Montag, 9. September 2024
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Die Positiven

Die Positiven

Vollverstrahlt in die Zukunft: Alles super – man muss nur die Realität ausblenden (Symbolbild:Imago)

Es ist wahrscheinlich jedem schonmal in irgendeiner tatsächlichen oder virtuellen Runde passiert: Man macht eine flapsige, zwar kritische und nach eigenem Empfinden völlig harmlose Bemerkung – doch irgendeine als “Everybody‘s Darling” bekannte Figur mit Colgatelächeln schießt unvermittelt wie von der Tarantel gestochen zurück, die Wohlfühltemperatur im Raum fällt in den Eiskeller. Das passiert im Freundeskreis, in Familien, überall und es tut ziemlich weh. Es mag an einem selbst, einer zu kurzen Zündschnur oder einfach der mangelnden Souveränität des Gegenübers liegen. Ganz verschieden. Klar. Mir ist das jetzt trotz meiner relativ diplomatischen Ader so oft widerfahren, dass ich einmal etwas grundsätzlicher über die Ursachen nachdenken möchte.

Meine Perspektive ist dabei die des Ostbürgers. Zwar war hier durchaus der gebotene Zusammenhalt, der berühmte soziale Kitt zu finden; was es aber kaum gab, war der säuselnde Positivismus, der im Westen längst um sich gegriffen hatte. Gemeint ist das, was Ostdeutsche schon in den Achtzigern allgemein mit “westlicher Oberflächlichkeit” beschrieben: Eine aufgesetzte Etikette, die schon Kilometer gegen den Wind die totale Interessenlosigkeit an Gesprächsgegenstand und Gesprächspartner erkennen lässt. Westgespräche im Alltag waren häufiger belanglos als die zwischen Ostdeutschen. Oder sie ließen den unbedingten Zweck erkennen, sich selbst vorteilhaft zu positionieren. Smalltalk statt Schadensbegrenzung. Vorzeigen statt Kommunizieren. Auf den rauen Ton zu verzichten, konnte man sich leisten. Dass Schulkinder sich plötzlich mit aufgesetzter Herzlichkeit zur Begrüßung umarmten, sah man im Osten erst nach der Wende. Überall sah es plötzlich nach Liebe aus. Auf den ersten Blick.

Positivbleiben statt Verbissenheit

Die softe, aber enorm vergiftete Variante dieses Reflexes heißt in der Bussi-Gesellschaft heute „Positiv bleiben!“ In der Sportpsychologie (das Positivsein als Ergebnis von A- und B-Proben mal beiseite gelassen) hat das Positivbleiben längst die Verbissenheit ersetzt. In meinem Leib- und Magensport Volleyball kann man das ganz gut analysieren: Nicht nur nach erfolgreichen, sondern auch nach misslungenen Aktionen werden seit einigen Jahren gleichbleibende Rituale vollführt. Man sucht den Körperkontakt, bildet Kreise, haut sich aufmunternd auf die Schulter ruft sich ein sinnbildliches „Auf geht’s!” zu. So versucht man, negativen Energien keinen Raum zu geben. Das kostet Zeit. Nicht selten auch Konzentration. Wird aber durchgehalten. Mitunter führt das zu einem absurd anmutenden Schauspiel, bei dem hoffnungslos unterlegene Mannschaften wortlos lächelnd und tänzelnd ihrer eigenen Vorführung beiwohnen – ganz so, als ob sie nicht für Pokale, Medaillen und Anerkennung, sondern eben für Ringelpiez mit Anfassen trainiert hätten.

Auch der allzu offensichtlich durchbrechende, unbedingte Siegeswille, wie er noch ab und zu bei russischen oder chinesischen Trainern zu beobachten ist, gilt im Westen längst als unschicklich und peinlich. Auf allzu leicht erkennbare Testosteronschübe wird lieber verzichtet. Und wenn sie doch mal unvermittelt durchbrechen – so wie beim Trainer der deutschen olympischen Hockey-Artistinnen, der in einem Rückgriff auf vergessen geglaubte Zeiten einer seiner Spielerinnen mit einem emotional-herzhaften “Anne, halt jetzt die Fresse!” zu mehr Aufmerksamkeit gemahnte, dann tobt am nächsten Tag das skandalaffine Netz. Nicht selten endet ein solch unkorrekter Sekundenschlaf heute im Berufsverbot.

Kritiker verbreiten “miese Laune”

Positiv bleiben!“ ist eine Zeitgeistfloskel geworden. So wie „Sei Du selbst! Bei sich bleiben!“ „Positiv gebliebene“ Sportler haben gezeigt, dass man Siege auch ohne freigelassenen Ärger einfahren kann; insofern haben das Herunterschlucken von Frust, die Aufmunterung, die aufrechte Körpersprache und das Lachen im Leistungssport ganz sicher ihre Berechtigung. Wird das Positivbleiben allerdings zum Selbstzweck – Hauptsache “Dabeisein und Spaß haben” –, dann kann es nicht nur den Ehrgeiz völlig zum Erliegen bringen, sondern jede noch so sinnvolle Kursänderung hinter einer Kulisse des ewigen Sonnenscheins verhindern. Und damit bin ich nach langem Anlauf beim eigentlichen Thema angelangt. Ganz schwierig wird es nämlich, wenn der kategorische Positivismus als Abwehrschild gegen Kritiker im politischen Diskurs herausgestellt wird. Gemeint ist, wenn Migrations-, Coronamaßnahmen- oder Regierungskritiker schon bei leisesten Anflügen von Missfallen sofort als schlechtlaunig, verbiestert und unlocker gegeißelt werden.

Reg Dich nicht auf! Interessiert mich schon lange nicht mehr! Was tust Du dir das immer noch an! Geh mal spazieren!“ So lauten die herablassenden Imperative der Unberührbaren, mit denen Du sofort allein im Regen stehst. Universalkeulen für jeden, der es vorzieht, seine Unbedarftheit, Konfliktunfähigkeit, Feigheit und Harmoniesucht hinter einer coolen Fassade zu verstecken. Es spart jede Menge Anstrengung, die Kritiker zum „Positivbleiben“ zu ermahnen. Das Perfide dieses rhetorischen Instruments ist die Erkenntnis des Adressaten, dass er sich mit seinem Engagement dank solcher „Mitstreiter“ selbst schadet. Nicht wenige, so mein Eindruck, zahlen für ihr jahrelanges emotionales Anrennen gegen die Dank der Schützenhilfe aus genügsamen Gutelaunemenschen, Opportunisten und fröhlichen Wendehälsen möglich gewordenen, verheerenden Entwicklungen einen extrem hohen Preis: Misanthropie. Gravierende gesundheitliche Probleme. Vorzeitiger Tod. Undank als Weltlohn. Es sind die Schattenseiten des Positiven.

10 Antworten

  1. “Westgespräche im Alltag waren häufiger belanglos als die zwischen Ostdeutschen.”

    Eine solche allgemeine Aussage ist doch sehr gewagt. Hat der Autor alle Gespräche im Westen und im Osten mitgekriegt, und sie miteinander verglichen? Natürlich nicht. Kann er ausschließen, dass sich Westdeutsche ihm gegenüber nicht so offenherzig gegeben haben wie unter ihresgleichen? Natürlich nicht.

    Ich hatte auch noch kein wirklich tiefes Gespräch mit einem Ostdeutschen, aber ich käme niemals auf die Idee, daraus den Schluss zu ziehen, allen Ostdeutschen mangele es an Tiefe.

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  2. Ich habe mich da schon sehr viel früher ausgeklingt. Nicht gerne. Ich hätte die Kontakte gerne aufrecht erhalten aber ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich habe immer noch Kontakte aber die werden durch meinen Nachwuchs herbeigeführt.
    Also nächsten Sonntag Probe. Wir werden 9 sein. Übernächsten Sonntag auch, da sind wir 12 und ihr müsst das Schlagzeug aufstellen. Und üb noch mal. Also Kinder können das Leben auch ganz schön am laufen halten.

  3. Wenn ganze Parteien von diesem falschen Zeitgeist befallen sind und die dann noch in einer Regierungsverantwortung stehen, macht sich das auch bemerkbar: Ideologische Geisterfahrermentalität, 80% der Bürger mit anderer Meinung müssen bekämpft werden, selbst Erkenntnisse wie “Wir sind von der Realität eingeholt” führen nicht zum Umdenken, usw.
    Mit gesundem Menschenverstand ist das dann nicht mehr nachvollziebar. Bekannterweise stinkt der Fisch vom Kopf aus und wenn dieser Kopf in der Regierung mitmischt, dann braucht man sehr viel positiven Optimismus (womit wir wieder beim Thema wären) oder eine festen Glauben an unseren gerechten Gott, um zu wissen, dass jeder Irrsinn auch ein Ende hat.

  4. Also wenn ich mich als Versager fühle, dann streng ich mich mehr an bei dem was ich tue oder ich mach was anderes. Ich bin in meinem Leben noch nie auf die Idee gekommen den Ossis dafür die Schuld zu geben. Was sollte das bringen?
    Ich als Wessi rede nicht mit Ossis, weil mir ihr Gejammer auf den Senkel geht….wenn ich den Ostdialekt höre, bin ich weg, genau wie bei allen anderen Fremdsprachen :))

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  5. Das Problem ist, dass die Wessis schon einen Schritt weiter sind. Wir haben im Schlaraffenland gelebt und wissen das es nicht glücklich macht, dass egal welches, kein politisches Staatensystem das Leben lebenswert macht und es zu Glück führt, deshalb wenden wir uns davon ab und suchen Glück und Zufriedenheit in uns selbst. Der Ossi glaubt immernoch an seinen gelobten Westen und ist enttäuscht dass er im Westen keine Heilung erfuhr sondern statt dessen die Pest in denselbigen getragen hat. Der Westen ist tot, findet euch damit ab, hört auf zu jammern und macht was aus eurem Leben wie alle anderen Erwachsenen auch. Der Ossis ist noch nicht ganz von der staatlichen Mutterbrust entwöhnt, für ihn ist ein Leben ohne Staat nicht möglich deshalb rennt er immernoch gegen die Windmühlen an….meine lieben Ossis, das haben wir halt schon hinter uns. Aber irgendwann habt ihr uns eingeholt und dann können wir endlich mal auf Augenhöhe miteinander reden. :))

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    1. Sie scheinen völlig autark zu leben. Sie müssen ein Landwirt sein mit großem Bauernhof und Solaranalage auf dem Dach und einen riesgen Berg Scheiße, für das Biogas im Winter.

      Es ist ja gut, wenn sie in sich gegangen sind und Erleuchtung gefunden haben. Sie haben auch absolut recht darin, dass Jammern nicht hilft. Sie zahlen keine Steuern an Habeck und das Finanzministerium?

      Wer ist denn “WIR”. Ich lebe seit 25 Jahren im Westen und alle machen das, was ihr Boss sagt.

      Und bekanntlich haben die Grünen in den westdeutschen Städten die meisten Wähler.

      Aber vielleicht haben Sie recht, im Westen geht die Sonne unter, im Osten geht sie auf.

      Der Westen war das Scharaffenland?
      Ich dachte, hier musste härter und fleißiger gearbeitet werden?
      Die Polizei hat schon früher Demonstranten verprügelt. Oder war das nur so was wie Sado-Maso?
      Ich habe so viele Lebensläufe gelesen, von vielleicht über 1000 Menschen über so viele Jahre hinweg, auch so viel Schicksale von Wessis aber auch Menschen anderer Herkunft, die waren alle nie in einem Schlaraffenland.

      Oder sind Sie in ein Kloster eingetreten und haben zu Gott gefunden?

      Dann müsste ich aber so etwas wie Barmherzigkeit in Ihren Worten finden.

      Meine persönliche Vermutung behalte ich aus Höflichkeit zurück, aber meine Augenhöhe können Sie gar nicht erreichen,

      Ich frage mich nur, was Sie bei Petrus an der Pforte sagen, wenn da schon Ossis sind, die nur Bruchteile von Sekunden vor Ihnen als Folge Pistorianischer Kriegsfähigkeit atomar verdampft sind.

      Sagen Sie dann, ich gehe lieber in die Hölle als mit Leuten mit einem anderen Dialekt zu sprechen?
      Waren Sie mal in München und haben eine Person mit echtem Dialekt kennengelernt. Mei, da werden Sie gar nix verstehen, fürchte ich. Oder richtiges Plattdeutsch.

      Außerdem gibt es heute so viele junge Ossis, die sprechen Hochdeutsch und noch andere Sprachen;-)
      Ist halt eine Frage der Erziehung im Elternhaus und der Bildung.

  6. Die Ossis glauben immernoch wie ein Kind, alles Glück käme von aussen, ein erwachsener Mensch mit genitaler Charakterstruktur weiss, dass es von innen kommt….und ist es dort verwirklicht, ist es in der Lage das außen zu ändern. Geist-Materie-Verbindung. Glückseeligkeit ist NICHT der Lohn der Tugend, sie ist die Tugend selbst!!

    1. Genitaler Charakterstruktur? Köstlicher Lapsus;-). Also Schwanz-gesteuert?
      Oder ist das eine Spätfolge von Syphilis? Progressive Paralyse schon erreicht?

      Entschuldigung, es war einfach zu verlockend.

      Ich hoffe, Sie können das Ritual des Aufsteigens noch erleben.

  7. Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Kommunikation in der früheren DDR und der in der BRD und dem heutigen System des woken Scheins und der geistigen Verwirrung.

    Im Osten wurde im privaten, also auch bei großen Famielienfesten aber auch anonym etwa bei Zugreisen sehr viel über die Arbeit, die Probleme in den Betrieben und im Handel gesprochen. Das Thema Geld war kein Tabu.
    Man wusste, was die Leute verdienen. Und mancher Vertreter der Intelligenzia bekam Feuer unterm Hintern von den Arbeitern, bezüglich der Dinge, die nicht funktionierten.

    Ansonsten sind die Themen gleich gewesen, lustige oder spannende Erlebnisse, die Kinder, Krankheiten, Reisen. Die Gefahren des Lebens werden ausgelendet.
    Der Kalte Krieg war permanent, Deutschland war immer der Gefahr ausgesetzt, vollkommen ausgelöscht zu werden. Diese Dinge werden verdrängt, weil die Ohnmacht bewusst ist und weil der Mensch hofft, dass es nicht passiert. Wir wssen heute, es hätte passieren können, es war Zufall der den Atomkrieg hätte auslösen können und es war genau die mutige Tat eines einzigen Menschen, der nicht nach Vorschrift gehandelt hat und damit den Atomkrieg verhindert hat.
    Heute behaupten die Meinungsforscher, Pistorius wäre der beliebteste Poitiker in Deutschland.

    Da bin ich mir aber ziemlich sicher, dass das statistisch hochsignifikant nicht für die Ostdeutschen gilt, es sei denn die Person ist Teil der Lügenmedien oder des Parteienkartells geworden.
    Korruption ist keine Frage der Herkunft, sondern der Gelegenheit.

    Und da sollte jeder überzeugte Wessi ins Grübeln kommen.
    Also ich kenne die Defizite im Osten und will diese nicht beschönigen, wenn jemand betrogen werden kann, dann gibt es immer ein Mitverschulden.
    Wer glaubt, dass andere ihn retten würden, muss sich nicht wundern, wenn die Welt ganz anders aussieht, als versprochen wurde.

    Das gilt aber auch für die Wessis, die massenhaft auf Angela Merkel hereingefallen waren.

    Wenn früher Menschen mit Ost-Sozialisation und West-Sozialsation aufeinander prallten, wurde oft der Besserwessi herausgekehrt, selbst wenn der wenige Jahre später Insolvenz anmelden musste.

    Im Westen sind heute noch einige Dinge tabu. Fast in jedem Arbeitsvertrag steht hier etwas von Geheimhaltungspflichten.
    Auch über Geld spricht man nicht, höchstens wo es mal gute Angebote gibt.
    Politisch ist der Wessi mehr vom Mainstream beeinflusst, der Ossi musste lernen zwischen den Zeilen zu lesen.

    Im Osten war es selbstverständlich, dass reale Werte nur in der Produktion entstehen können, im Westen habe die meisten eine sehr subjektive und unklare Vorstellung über das Geld ud was Wert überhaupt ist.

    Ich will das gerne belegen, auch wenn ich das weiter unten genannte Dokument erst vor wenigen Minuten überflogen habe und deshab nur eine erste unvollständige Bewertung möglich war.
    Zumal ich hier keine Vorlesung halten kann und mir ist es lieber, die Menschen machen sich selbst Gedanken.

    Es werden ja nicht nur von mir Überlegungen zu einer freien demokratischen Gesellschaft vorgenommen.

    Es fanden ja heute in Berlin wieder Demos statt, auch noch von solch dummen Leuten, wie einigen Omas, die nicht merken, dass wer sich an die Seite der Ampel-Regierung stellt, faktisch wie ein Feind der Freiheit und der Wahrheit handelt.

    Aber bei den Demos geht es ja nur um Protest, nicht um Lösungen.

    Peter Heisenko bewirbt seine Idee einer humanen Marktwirtschaft. Nun ist tatsächlich mal etwas mehr frei zugänglich veröffentlicht worden. Da habe ich lange warten müssen.

    https://www.anderweltonline.com/wirtschaft/wirtschaft-2024/edelmetalle-co-bastionen-gegen-den-drohenden-finanzkollaps/

    Am Ende des Artikels kann ein PDF herunter geladen werden zu der Idee einer HMW.

    Ich habe es bisher nur überflogen. Ein ziemlicher Fake.

    Da gibt es weiter Zinsen, Aktien und die Börse, die Rente wird abgeschafft, aber Firmenrenten gibt es noch.
    Keine MWSt aber 10 % Abgabe auf Produkte zur Finanzierung der Krankenheitskosten.
    Es gibt weiter Banken und da war was von Einziehen von abgelaufenen Geldscheinen?

    Eine rein semantische Verklärung des bisherigen Kapitalismus. Keine wirkliche Alternative.
    Der Wertspeicher wird aus dem gefüllt, was die Leute nicht verkonsumieren, das sind also die Ersparnisse.

    Da muss es Teile geben, die bleiben im Besitz der Person, aber da kann auch was verfallen bei Tod.

    Das einzige Positive, Haisenko will damit das FIAT-Geld abschaffen.

    Er beseitigt aber nicht die Spekulation und die Inflation. Ich shen nicht, wie sich so ein System gegen Finanzsanktionen etwa der USA schützen kann. Selbst China und jetzt gerade die Türkei können von den USA zu Dingen gezwungen werden, die sie so gar nicht wollen.

    Auch Frankreich beklagt, das Deutschland wieder zum kranken Mann Europas geworden ist, verschweigt aber die tatsächlichen Ursachen. Nun, dass es mit der Automobilindustrie abwärts geht, hat natürlich auch mit grüner Politik zu tun, aber nicht nur.

    Was die Höhe der Einkommen bestimmt, wird bei Haisenko nicht ausgeführt. Es gibt natürlich eine Menge richtiger Aussagen, nur kann das Modell die postulierten segensreichen Ansprüche gar nicht erfüllen.

    Also werden die Leute motiviert, ihr Geld auszugeben, für Konsum?
    Das scheint seine Interpretation von Gesell zu sein. Und aus dem Wertspeicher kriegen alle das gleiche Grundeinkommen. WEltweit?

    Kann die Funktion des Wertspeichers nicht eine nationale Zentralbank besser wahrnehmen?
    Braucht man dann noch andere Banken?

    Und wie sorgt man dann für die eigene Rente vor? Es wird eingangs von Solidarität geredet, deshalb wurde ja die gesetzliche Rente eingeführt, eben auch, weil nicht alle Menschen so gestrickt sind, etwas freiwillig fürs Alter zurück zu legen.

    Gut es gibt auch eine Gemeinsamkeit mit meinem Modell, es gibt bei mir eine Grundsicherung, bei Heisenko ein Grundeinkommen. Aber wie er es schafft, das es nicht die negativen Wirkungen eines BGE entfaltet, habe ich nicht finden können. Heisenko will den Zins abschaffen unddie Steuern und führt dann ein allgemeine Abgabe von 10% ein. Das sind doch rein semantische Verbiegungen.
    Aktien und Mieten bleiben Geschäftsmodelle der Aneignung ohne eigene Leistung.
    Hat Haisenko nicht verstanden, dass genau diese Aneignung des Mehrwerts die Quelle des Zinses immer schon war, gerade als es noch wertstabiles Geld mit Golddeckung gab?
    Auch ohne FIAT-Geld ist Inflation möglich durch Erhöhung der Preise.

    Ich bin aber nie davon ausgegangen, dass eine Grundsicherung für alle der gleiche Betrag sein kann.
    Das ist bei mir ein Prozess, der einer demokratischen Konsensbildung in der Gesellschaft bedarf.
    Außerdem muss sichergestellt werden können, dass diese Mittel nicht willkurlich für andere Zwecke verwendet werden können.

    Wer lernen und studieren will, eine Ausbildung macht, da werden unterschiedliche Kosten anfallen.
    Inwieweit Behinderte einen Sonderbedarf brauchen, bedarf der Evaluation. Das nur mal auf die Schnelle.
    Menschen sind nicht gleich, manche brauchen mehr Zeit, um sich Fähigkeiten anzueignen, wo anderen das zufällt.. Deshalb bin ich für ein Rahmenmodell, dass jedes Land und jede Region nach seinen eigenen Bedingungen und Erfordernissen die Dinge regeln kann.

    Den Begriff der Selbstverwaltung finde ich in dem Text nicht.

    Die Fragen der digitalen Revolution, der zunehmenden Automatisierung werden nicht behandelt.
    Dabei ist doch Herr Haisenko ein technisch gebildeter Mensch. Er weiß, was ein Autopilot ist und es gibt inzwischen Bestrebungen den Co-Piloten wenigsten partiell abzuschaffen.

    Das alles wären Dinge, die wir heute im gemeinsamen Deutschland öffentlich besprechen müssten und wie können wir uns von falschen Priestern und Finanzbetrügern befreien, wie können wir eine öffentlich gesellschaftliche Superintelligenz durch Transparenz und ehrliche Kommunikation entwickeln.

    Wie werden wir die Vasallenregierung und die Rosstäuscher in Berlin und in Brüssel los?
    Und wer soll dann die Richtlinienkompetenz der Politik ausüben?

    Das mit der Schwarmintelligenz war ja ein riesiger Reinfall, von einem Professor erfunden und von vielen nachgeplappert. Der Herdentrieb ist beim Menschen so das Schlimmste, was eben der Demokratie gar nicht nutzt, sondern zur geistigen Verdummung beiträgt.

    Werden die belohnt, die viel ausgeben? Nachhaltig ist das nicht.

    Also das ist ein Gedankenkonstrukt, aber nichts was demokratisch entwickelt und lebendig ausgestaltet werden kann.

    Ein nachdenkliches Wochenende.

  8. Top, dieser Artikel. Genau dasselbe ist mir im Bekanntenkreis oft widerfahren. Mitunter auch von Kritikern: “lass doch, bringt nix”, usw. Ich habe mir inzwischen ebenfalls diese Abstandsmentalität zugelegt. Ein Bekannter von mir meint immer: “Alles ist ein Pendel der Energie. Schwingt es in die eine Richtung, kannst du nicht dagegen angehen. Dann brennst du aus”. Der Autor hat mit diesem persönlichen Artikel auf ein Problem hingewiesen, das nicht ohne weiters auflösbar ist.