und warum er des Öfteren („Alda!“) einfach „keinen Bock“ mehr hat.

Schon in seinen Büchern mochte er die guten Wölfe und den überraschenden Stromausfall, bei dem man mit der Taschenlampe unter den Tisch kriechen kann. Das geht zu Herzen. Das ist, was uns gefehlt hat. Was sind schon Deindustrialisierung, Wohlstandsverlust und Straßengemetzel gegen Volksvertreter, die direkt einem Vorabendfilm von Rosamunde Pilcher entsprungen scheinen! Politik als infantil-pädagogisches Befindlichkeitstheater. Der Wählerauftrag – er endet als allumfassend angelegte, gut bezahlte Sendung mit der Maus.

Puzzleteile einmal beiseite gelassen

Man nehme sich die Puzzleteile mal beiseite. Da werden Gefährderansprachen gegen Terroristen durchgeführt. Armlängenabstände gegen Vergewaltiger empfohlen. Messlatten, Kaffeefilter und Holzgatteraufstallung gegen Ansteckung verordnet. „Gute-Kita-Gesetze“ auf den Weg gebracht. In Videos demonstriert man das Händewaschen, und ein nationaler Hitzeschutzplan regelt das Aufsuchen von Schatten bei Sommerwetter. Auf Wumms folgt Doppelwumms und zur Erbauung tänzeln sich Abgeordnete durch TikTok. Die Betreuung in der Bundesverwahranstalt ist total. Und vor allem so total menschlich. Wer das alles nun kritisiert, übersieht freilich, dass diese Groteske ziemlich exakt die Fahrtrichtung der gesamten westlichen Welt widerspiegelt. Oben wie unten. Es ist also kein Zufall, wenn der (noch) stärksten transatlantischen Industrienation der Welt, an deren Haupteingang die Freiheit vor sich hin altert, aktuell ein Präsident vorsteht, dem ein Gericht seine demenzielle Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt, ohne dass er seinen Status als alternativloser (!) Kandidat der Demokraten für eine weitere Amtsperiode verlieren würde. Was anderes soll uns das signalisieren, als dass der Geisteszustand des US-Präsidenten keine sonderliche Rolle mehr spielt?

Spätestens an dieser Stelle ist ein Gedankensprung nötig – vom Alltag mit Hoppse-Lenchen, Scholzomat und Sleepy Joe zur Philosophie. Zu Norbert Bolz, den ich als eine Lichtgestalt unabhängigen Denkens seit einiger Zeit aufmerksam verfolge. In der Reihe „Audimax“ des „Kontrafunks“ liefert Bolz eine ganze Reihe scharfsinniger Erklärungen. Es mag für den einen oder anderen anstrengend sein, dem Feuerwerk philosophischer Querverweise, den sprachlich ausgefeilten Wendungen, Zitaten und Prognosen über mehrere Stunden zu folgen. Daher ein knapper Versuch, das Wesentliche wiederzugeben.

Bedrohte Freiheit

Die nicht eben rosige conclusio vorweg: Bolz sieht die Existenz von Aufklärung, Freiheit und Würde des Einzelnen nicht als gesicherte Ausgangsbasis künftiger Gesellschaften, sondern als eine bedrohte Anomalie der Geschichte, die man bestenfalls noch verteidigen könne. Diese Rolle billigt er vor allem einer aussterbenden Spezies zu: Den Optimisten. Zunächst erklärt er aber, was Freiheit ist – und was nicht. Ein Dilemma sieht er in der Fragilität des Freiheitsempfindens. Bolz rammt dazu einige Sätze wie Pflöcke in den geistigen Raum: „Freiheit kann man nicht erklären, man muss sie erlebt haben! Nur wer die Freiheit liebt, kann den Begriff denken. Die Frage, ob der Mensch frei sein kann, versteht nur der, der frei sein kann. Mit Menschen, die nie existenziell Liberalismus erfahren haben, kann man nicht über Freiheit diskutieren. Freiheit muss erlernt werden.

Das Freiheitsgefühl und die damit verbundene Entfesselung der Kräfte ist also nur sehr wenigen überhaupt bekannt. Im Umkehrschluss heißt das, es gibt neben der freien würdevollen selbstverwirklichenden Existenz ein (viel weiter verbreitetes) vor sich Hinleben, sich Bescheiden, sich Führen- und Unterhaltenlassen. Solche Patientenbiographien fühlen sich gut und sicher an. Sie haben keine Auf und Abs. Sie werden von immer mehr Menschen als Normal- oder gar Idealzustand begriffen. Man entdeckt die hörige Genügsamkeit in mehr oder weniger militant vorgetragenen Kommentaren, die kritischen Geistern gern die endgültige Flucht ins Private, weg vom politischen Raum, vom Besitz, von Bewertungen, vom Wettbewerb, vom Engagement, vom Kapitalismus ans Herz legen. Die Freiheit außerhalb der eigenen Lebenswahrnehmung ist vielen nicht nur nicht vertraut; sie ist auch als aufklärerische Errungenschaft und Wert zunehmend unbeliebt. Denn Freiheit schafft Ungleichheit. Sie individualisiert und ruft beim Suchenden womöglich doch die eigene Abhängigkeit schmerzhaft in Erinnerung.

Demonstrieren für Worthülsen

Welten, von denen wir noch nichts wissen, werden aber nicht administrativ, sondern ausschließlich durch den freien Geist entdeckt. Der Verlust der Freiheit wäre also nichts Geringeres als das Ende der menschlichen Geschichte. Die wirkliche Freiheit, erinnert Bolz, entsteht vor allem im Zulassen der Freiheit des Anderen. Während die zum allgemeinen Sympathiekasten verklärte Demokratie nur die Gleichheit will, sichert nur der konkrete Rechtsstaat die nötige Bewegungsfreiheit. Demonstriert wird daher heute gern überall für die Worthülse „Demokratie„. Die Einhaltung des geltenden Rechts als Errungenschaft der Aufklärung steht dagegen so gut wie nie im Mittelpunkt. Grundrechte, gedacht als Abwehrrechte des Bürgers gegen den Staat, sind massiv in Gefahr geraten. Die Gegner der Freiheit – der paternalistische Betreuungsstaat und das Diktat des korrekten Verhaltens – verstärken sich in einer verhängnisvollen Wechselwirkung mit der Bequemlichkeit der Schutzbefohlenen.

Die Patienten gewöhnen sich an ihre festgestellte Hilflosigkeit, ans Betreutwerden und an die innere Zufriedenheit. Der „breite gesellschaftliche Konsens“ gibt die Richtung vor: Fahre nicht Auto! Bleib zuhause! Überlege Dir, ob Kinder noch in die Zeit passen! Iss kein Fleisch! Heize mit Wärmepumpe! Spende Deine Organe! Denk an Deine Schuld! Stelle uns Deine Daten zur Verfügung! Finde Häßliches schön! Verzichte auf Grenzen! Besitze nicht mehr als nötig! Was Du brauchst, definieren und gewähren wir! Zeige Haltung und gehe auf die Straße, wenn wir Dir sagen, dass unsere Symbiose bedroht ist!

12 Antworten

  1. „Freiheit ist die Unabhängigkeit von eines anderen nötigender Willkür“ (I. Kant)

    Da ich über den Gesetzen stehe und mein Leben nur noch nach meinem Gewissen unter Beachtung vom kategorischen Imperativ lebe sind mir die Staatsgewalten inzwischen völlig schnuppe!!!

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    1. Und da hier die Moral normal großer ist, als es die Staatsgewalten von einem verlangen (abgesehen von ihren eigenen Sünden), kommt man mit niemandem in Konflikt.

  2. Wenn ein Schaf frei durch den Wald läuft, dann kann man davon ausgehen, dass es ihm nicht gut geht – bei einem Fuchs würde niemand auf diesen Gedanken kommen.

    Es ist also nicht die Freiheit, sondern das Sozialverhalten, das die Lebensqualität in einer Gesellschaft bestimmt: Ein Teil neigt dem Kollektivismus zu, ein anderer dem Individualismus. Links oder Rechts, das ist also die Frage, die entscheidend ist:

    „Es ist einfach ein vulgäres Verständnis von Freiheit, immer zu denken, Freiheit sei nur rein individuelle Unversehrtheit… Sie vergessen dabei, dass die eigene Freiheit bei der Freiheit des anderen endet und dass die Gesellschaft die Bedingung unserer Freiheit ist.“ – Helge Lindh (SPD) im Bundestag am 26.01.2022

    Wenn das Individuum nichts ist und das Kollektiv alles, dann darf das Kollektiv eben bestimmen, dass Ungeimpfte „gefährliche Sozialschädlinge“ sind (Rainer Stinner, FDP, am 06.08.2021) und dann darf das Kollektiv sie auch völlig legal einer Zwangsbehandlung unterziehen – so wie auch „gefährliche Volksschädlinge“ nach der Volksschädlingsverordnung vom 05.09.1939 einer Zwangsbehandlung unterzogen werden durften.

    Kollektivismus führt ultimativ immer in die Sklaverei. Individualismus führt in die Selbstverantwortung, die selbst im Extremfall des Egoismus noch von Wert ist: Wem nicht geholfen wird, der muss lernen sich selber zu helfen. Darum sind Orang-Utans intelligenter als Schimpansen.

    Der Verlust der Freiheit wäre also nicht das Ende der menschlichen Geschichte, sondern nur das Ende des Individualismus.

    Eine Gesellschaft von Schimpansen würde fröhlich weiter leben.

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    1. <>
      Es ist mir schleierhaft wie man Begriffe wie ‚Links‘ oder ‚Rechts‘ zu verstehen hat.
      Kollektivismus auf einer Seite und Individualismus auf der anderen sind ohne Zweifel Vereinfachungen, welche eben so wenig Klarheit schaffen.
      Kurz illustriert:
      Links = Kollektivismus, darunter fallen solche Phänomene des 20. Jahrhunderts wie Nationalsozialismus, Faschismus (Italien, Spanien und anderswo), Kommunismus, Stalinismus, Maoismus, u.a.m.???
      Was fällt eigentlich unter Rechts = Individualismus?
      Ist es nicht unsinning, irgendeine Ideologie, welche immer der Zustimmung der Massen bedarf, freiwillig oder unfreiwillig, da unterzuordnen?
      Es mag jedem gegönnt sein, der eine klare Meinung zu diesen Begriffen hat.
      Was unbestreitbar ist, es wird schwierig sein, einen Konsens dazu zu finden, und damit werden diese Begriffe zu banalen Schlagkeulen, welche man nach Lust und Laune anzuwenden scheinen kann.
      Heutzutage scheint Links = kritiklose Aneignung der Meinung der Regierenden, Rechts = Dissident.
      Ich befürchte, weder das Eine noch das Andere erlauben zu verstehen, was man mit Freiheit anstreben möchte.

      1. Sie versuchen verschiedene Kategorien gleichzusetzen.

        Kollektivismus und Individualismus sind verschiedene Wertesysteme, die als notwendige (nicht hinreichende) Axiome politisches Handeln von Links bzw. Rechts bestimmen – so haben Sie den Nationalsozialismus auch sofort als „Links“ erkannt, ungeachtet der Bestrebungen von Linken, ihre Verwandten im Geiste als artfremde Rechte hinzustellen.

        Das ist der Vorteil dieser Vereinfachung auf den wesentlichen Kern.

  3. So isser nun mal, der Michel.
    Gefangen in den Ketten der Konformität, einer Falle in die er freiwillig gelaufen ist und die er selbst nicht vom Fuß bekommt, weil eben diese wiederum angekettet ist.

    Damit hat er nur noch einen sehr begrenzten Aktionsradius, die arme Sau.

    Und weil die Freien ihm nun seine Be-grenzt-heit zeigen, ha SS t er sie !!

    Ein Volk mit verstellter Sicht wurde erschaffen, dass sich nicht zur Ordnung rufen lässt, in einer Menschheit die nicht fähig ist, in einer Segens- Kultur zu Leben.
    Wenn ich Geschichte richtig verstanden habe, betreiben wir bestenfalls Schadensbegrenzung an uns Selbst .

    Muss Schluss machen, wollt noch’n Stechen fahren mit den Kumpels im neuen C 68 AMG Benz, dabei „Leyla“ in Dauerschleife hören und bei Blondinen -Witzen, Unmengen Gerstensaft wegspülen.

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    1
  4. https://www.nius.de/analyse/unbekannt-doch-einflussreich-warum-faesers-chef-ideologe-karim-fereidooni-so-gefaehrlich-ist/b9333ded-e602-47e1-8299-5f9428cb6670

    „ANALYSE
    Unbekannt, doch einflussreich: Warum Faesers Chef-Ideologe Karim Fereidooni so gefährlich ist
    Image
    Fereidooni will nicht, dass die Menschen kritisch über Masseneinwanderung sprechen.

    12.02.2024 – 17:59 Uhr
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    FELIX PERREFORT

    Seit der 2015 begonnenen Politik offener Grenzen brauchen die Bundesregierungen Ideologen, die die Probleme der Masseneinwanderung tabuisieren. Zu ihnen gehört Prof. Dr. Karim Fereidooni, Autor des Berichts „Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz 2023“, der in der Verantwortung von Nancy Faesers Innenministerium entstanden ist. Die Aufgabe dieser Ideologen ist es, das Benennen von Zusammenhängen zwischen Problemzuständen und muslimischer Religionszugehörigkeit „wissenschaftlich“ als Rassismus zu brandmarken. Fereidooni ist ein einflussreicher Experte, der insbesondere auf die politische Bildung von Kindern und Jugendlichen einwirkt.“

    Lest im Link weiter.

    Alles vom System bis ins kleinste Detail geplant, durchgezogen, Planziel erreicht?
    Also, traue keinem dieser Glaubens……..und schon gar nicht Politikern, die solche
    Berater ums sich haben.
    Wer nun einfältiger, einspuriger und gefährlicher für die Gesellschaft ist, ein Berater oder eine Blondine, das sollte jedem selbst zu denken überlassen sein!

  5. .
    Jaja, das ist der alte Trick
    der Parasiten, daß sie ihr übergriffiges Treiben
    denen, die unter ihre Fuchtel geraten sind,
    dann noch dreist als Symbiose verkaufen
    und also verklickern wollen …
    .

  6. Während Deutschland verarmt, mit Asylanten geflutet wird und deindustrialisiert wird, fordert der CDU-Politiker Kiesewetter ein Sondervermögen von 300 Milliarden Euro für die Bundeswehr

    CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter spricht sich für eine Verdreifachung des Bundeswehr-Sondervermögens aus – ansonsten sei die Truppe nicht kriegstüchtig.
    https://www.welt.de/politik/deutschland/article250055512/Bundeswehr-Kiesewetter-fordert-Sondervermoegen-von-300-Milliarden-Euro.html

  7. so geht es wenn man Volldepp:innen Politik überläßt – dumpf, blöd, selbstverliebt, korrupt und machtgeil das reicht in unserem untergehenden Land