Harry Heine über das Bundesbauministernde

Harry Heine über das Bundesbauministernde

Klara Geywitz (SPD), das Bundesbauministernde (Foto:Imago)

Jetzt hatte ich gedacht, ich könne mich zurücklehnen und friedlich, besinnlich und tiefenentspannt im Kreise meiner Lieben den Jahresanfang begehen, da flattert mir ein Artikel vom „Spiegelnden” über das Bundesbauministernde auf die Festplatte. Und sogleich fielen mir die spöttischen Worte von Harry Heine aus Düsseldorf ein, die er in seiner Eloge “Deutschland – ein Wintermärchen“ für uns erhalten hat und der noch heute Bände spricht (bevor elende Zensoren und selbsternannte „Fakten-Tscheka” den Versuch unternehmen werden, bald auch diese geistig-literarischen Perlen aus dem kollektiven Gedächtnis zu streichen).

Doch der Reihe nach. Worum genau geht es? Das Bundesbauministernde, das Geywitz der Nachkriegsgeschichte, erklärt im „Spiegelnden” den Bürgernden, dass es sich lohnen könne, die Heizung schneller zu tauschen und keine neue Gasheizung mehr einzubauen. Ein paar Sätze später erklärt das Ministernde dann über seine eigene Heizung, es wolle seine Gasheizung vorerst nicht tauschen, sondern erst dann, „wenn sie unreparierbar kaputt” sei. Denn „nachhaltig” sei auch, Dinge möglichst so lange zu nutzen, wie sie funktionieren, fügte das Bauministernde hinzu.

Und hier kommt nun der gute alte Harry Heine ins Spiel: In seiner Eloge “Deutschland – ein Wintermärchen“, die 1844 von ihm als Gegenstück zu seiner Ode “Atta Troll – ein Sommernachtstraum“ (1841/1843) konzipiert wurde, schildert er, wie er mitten im Winter, von Paris kommend, nach Hamburg reist. Auf diesem Weg setzt er sich satirisch mit lokalen und deutschen Befindlichkeiten auseinander.

Wasser predigen, Wein saufen

Bereits in “Caput I“, dem ersten Kapitel, finden wir den denkwürdigen Abschnitt, den er – weil das Gendern damals noch nicht entwickelt war – noch ganz rückständig unter Gebrauch des generischen Maskulinums schrieb:

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.

Noch treffsicherer als Harry Heine mit diesen vier Zeilen, kann man die Groteske unserer Bundesbauministernden wohl nicht aufspießen.

Apropos, nur um Irritationen der Leser zu vermeiden: Um zu verdeutlichen, wie bescheuert Partizipialformen sind, wenn sie eingesetzt werden, um das schöne grammatische Maskulinum in unserer Sprache zu ersetzen, habe ich mich bei diesem Text bemüht, meine Verachtung dieser Übung durch konsequentes Anwenden dieses Konstruktes auszudrücken, indem ich die Groteske dieser Sprachkrämpfe einmal offensichtlich mache. Keine Sorge, auf Ansage! wird auch weiter nicht gegendert. Ich bitte deshalb um Entschuldigung für diese bedauerlichen Sprachkrämpfe und wünsche den Lesern ein frohes neues Jahr!

18 Antworten

  1. Sie sollte erst einmal darauf achten, das alle Rathäuser und Ämter dieses Gesetzt befolgen. Das wäre als Vorbild für den kleinen Mann doch gut!
    Aber in den staatlichen Buden und Rathäusern wird dieses Gesetz mit tausendprozentiger Sicherheit nie umgesetzt werden. Da der ganze idiotische Quatsch viel zu teuer werden würde!

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    1. Die Deutschen sind größtenteils Duckmäuser und in den Amtsstuben herrscht der vorauseilende Gehorsam, was sich deutlich schon jetzt in den amtlichen Schriftsätzen zeigt. In der Industrie ist es nicht besser. Es hat sich nichts geändert zu der Zeit 33 – 45, außer daß die Diktatorenanzahl gestiegen ist. Inzwischen kann jeder Depp in seinem Resort seine Ideologie od. besser Idiotie umsetzen.

    2. Wärmepumpen sind in den älteren Häusern nicht nur zu teuer, sondern auch vollkommen ineffektiv. Die „Ministernde“ weiß das natürlich, sagt es aber nicht, sondern schiebt andere Gründe wie Nachhaltigkeit vor.

  2. Es wäre ja auch noch schöner, wenn das Ministerle diesen Senf dem Kabinett präsentieren würde und um Abstimmung bittet:

    Wer ist für Heizungstausch, wenn nicht unreparierbar kaputt?

    Ja
    Neun

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  3. Da zitiert der/die/das Autorende aber mit Heine einen ganz bösen und schon zu Lebzeiten u. a. in Preussen verbotenen Schriftstellerende*n:
    „Friedliche Gesinnung. Wünsche: bescheidene Hütte, Strohdach, aber gutes Bett, gutes Essen, Milch und Butter, sehr frisch, vor dem Fenster Blumen, vor der Türe einige schöne Bäume, und wenn der liebe Gott mich ganz glücklich machen will, läßt er mich die Freude erleben, daß an diesen Bäumen etwa sechs bis sieben meiner Feinde aufgehängt werden – Mit gerührtem Herzen werde ich ihnen vor ihrem Tode alle Unbill verzeihen, die sie mir im Leben zugefügt – ja, man muß seinen Feinden verzeihen, aber nicht früher, als bis sie gehenkt worden. – Versöhnlichkeit, Liebe, Barmherzigkeit.“
    „Ich bin nicht vindikativ – ich möchte gern meine Feinde lieben; aber ich kann sie nicht lieben, ehe ich mich an ihnen gerächt habe – dann erst öffnet sich ihnen mein Herz. Solange man sich nicht gerächt, bleibt immer eine Bitterkeit im Herzen zurück.“

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    1. Harry Heine über den Preussenadler (er war ja Rheinländer 😉 ):
      „Zu Aachen auf dem Posthausschild sah ich den Vogel wieder,
      der mir so tief verhasst! Voll Gift sah er auf mich nieder!
      „Du häßlicher Vogel! Wirst Du einst mir in die Hände fallen,
      so rupf`ich Dir die Federn aus und hacke Dir ab die Krallen!
      Du sollst mir dann in luftger Höhe sitzen
      und ich ruf zum lustigen Schießen herbei die rheinischen Vogelschützen!“ – Klar, dass er im vorrevolutionärem Preussen verboten war!

      Harry Heine über das Guillotinieren:
      „Das Guillotinieren, erklärete ich ihm (Anm. : Nämlich dem Kaiser Barbarossa, mit dem er am Kyffhäuser sprach), ist eine neue Methode,
      womit man Leute jeglichen Stands vom Leben bringt zu Tode.
      Du wirst hier an ein Brett geschnallt, das senkt sich, Du wirst geschoben –
      zwischen zwei Pfosten. Es hängt ein dreickiges Beil ganz oben.
      Man zieht eine Schnur, dann saust herab das Beil ganz lustig und munter –
      bei dieser Gelegenheit fällt Dein Kopf in einen Sack hinunter!“
      Ja, Sie haben Recht! Wir brauchen heutzutage viel mehr wortgewaltige Spötter wie Harry Heine…

      1. Hört sich ja lustig an.
        Ändert aber nichts an der Tatsache, dass Heine Linksextremist war und den Staat delegitimieren wollte wie man das heute nennen würde.
        Natürlich hätte er bei uns in Buntland nichts zu befürchten.

    2. „…. vor der Türe einige schöne Bäume ….“ – Meinen Sie das reicht heute. Ich denke ein Wald, wie z.B. der Reinhardswald, wäre bei der Menge der Politiker sicherer.

  4. https://youtu.be/VhS4Zl_hiv4

    1.1.2024

    „Eklat beim Hochwasser: Bürger geigen Scholz die Meinung.
    Kanzler Scholz ist ins Hochwassergebiet gereist und wollte als grosser Staatsmann und Mann des Volkes auftreten. Aber die Bürger im Südharz haben Null Bock auf Scholz und jagen ihn aus der Stadt. Scholz blamiert sich erneut bis auf die Knochen und zieht den ganzen Zorn der Bevölkerung auf sich.“

    Es sieht nicht gut aus für den kleinen Mann !

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  5. Bin etwas irritiert: Foto( 3. Person Maskulinum) und Bildunterschrift ( 3. P.erson. Femininum) passen irgendwie nicht zusammen. Handelt es sich jetzt doch um einen Minister mit weiblichem Namen? Ganz sicher aber um einen Stümpernden.

    1. Das ist doch ganz einfach: der/die/das kann frei wählen, was sie/er/es sein will.
      Und, egal für was sich diese Figur entscheidet – für den oder die Bürger ist jede Ministernde einfach nur schrecklich!

  6. Danke für Harry! Hatte ihn fast schon vergessen, habe mir jetzt das Büchlein ‚Die Harzreise‘ aus dem Bücherschrank hervorgeholt.

  7. Karl Geywitz beim Eierabschrecken (siehe Eingangsbild) . Vielleicht war das auch vorsorglich der Grund, daß Heinrich seinen Vornamen im Testament ändern ließ?

  8. Wenn ich das Bild schon sehe… . Machen die da Schönheitswettbewerbe im Bundestag? Nach dem Motto „Die häßlichste Sau gewinnt“? Es genügt nicht inkompetent und saublöd und unsymphatisch zu sein, man muß als Frau in der deutschen Politik auch noch aussehen wie ein Mülleimer.

  9. Wer das „Gendern“ braucht, um die Gleichberechtigung voranzubringen, kann einem/einendes leid tun!
    Per Sprachvergewaltigung zur deutschen (wo gibt es das sonst auf der Welt/welcher Sprache?) – Weltherrschaft – prima Idee!
    Das meinte auch meine Gästin, Gastierende, Gastfrau … (Schnell gerät man bei „Anpassungen“ in nie geahnte Abgründe und Irrgärten!)
    Ich empfehlen auch immer Texte unter Verwendung von Possessivpronomen im Singular:
    Der Kunde/die Kundin/ die Kundenden sollten auch immer eigene Schüsseln mitbringen, um seine/ihre/ihre (!) Speisereste mit nach Hause nehmen zu können. Dort können sie dann von ihm/ihr oder niemandem noch verzehrt werden. Das geht auch ohne Fachfrau/Fachende oder so ähnlich …

    Anmerkung: „Leser und Leserinnen“ oder „Bürger und Bürgerinnen“ hat nichts (!!), rein gar nichts mit „gendern“ zu tun! Das sind seit jeher eine angemessene und sprachlich korrekte Formulierungen – und eben keine neuen wortschöpferischen Kunstprodukte.
    Zu diversen multiverwirrten Geschlechtsbenachteiligungen kann ich an der Sprachfront noch nichts zu entdecken …