Dienstag, 30. April 2024
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Merz und die Sprachpolizei

Merz und die Sprachpolizei

Macht Merz auch diesmal wieder den Umfaller? (Foto:Imago)

Alles, was Merz in seiner nun sogar mit Strafanzeigen wegen “Volksverhetzung” bedachten Aussagen zu Asylbewerbern, zur Übernutzung der Sozialkassen und insbesondere den Auswirkungen im Gesundheitswesen gesagt hat, trifft nicht nur zu, sondern ist in der Realität oftmals sogar noch schlimmer.  Anna Schneider schreibt in der “Welt“: “Der CDU-Vorsitzende wollte darauf hinweisen, dass Asylbewerber diese Knappheit verschärfen. Womit er recht hat.” Die Kommunen beklagen seit langem unter anderem genau Schwierigkeiten für immer mehr Menschen, Arzttermine zu bekommen. Berichte über gezielt für teure Gratis-Behandlung einreisende Asylbewerber lassen sich zuhauf finden (siehe etwa hier).

Worauf Merz eigentlich hinweisen wollte, interessiert die Sprachpolizei nicht. Ebenso wenig schert es sie, ob das Gesagte auch nur auf einen möglichen wahren Kern anspielt. Schlimmer noch: Je mehr man sich diesem wahren Kern annähert, umso mehr wird sich die Sprachpolizei in ihrer “Kritik” auf die Form des Gesagten fokussieren. Merz’ Problem ist nicht, dass er – durchaus überspitzt, aber inhaltlich korrekt – das ausgedrückt hat, was sich viele einfache Bürger längst denken und aus ihrem Alltag bestätigen können. Sein eigentliches Problem ist, dass die CDU jahrelang das gleiche linke Spiel mitgespielt und somit selbst aktiv dazu beigetragen hat, dass in öffentlichen Diskussionen die Kritik an der Form, an tabuisierten Begrifflichkeiten über den grundsätzlichen inhaltlichen Kern von Aussagen gestellt wird.

Zwischen allen Stühlen

Es wurde jahrelang nie über Probleme selbst gesprochen, sondern immer nur darüber, wie – und ob überhaupt – über sie gesprochen werden darf. Die Tabuzonen dessen, was als unkorrekt, diskriminierend und schließlich rassistisch-rechtsextrem galt, wurden immer inflationärer ausgedehnt. Am Ende durften Fehlentwicklungen dann gar nicht mehr benannt werden und wer es doch tat, landete am Gesinnungspranger. Und es war die CDU selbst, die im Ausgrenzungskampf gegen die AfD in den letzten Jahren tatkräftig mitgeholfen hat, dass Overton-Fenster, den Rahmen des Sagbaren, nach links zu verschieben. Jetzt wundert sie sich, dass sie selbst rechts rausfällt.

Die Antwort darauf ist nicht, sich selbst zu kastrieren und ständig darauf zu achten, bloß nicht das Falsche zu sagen, damit diejenigen, die einen politisch ohnehin hassen, zufrieden sind. Nein: Die Antwort ist, ganz schlicht und einfach endlich zu seiner Meinung zu stehen, die “Kritiker” schimpfen zu lassen, sich im Zweifelsfall eben auch etikettieren oder in die rechte Ecke drängen zu lassen – und sich dafür aber den Respekt derjenigen abzuholen, die es ähnlich sehen und die Standhaftigkeit zu schätzen wissen. Nur ermutigt man außerdem die schweigende Mehrheit, selbst den Mund aufzumachen. Doch wenn man, wie die CDU, anfängt herumzulavieren und – offenbar voller Scham – zum Beispiel die gerade einmal in einem lichten Moment getätigten Aussagen sogleich wieder aus den eigenen Veröffentlichungen tilgt, dann verliert man am Ende auf allen Seiten und landet zwischen allen Stühlen: Die Linksgrünen hassen euch noch immer – und für die, die gerade begannen, euch wieder ernst zu nehmen, seid ihr rückgratlose Lappen.

8 Antworten

  1. prenzlau hier bei uns trifft das voll umfänglich zu – alles andere ist realitätsverweigerung – aufnahmestopp – laut praxis – most ukrainer – totalsanierung.

    prima so geht regieren !

  2. Wer ist denn nun diese Sprachpolizei? Man hilft den bisherigen namentlich bekannten und zukünftigen Opfern am besten damit, dass man die sog. Sprachpolizisten auch beim Namen nennt. Wer jemand, andere die nachweislich Realitäten beim Namen nennen, wegen Volksverhetzung anzeigen will, den sollte man wegen Verleumdung anklagen und in die Klappsmühle stecken. Wer wahrheitsliebende Menschen als rechtsextrem bezeichnet, den sollte man auch ungeniert zum linksradikalen Morast in Deutschland zählen dürfen.
    Jeder soll zu seinen Aussagen auch mit seinem Namen stehen müssen, sonst sinkt die nicht digitale Welt auf das gleiche psychisch bedenkliche Niveau mancher sozialen Medien herab. Dort werden z.B. unbequeme Journalisten von anonymen hirnlosen Feiglingen denunziert und Firmen wie AUDI stehen dann noch Gewehr bei Fuß und stellen ihre Werbekampagnen auf der Journalisten-Homepage ein. Wen wunderts, wenn es bei solchen Unternehmen bergab geht.

  3. Rechts vor Links
    Rechtschaffenheit
    Rechtsstaat
    Jemanden linken
    Linksdrehend
    Linksfaschismus

    Ich wüsste jetzt nicht was an “rechts” schlimm sein sollte schulterzuck

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  4. Herr Merz hat ein brennendes Thema zugespitzt formuliert, was von einem Politiker erwartet wird. Allerdings hat er mit seiner unzutreffenden Bemerkung über die Zahnarzttermine riesigen Gegenwind bekommen. Er sollte eigentlich den Grundsatz der Rabulistik kennen, wonach der Gegner eine unbedeutende Äußerung in einem Nebensatz aufgreift und zur Hauptsache der Auseinandersetzung macht. Einem Schnelldenker F.J Strauss wäre ein Fehler, wie Merz ihn gemacht hat, auch in einer hitzigen Debatte wahrscheinlich nicht passiert. Die Reputation von Herrn Merz ist nun ein weiteres Mal angekratzt. Meine Schlussfolgerung: Herr Merz kann es einfach nicht. Seine parteiinternen Mitbewerber können es schon gar nicht. Unsere Politelite ist ein einziger Jammer.

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  5. Die Aussage von Merz hat einen taktischen Hintergrund. Die Zugewinne der AfD! das ist der Grund, warum Merz diese Aussage machte. Die CDU hat sich Jahrzehnte nichts aus den Sorgen der Bevölkerung gemacht, geschweige denn, sich jemals Gedanken darüber gemacht! Scheinheiliger gehts nimmer!

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  6. All jenen, die sich sofort ängstlich distanzieren, wenn sie einmal was “unwokes” gesagt haben, sollten Elbert Hubbard Ernst nehmen: “Erkläre nie etwas. Deine Freunde brauchen es nicht und deine Feinde werden dir ohnehin nicht glauben.”

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  7. Dabei hat sich (Sch)merz doch noch politisch korrekt zurückgehalten, bei seinem kläglichen Populismusversuch, die kommunistische cdu ein wenig konservativ dastehen zu lassen.
    Er sprach von Terminen. Das ist aber eher nebensächlich.
    Hauptsächlich dagegen ist, daß kein Zahnarzt sich traut, den Zudringlingen nicht den höchst möglichen Zahnersatzstandard angedeihen zu lassen, während er für normale Patienten fast unbezahlbar ist.
    Zahnersatz ist derart überteuert in DE, die Leistungen der Kasse derart jämmerlich, daß man wirklich jede Krone mehrmals wenden muß, bevor man sich selbige setzen läßt!