Dienstag, 30. April 2024
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Höcke hat sich wacker geschlagen

Höcke hat sich wacker geschlagen

Konnte – mit Abstrichen – punkten im Duell: “Dark Thuringiuous” Björn Höcke (Foto:Imago)

Als Nachlese hier auch nochmal mein Senf zum TV-Duell zwischen Björn Höcke und Mario Voigt. Vorweg: Es war das erwartete “drei gegen einen” – und dafür hat sich Höcke, von dem ich als Nicht-Sozialpatriot und realpolitisch Liberalkonservativer kein Fan bin, ganz gut geschlagen – allerdings ohne Voigt wirklich K.O. zu schicken. Ich würde die Runde schon an Höcke geben, weil er inhaltlich in meinen Augen die glaubwürdigeren Positionen vertrag. Am meisten punkten konnte er, wenn er Voigt hat labern lassen, um ihm dann vorzuwerfen, dass die CDU in den letzten zwanzig Jahren für nichts von dem steht, was da gerade erzählt wurde. Ich glaube daher auch, dass die “Welt” (unter?)bewusst Höcke deutlich länger hat reden lassen als Voigt.

Als Voigt beispielsweise die CDU als “Rechtsstaatspartei” anpries, hätte ich mir vor Lachen fast in die Hose gemacht. Euro-Schuldenunion? Dublin-Abkommen? Grundgesetz Artikel 16a, Absatz 2? Söder mit seinen verfassungswidrigen Corona-Maßnahmen? Korrupte Maskendeals? Von der Leyens gelöschte Nachrichten? Berater- und Impfdeals? Merkel mit ihrer – im Grundgesetz nicht vorgesehen – Kanzlerrunde inklusive “Ministerpräsidentenkonferenz” während Corona? Merkel-Freund Harbarth beim Bundesverfassungsgericht? Ich bin doch immer wieder erstaunt, mit welcher inbrünstigen Überzeugung und mit welchem – in Voigts Fall besonders selbstgerechten – frechen  Dauergrinsen man solchen Blödsinn im Fernsehen vortragen kann. Die Union empfinde ich in etwa so rechtsstaatlich, wie ich mich selbst als Grünen sehen würde; sprich überhaupt nicht.

Teilweise veralbert

Höcke wiederum geriet ordentlich ins Schwimmen, als es um sein Buch, um Aydan Özuguz Aussagen, so etwas wie eine deutsche Kultur sei “nicht identifizierbar” und das Thema Remigration ging. Fraglich bleibt allerdings, warum hier Höckes Buch überhaupt eine Rolle gespielt hat; Voigt wurde ja auch nicht gefragt, ob er immer noch dazu steht, dass Geimpfte niedrigere Krankenkassenbeiträge als Ungeimpfte zahlen sollten, wie er es einst forderte. Als Höcke allerdings das Thema Remigration so drehen wollte, als sei damit ja beispielsweise auch die Rückkehr von Deutschen aus dem Ausland gemeint, kam ich mir auch von ihm veralbert vor.

Insgesamt hat es mich doch sehr gewundert, dass die Thüringer Landespolitik hier fast überhaupt keine Rolle gespielt und man stattdessen über Themen wie den – von Höcke (und auch mir) geforderten – “Dexit” gesprochen hat. Offenbar dachte man sich bei der “Welt”, dass man ihn hier besser packen könne. Wenn das der Plan war, ging er jedenfalls schief. Die größten Gegentreffer hat sich Höcke dennoch selbst eingeschenkt: Für einen kurzen Moment, als Voigt das Thema Schnellroda ansprach, dachte ich, er würde tatsächlich auch selbst Stiche setzen. Es gibt nämlich durchaus valide Kritik an Schnellroda, mit der man auch konservativ-liberale Wähler abholen könnte (diese werden nämlich in und von Schnellroda ebenso verspottet); aber wenn man es so plump anstellt wie Voigt (“Nazi-Schloss da in Schnellroda”), verfängt es halt so gar nicht.

Trotz unfairer Moderation wichtige Debatte

Ich könnte mir als Fazit im Gegenteil eher vorstellen, dass der ein oder andere Zuschauer – der Höcke gestern zum ersten Mal über längere Zeit reden hören durfte – festgestellt hat, dass dieser dauerverteufelte Leibhaftige von der Schwefelpartei doch recht menschlich und nahbar wirkte. Allein die eingangs erwähnte Grundkonstellation “drei gegen einen” dürfte ihm Sympathiepunkte eingebracht haben, denn für diese unfaire “Diskussionsanordnung” hat er sich wacker geschlagen. Und doch: Insgesamt war es für mich am Ende eine Runde ohne Erkenntnisgewinn, die phasenweise sehr anstrengend zu verfolgen war.

Die Moderation empfand ich als unterirdisch und das nicht nur aufgrund der eindeutig mangelnden Neutralität. Und trotzdem ist es richtig und wichtig, dass dieses TV-Format (wenn auch nur auf einem vergleichsweise kleinen Onlineportal wie “Welt TV” übertragen)  gegen alle Versuche zu seiner Verhinderung stattfinden durfte. Denn als Freund der absoluten Meinungsfreiheit gehören für mich solche Streitgespräche einfach dazu. Am hysterischen medialen Rummel darüber lässt sich gut ablesen, wie wenig vertraut wir überhaupt noch mit einer offenen Debattenkultur sind.

16 Antworten

  1. Wenn sich Moderatoren als unterstützende Heckenschützen für einen derbeiden Duellanten herausstellen, dann kann man sich als unterstützter Duellant für diese Unterstützung öffentlich nur mit frechem Grinsen bedanken.

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  2. Vielleicht ließen sich mal die Einschaltquoten recherchieren. Für mich war es jedenfalls die erste solche Talkshow, die ich mir angesehen habe,denn Zeitverschwendungsmüll wie Maischberger oder Lanz tue ich mir nicht an. Ich glaube aber, dass gerade diese Sendung trotz des relativ kleinen Sendeformats von vielen Leuten gesehen wurde.

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  3. 👺-Nicht-Sozialpatriot und politisch liberal Konservativer-😵‍💫
    ?Kann man das auch essen.
    Versuchen Sie es doch mal mit -Mensch- sein.
    🍋Man soll schweigen, oder Dinge sagen die noch besser sind als das Schweigen.
    (Pythagoras von Samos)

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    1. Im Dummland hilft nur noch das Nachholen einer wirklichen “Blutigen Revolution”!
      Alles andere ist Kinderkacke!

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  4. Ich wiederhole mich, als AfD-ler würde ich mich zu keinen Diskussionen mit den Altparteien hingeben. Die gehören weg. Und darüber brauche ich nicht zu diskutieren. Mag mein Wunsch auch realitätsfern sein so möchte ich doch auf das Versagen dieser Altparteien hinweisen. Ob es die Migrationsthematik, Corona, Kriegswaffenunterstützung, Gesundheitspolitik, Inflation, Heizung, Armut sind oder noch tausend andere Punkte. Wo haben diese Altparteien hier auch nur einen Ansatz für uns ? Nirgends. Und nun können die Leute die mich als Träumer auslachen schön weiter Altparteien wählen. Warum nicht ? Viel Vergnügen in der Zukunft.

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    1. “Ich wiederhole mich, als AfD-ler würde ich mich zu keinen Diskussionen mit den Altparteien hingeben. Die gehören weg. ”

      Und wie wollen Sie das erreichen? Haben Sie sich schon einmal mit Durchschnitts-Deutschen unterhalten? Die kennen die Argumente der Gegenseite gar nicht und glauben alles, was ihnen die Lügenmedien über die AfD und Höcke auftischen. Und diese verdummten Massen lassen sich mobilisieren. Dagegen haben Sie keine Chance.
      Also bleibt nichts anderes übrig als versuchen zu ihnen vorzudringen, u.a. mit Diskussionen wie dem Höcke-Voigt-Duell. Sie müssen wissen, dass es eine Alternative gibt und diese gute Argumente haben und keine Ungeheuer sind. Spätestens wenn Deutschland endgültig den Bach heruntergeht und Leidensdruck dazukommt, dann besteht die Chance, dass die Mehrheit sich daran erinnert.

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      1. “Spätestens wenn Deutschland endgültig den Bach heruntergeht und Leidensdruck dazukommt, dann besteht die Chance, dass die Mehrheit sich daran erinnert.”

        Die kommen dann von ganz alleine. Nach dem Motto “Das haben wir nicht gewußt”, “Ich war schon immer für die AfD”. War schon immer so in der Geschichte mit wechselnden Gründen. Vor dem 1. WK wollten sie dem Franzmann mal zeigen wo es lang geht, möglichst innerhalb einer Woche, spätestens bis Weihnachten 1914. 1918 sah das anders aus. 1929 nach dem Schwarzen Freitag hat man dann wegen der wirtschaftlichen Situation bekanntermaßen gewählt, nachdem die damaligen Altparteien versagt hatten. Was daraus wurde und wie man nach 1945 reagiert hat steht oben. Dann hat man sich in der BRD dem Ami verschrieben und in der DDR war der Russe und die sozialistischen deutschen Mitläufer, die dann 1989 ganz plötzlich die Seiten wechselten.

        Heute sind wir wieder so weit. Die Altparteien versagen und warnen vor der AfD weil diese, als angebliche Rechtsradikale alter Prägung, in die bekannten Fußstapfen treten würden. Das wissen die Versager, die da jetzt herumschreien, ganz genau. Was sie nicht wissen wollen ist ihr Versagen und das das Unheil nicht immer von rechts kommen muß. Diesesmal kommt es nicht von rechts, sondern von links. Und ja, gegen diese Masse hat man keine Chance. Auch nicht mit einem TV-Duell. Man sollte diesen Teil der Gesellschaft ganz einfach in ihrer eigenen Blase den ganzen Tag herumplärren lassen. Gar nicht erst mit denen abgeben. Mögen sie sich in ihrer Demokratie gegenseitig auf die Schultern klopfen. Die Situation wird trotzdem täglich schlechter. Auch der AfD sei gesagt das sie aufpassen müssen, denn so langsam kommen die ganzen Fähnchenumschwenker und wollen Pöstchen bekommen. Gegen die habe ich besonders etwas.

    2. Vor allen Dingen lassen sich die AfDler immer mit irgendwelchem Blödsinn fest nageln. Und dabei tun diese Moderatoren so, als ob die AfD an den heutigen Zuständen die Schuld trägt! Die AfD Politiker sollten viel mehr den Menschen auf die Zustände aufmerksam machen und ihnen eindringlich klar machen, das es noch wesentlich schlimmer wird, wenn sie weiterhin die etablierten deutsch feindlichen Politiker wählen!

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  5. so gerne ich ihn mag, so verbesserungwürdig fand ich seinen Auftritt.
    Ich empfehle dringend intensives Coaching als Vorbereitung für solche Events.

  6. Also in meinen Augen konnte Höcke nicht ausreden und wurde von allen dreien in Gemeinschaftsarbeit ständig überlagert -während Voigt in Ruhe ungestört ausreden konnte !
    Aus meiner Sicht waren es 2 Welten, die hier zusammengestoßen sind !
    Mich persönlich hat Höcke mit seiner Art der Argumentation weitaus mehr beeindruckt als die anderen drei !

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  7. AfDler werden Höcke wählen trotz einiger offenbarter Schwächen, wo er unsouverän wirkte, das bisher treue, eh geschrumpfte CDU-Publikum wird Voigt trotz des umfassenden Versagens seiner Partei aus patriotischer Sicht wählen, ein paar Wechsler, das war’s. Ich fand die Moderatoren mitnichten schlecht und parteiisch, sie haben es einigermaßen hingekriegt, war ja auch für sie Neuland. Und die vielen selbstsicheren und hämischen Kritikaster gegen Höcke aus dem Mainstream- und CDU-Lager, ganz schlimm Hoffnungsträger Linnemann, geschenkt!

  8. So ein abgekartetes Schaupiel, bei dem der CDU Mann schon vorher alle Fragen aufoktroyiert und noch auf Zetteln aufgeschrieben bekommen hat, kann man nur als Farce bezeichnen. Brörn Höcke hat sich jedenfalls bestens aus der Affäre gezogen, da sein Antwortshorizont derart eingeeingt war, wie man es sich nur in einem Hexen Tribunal vorstellen kann, bei dem das Ende so wie so schon von vornherein feststeht. Welch eine Schande dieses Interview.

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  9. “Als Höcke allerdings das Thema Remigration so drehen wollte, als sei damit ja beispielsweise auch die Rückkehr von Deutschen aus dem Ausland gemeint, kam ich mir auch von ihm veralbert vor.”

    Bei der AFD wird schon seit Jahren über die Remigration von den im Ausland lebenden ethnisch Deutschen Migranten diskutiert.
    https://tinyurl.com/2p8zjeve

    1. “Als Höcke allerdings das Thema Remigration so drehen wollte, als sei damit ja beispielsweise auch die Rückkehr von Deutschen aus dem Ausland gemeint, kam ich mir auch von ihm veralbert vor.”

      Wenn selbst die Autoren bei ansage.org Höcke nicht verstehen, dann liegt das vielleicht an Höcke aber vielleicht auch an dem Willen oder der Fähigkeit, genau zuzuhören.
      Die Bemerkung, die ihm der Autor zu Last legt hat er gemacht, nachdem er vorher schon die Vorwürfe bzgl. massenhafter Remigration von Ausländern aus Deutschland beantwortet hatte. Ihm ging es dabei nicht darum, den Vorwürfen aus dem Weg zu gehen indem er sie absichtlich falsch verstand, sondern darum, den Begriff “Remigration” von den negativen Assoziationen zu befreien, die ihnen von den Systemmedien angehängt wurden.

      Remigration bedeutet eben nicht Deportation o.ä. wie bei den Nazis, sondern kann für die “Remigrierten” durchaus positiv sein. Niemand findet etwas Anrüchiges daran, wenn Remigration von Deutschen aus dem Ausland angestrebt wird und dafür Anreize gesetzt werden. Warum sollte das im Falle von Ausländern anders sein, von denen sich viele in Deutschland nicht wohl fühlen?

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  10. Alles schön und gut, aber niemals vergessen:
    Sind alles nur Politkasper, die sich legitimiert fühlen, zu herrschen. Kein Grund, sich ÖR anzutun, bzw. diese ewigen Shows reinzuziehen.
    Niemand hat das Recht, zu herrschen, niemand hat das Recht, zu gehorchen!

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  11. Höcke: “Sie haben mit ihrer Migrationspolitik dieses Land aufgelöst, wie ein Stück Seife.” 😀
    Sehr schön dargestellt

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