Freitag, 26. April 2024
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Die Energieversorgung verkommt zu einem “Drecksgeschäft”

Die Energieversorgung verkommt zu einem “Drecksgeschäft”

Schwimmendes LNG-Terminal: Nicht gerade umweltfreundlich… (Symbolbild:Imago)

Schönrechner und „Faktenchecker“ in Aktion: Die österreichische “Exxpress-Zeitung” hatte jüngst die Alternative Flüssiggas (LNG) zu problematisieren gewagt, indem sie den riesigen Energieaufwand zu deren Bereitstellung in Bezug zum Kraftstoffverbrauch von PKW in Bezug setzte. Dabei hat die Zeitung den Ölverbrauch von 20 Gastankern „für die Überfahrt“ (also eine einzige Passage) mit dem ganzjährigen Verbrauch der weltweiten PKW-Flotte verglichen. Eine journalistische Schludrigkeit, die aber täglich mehrfach auch in den „Qualitätsmedien“ zu sehen ist. Natürlich reicht der Flüssiggasverbrauch nicht an den fossilen Verbrauch der ganzen PKW-Flotte heran; dennoch ist die Umweltbelastung erheblich.

Wie die Hyänen stürzten sich natürlich “Correctiv”, der AFP-“Faktencheck” der und andere Besserwisser auf die auch von Facebook verbreitete Meldung – und begingen dabei noch mehr Fehler als die Originalquelle, statt einfach nur auf einschlägige Expertisen wie diese zu verweisen. Ich möchte an dieser Stelle die Besserwisser von “Correctiv” und anderen selbsternannten Wahrheitswächtern und Faktenfindern aufklären.

Nicht minder irreführende Faktenfinder

Erstens sind die Faktenverdreher unseriös, wenn sie die Gastanker nach Europa mit dem Autoverkehr der ganzen Welt vergleichen – denn wenn, dann dürften sie nur mit dem europäischen PKW-Verkehr verglichen werden. Zweitens sind Autos nur zu einem weit geringeren Zeitanteil überhaupt in Nutzung, vielleicht für im Schnitt eine Stunde pro Tag, und nur in dieser Zeit aktiv energiefressend auf der Straße unterwegs – während die Transportschiffe ganztägig auf dem Meer schippern. Drittens reichen 20 oder 30 Tanker eben nicht mehr aus, wenn man russisches Pipeline-Gas durch LNG aus Übersee ersetzen will. Auch die zusätzlichen Tanker müssen eingerechnet werden. Und viertens fahren diese Tanker natürlich nicht nur einmal im Jahr hin und her, sondern jeweils zehn Transporttage an ihren Bestimmungsort und auch wieder zurück – und das insgesamt 15 mal im Jahr (wenn sie 60 Tage in den Häfen liegen).

Hinzu kommt: Auch LNG-Tanker haben einen ölbetriebenen Antrieb, sie können auf dem Rückweg nicht mit halb befüllten LNG-Tanks betrieben werden; das Flüssiggas würde gefährlich schwappen. Und gebaut werden solche Schiffe in Fernost – zumeist Korea, Japan, auch China; weil die Spezialschiffe keine Container transportieren können, müssen auch die Leerfahrten kalkuliert werden.

Geschäfte zu Lasten Dritter

Wie wird wohl die Energie- und CO2-Bilanz jenes Schiffbaus in China aussehen, wenn China “ihr” Taiwan nicht dauerhaft in die Unabhängigkeit entlässt und stattdessen einen Krieg führen würde (so wie auch die Ukraine die beiden Volksrepubliken und die Krim nicht ziehen lassen wollte)? Wer sich in dieses große Geschäft – zu Lasten Dritter, also uns Verbrauchern! – weiter einlesen will, kann sich diese Recherche des Auslandskorrespondenten Gerd Höhler in Athen anschauen.

Mein Fazit: So wie einst der Sklavenhandel ein dreckiges Dreiecksgeschäft zwischen Afrika, Amerika und Europa war, so gibt es künftig das Drecksgeschäft der Energieversorgung ohne Russland: Drecksgas liefern die USA und die Scheichs, mit dem Schiffbau verdient sich Fernost eine goldene Nase, mit dem Transport die griechischen Reedereien, mit der Vermarktung die internationalen Konzerne und europäische Versorger. Und all das bezahlen werden die Endverbraucher. Und auch die deutsche Wirtschaft, die das womöglich nicht überleben wird – dann aber auch kein Gas mehr benötigt.

Dieser Artikel erscheint auch auf der Webseite des Autors.

10 Antworten

  1. Wie ich im Teletext las, trommelt man auch bei uns unsere unendlichen tollen Lagerstätten für Frackingas auszubeuten. Und bei uns bedeute das nicht, dass das Trinkwasser kontaminiert werden würde. Wir würden das Frackingas ökologisch fördern. Meine Frage dazu wäre: Welche ökologisch unbedenklichen Chemikalien will man dafür einsetzen? Gibt es die überhaupt? Und wie teuer soll dann das Endprodukt werden?

    1. Als zu Beginn der Gaskrise erstmals von Fracking in Deutschland die Rede war, las ich, daß es hier große Mengen Gas gibt, die NICHT mit Fracking gefördert werden müssen.

  2. Mit diesen verantwortungslosen Dilettanten, die sich gegen das Volk
    gerichtet haben, geht es nur noch schneller in die Versenkung.
    Diesen Typen ist der Putsch gegen das eigene Volk gelungen und es wird
    kein zurück mehr geben, es sei denn, Teile des Volkes nehmen das
    notwendige selbst i.d. Hand.

    1. Bezüglich Ihres letzten Satzes: Genau aus diesem Grund wurde das KSK (Kommando Spezialkräfte) der Bundeswehr zerschlagen und umstrukturiert. Nicht wegen an den Haaren herbeigezogener Rechtsextremismusvorwürfe.

  3. Lieber Herr Künstle, Sie haben ja recht mit dem was Sie schreiben.
    Aber der Vorwurf “journalistischer Schludrigkeit” fällt in Ihrem Text auf Sie zurück:
    1) zwei mal “in Bezug” in “indem sie den riesigen Energieaufwand zu deren Bereitstellung in Bezug zum Kraftstoffverbrauch von PKW in Bezug setzte.”
    2) “hat” fehlt in “Dabei die Zeitung den Ölverbrauch von 20 Gastankern”
    3) zweimal “reichen” in “Drittens reichen 20 oder 30 Tanker reichen eben nicht mehr aus”
    4) zweimal “fahren” in “Und viertens fahren diese Tanker fahren natürlich nicht nur einmal im Jahr”

    1. Dies war nicht Herrn Künstles Schuld. Die Texte werden stets nochmals redigiert, aber derzeit wegen krankheitsbedingtem Personalmangel manchmal erst nach Erscheinen endlektoriert, wir bitten die fehlende Korrektur zu entschuldigen. Ist nun erfolgt. Danke dennoch für Ihre Aufmerksamkeit!

  4. Deutschland war mit 50% seines Energie-Bedarfs mit der sicheren, bezahlbaren russ. Energie
    Gas, Öl u. Kohle – als Energie knappe Industrie-Nation – Konkurrenzfähig u. Erfolgreich !
    Der für die USA, die NATO., EU-Diktatur u. besonders Deutschland teuere militärische hunderte Milliarden Hilfen u. verpflichteten Zahlungen weiterer Milliarden Gelder für den Wiederaufbau der Ukraine, ist nach dem hausgemachten von den westl. Allierten – wegen Dt. Abhänigkeit von
    Russland – unterstellten Vorwürfen – zum russ. Energie-Embargo als russ. Sanktion übergegan-
    gen! Diese Westl. Bumerang-Sanktion katapultiert die BRD durch geduldete, hausgemachte
    EU-Entscheidung in den wirtschaftlichen, finanziellen Ruin mit Deindustriealisierungen, Insolvenzen , Arbeitslosigkeit u. Staatl. Chaos mit. finanziellem Unvermögen – weiter als Dt. Milchkuh gemolken zu werden !!!

  5. Dank Windenergie hat unser regionaler Energieversorger 25% Gewinn gegenüber dem Vorjahr gemacht und rechnet 2022 mit einem weiteren Gewinn von über 30%, der natürlich direkt an die Aktionäre ausgezahlt wird.

    Der Preis für den Stromkunden hat sich , wie man ja weiß, drastisch erhöht. Wir zahlen also bis die Taschen leer sind.

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