Zur gleichen Zeit, als die geistliche barocke Musik 1750 mit Johann Sebastian Bach zu Grabe getragen wurde, als die letzte brutale und grausame mehrstündige Hinrichtung mittelalterlicher Praxis in Frankreich 1757 öffentlich vollzogen wurde und sich in der sogenannten “Neuen Welt“ die Zufriedenheit der britischen Kolonialisten – erschöpft durch jahrelange Kriege mit den französischen Kolonialisten – dem Nullpunkt näherte; kurzum: zur gleichen Zeit also, als alle Welt “Ende und Anfang“ atmete und die Zeichen der Zeit deutlich auf eine neue, beginnende Epoche wiesen, traten unzählige Denker und Literaten in verschiedenen Ländern nahezu gleichzeitig eine mächtige Bewegung los. Die etwas vage Bezeichnung “Aufklärung“ geisterte durch die Universitäten, Studierstuben, Klöster, Lateinschulen und in königlichen und großbürgerlichen Kabinetten.
Es blieb einem Sohn der Stadt Königsberg – eine Stadt, die er zeitlebens praktisch nie verlassen hatte – vorbehalten, die verschiedenen Gedankenstränge der verschiedenen Aufklärer zu einen und sie zu einem funktionalen Gebilde zusammenzufügen: Immanuel Kant. Er fasste das, was “Aufklärung“ ausmacht, 1776 in knappe, präzise Worte: “Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner eigenen Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – ist also der Wahlspruch der Aufklärung.” Auch die Gefahren dieser “Aufklärung“ sah Kant bereits deutlich voraus: “Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gern zeitlebens unmündig bleiben und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein.“
Bequem, feige, faul
Wenn wir uns heute nun ansehen, wie selbstbezogen, wie verantwortungslos und wie befreit von Dimensionen der Erkenntnis und Logik oftmals in der westlichen Welt regiert wird, wenn wir uns vergegenwärtigen, wie willfährig ein Großteil der Medien die eigene bildungsferne und durchaus auch faschistoide Grundhaltung feiert und eben nicht den (nicht minder bildungsfernen und faschistoiden) Regierenden auf die Finger schaut, dann sehen wir verwundert, dass heutzutage die entscheidenden Kräfte ganz offensichtlich ohne “Aufklärung“ auskommen und dass ein großer Teil der Menschen gerne unmündig bleiben möchte. Sie lassen sich ihr Leben bis ins Intimste von infantilen Suppenkaspern gerne vorschreiben, denn es ist ja – siehe Kant – so bequem, unmündig zu sein. Auch Beispiele für Faulheit und Feigheit finden sich allüberall in den westlichen Gesellschaften: Kürzlich filmten etliche Personen in Rastatt, wie zwei (wie sich später herausstellte, 13-jährige!) Mädchen eine 14-jährige krankenhausreif prügelten und auch noch auf sie eintraten, als sie bereits wimmernd am Boden lag. Kein Zeuge oder Passant schritt ein, auch die Polizei verständigt hat NIEMAND. Es ist eben allzu bequem, die Verantwortung für die Geschehnisse um einen selbst herum auf andere zu schieben und sich passiv zurückzunehmen.
Mit dem Zeitalter der Aufklärung startete auch ein Turbobooster der Geistes- und Naturwissenschaften in Europa – wichtige Erkenntnisse und Gedanken sprudelten praktisch im Minutentakt in der Alten Welt empor. Noch heute zeugen Namen wie Kant, Rousseau, Goethe, Schiller, Voltaire, Mozart, Beethoven, Schopenhauer, Nietzsche, Hegel, Hume, und viele andere mehr oder von dieser ruhmreichen Periode, wie auch in den Naturwissenschaften – als nur wenige Beispiele unter tausenden für bahnbrechende Forschungs- und Entwicklungsschritte – die Temperaturmaßeinheiten Fahrenheit, Celsius, Réaumur und Rømer. Was die massenhaften neuen Erkenntnisse hervorbrachte, war vor allem eine Entkopplung der akademischen Wissenschaft von politischen und klerikalen Vorgaben – die Akademiker der damaligen Epoche wussten, mit wenigen verknöcherten Ausnahmen, dass “Wissenschaft“ eben keine ewige “Wahrheit” mehr ist, die praktisch ex cathedra im Einklang mit herrschenden Lehren verkündet wird, sondern eine Systematik und Methode ist, die auf Falsifizierbarkeit beruht, zu der also auch Irrtümer und Korrekturen gehören.
Entfesselung des Geistes
Anderslautende Argumente und Erkenntnisse anderer Forscher wurden liebend gerne aufgenommen, weil diese dann oftmals zu weiteren Erkenntnissen führten und in allen Fällen die Kenntnisse über die Zusammenhänge weiter vergrößerten. Auf die Idee, einen anderen Forscher, der gegenteilige Erkenntnisse in die Argumentation einführt, als “Schwurbler“ oder “Aluhutträger“ zu bezeichnen, kamen diese Wissenschaftler nicht – denn sie fühlten sich dem Kant’schen Ideal und nicht länger den Dogmen und Vorgaben von Kirche und Fürsten verpflichtet. Wie großartig diese Freiheit der Forschung, diese Entfesselung des menschlichen Geistes war, und wie selbstbewusst Forscher der Geistes- und Naturwissenschaften ihr Anliegen vertraten, unvoreingenommen neue Kenntnisse innerhalb ihrer Fachgebiete zu erlangen, zeigte sich bei den legendär gewordenen “Göttinger Sieben”: den Gebrüdern Jacob und Wilhelm Grimm (Juristen und Germanisten), Wilhelm Eduard Albrecht (Staatsrechtler), Friedrich Christoph Dahlmann (Historiker), Heinrich Ewald (Orientalist), Georg Gottfried Gervinus (Literaturhistoriker) und Wilhelm Eduard Weber (Physiker). Nach ihrer willkürlichen Entlassung durch den tumben Landesherrn wegen Publikation ungewünschter Forschungsergebnisse trug sie eine europaweite Welle der Solidarität in ihrer Forderung, die Obrigkeit möge sich aus der Wissenschaft und akademischer Forschung künftig heraushalten.
Die Geschichte der “Göttinger Sieben” ist ein beeindruckendes Beispiel für den Mut und die Integrität, die Wissenschaftler aufbringen, um ihre Überzeugungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verteidigen. Sie stellte eine frühe Form des akademischen Widerstands dar, die weit über Deutschland hinausging und das Bewusstsein für die Bedeutung der akademischen Freiheit stärkte. Die Entlassung der Göttinger Professoren im Jahr 1837 führte zu einer internationalen Debatte über die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft und die Notwendigkeit, sie vor politischer Einflussnahme zu schützen.
Dieser Vorfall markierte einen Wendepunkt, der die Bedeutung von Autonomie und intellektueller Freiheit in der Forschung unterstrich. Wissenschaftler wurden zunehmend als unabhängige Denker anerkannt, deren Arbeit nicht durch politische oder religiöse Interessen manipuliert werden sollte. Diese Entwicklung war entscheidend für den Fortschritt in vielen Disziplinen, da sie es den Forschern ermöglichte, ohne Angst vor Repression oder Zensur zu arbeiten.
Die Prinzipien, die von den “Göttinger Sieben” vertreten wurden, spiegeln sich auch in der heutigen Wissenschaft wider. Trotz der Fortschritte und des erreichten Status gibt es weiterhin Herausforderungen, insbesondere in Zeiten politischer Umbrüche oder in autoritären Regimen, wo Wissenschaftler oft erneut unter Druck geraten. Die Geschichte zeigt jedoch, dass der Kampf um akademische Freiheit immer wieder geführt werden muss, und dass Solidarität und Unterstützung innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft entscheidend sind.
Die “Göttinger Sieben” stehen symbolisch für den Kampf gegen die Instrumentalisierung der Wissenschaft und für die Unabhängigkeit des Geistes. Ihr Beispiel erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Wissenschaft vor externen Einflüssen zu schützen und ihre Integrität zu bewahren. Ihre Entschlossenheit und ihr Mut sind ein Vermächtnis, das auch heute noch Relevanz hat und uns daran erinnert, dass wissenschaftlicher Fortschritt nur in einem Umfeld der Freiheit und Unabhängigkeit gedeihen kann.
Die Anerkennung und der Respekt für unterschiedliche wissenschaftliche Meinungen und Erkenntnisse sind essenziell für den Fortschritt. In der modernen Wissenschaft werden Debatten und Dispute als notwendige Prozesse betrachtet, die zur Verfeinerung von Theorien und zur Entdeckung neuer Zusammenhänge führen. Es ist diese Offenheit für verschiedene Ansichten, die Innovation und Fortschritt ermöglicht.
Jedoch erleben wir auch heute noch Situationen, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse politisch instrumentalisiert oder missachtet werden. Beispielsweise zeigt die Diskussion um den Klimawandel, wie wissenschaftliche Fakten manchmal aus ideologischen oder wirtschaftlichen Gründen angezweifelt oder ignoriert werden. Die Freiheit der Forschung muss kontinuierlich verteidigt werden, um sicherzustellen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse auf fundierten Untersuchungen und nicht auf politischen oder ökonomischen Interessen basieren.
Es ist daher von großer Bedeutung, die Prinzipien der wissenschaftlichen Unabhängigkeit und die Integrität der Forschung zu wahren. Die Geschichte der “Göttinger Sieben” lehrt uns, dass Wissenschaftler nicht nur in ihrem Fachgebiet, sondern auch in der Verteidigung ihrer Freiheit und ihrer ethischen Überzeugungen mutig sein müssen. Diese Lektionen sind heute ebenso relevant wie vor fast zwei Jahrhunderten und dienen als inspirierendes Beispiel für alle, die sich der Suche nach Wahrheit und Wissen verschrieben haben.
Heute nun wird von nicht minder tumben und charakterlosen Medienvertretern im Staatsauftrag wieder einmal “ex cathedra” von der “einzig wahren Wissenschaft” geschwätzt, wird die dogmatische Reinheit der Lehre wieder mit dem Verweis auf den “großen Konsens” und “die übergroße Mehrheit” der Rechtgläubigen gegen Hinterfragung und Zweifel abgeschirmt. Erkenntnisse, die dem staatsfinanzierten Unfug widersprechen, werden als “Schwurblerei“ und “Scharlatanerie“ diskreditiert und es wird versucht, alle kritischen Stimmen zum Schweigen zu bringen – mit den Mitteln eines zunehmend totalitären Staates, der auch die Deutungshoheit über die Rechtsprechung und die Gesetzgebung innehat. Bevor die schönen Länder Europas, in denen einst der Geist der kritischen Aufklärung blühte, vollends der Ideologie anheimfallen und an der Betonmauer der Realität zerbersten, rufen wir uns noch einmal die Forderung des großen Königsberger Sohns ins Gedächtnis: Wagen wir es, uns unseres gottgegebenen Verstandes zu bedienen! Dann werden zwangsläufig die infantilen Kasperlefiguren, die uns heute führen und bevormunden, aus dem Odem der Geschichte verschwinden und den Nachgeborenen allenfalls zum abschreckenden Beispiels gereichen, von denen nur eines bleiben wird: Stoff für mehrere Jahrhunderte Kabarettprogramm in wahrlich aufgeklärten Gesellschaften. Sapere aude!
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12 Antworten
@WAGE ZU WISSEN
na – das wird Haldenwang aber gar nicht gerne hören !
Sie sollen glauben und nicht hinterfragen !
Sie sollen glauben, daß sie krank sind und nur mit der mRAN Spritze täglich überleben können, sie sollen siech enteignen lassen, damit sie glücklich sind – oder sich zumindest glücklich kiffen können !
Sie sollen sich verwerten lassen, welchen Vorteil die globale Elite auch immer aus ihnen ziehen kann – und sterben, wenn sie nicht mehr nützlich sind !
Haben sie etwas eigene Interessen, die ihnen das Regime nicht vorgibt ?
Dann sind sie rechts, dann sind sie rechtsextrem !
Eigene Interessen – pah – dann müssen sie ignoriert, boykotiert und ausgeschlossen werden !
Am Schluß wollen sie vielleicht sogar noch selbst denken !
Am Schluß wollen sie sich vielleicht sogar der Verwertung entziehen !
Da sind sie ein Häretiker, ein Ungläubiger -ein Gottseibeiuns – einer dessen Namen man nicht nennt , …
Angemessener Artikel ? für einen Sonntag in unserer Zeit.
Male parta, male dilabuntur –
In der Tat !
Bei Unterhaltungen mit gar nicht mal Impfgläubigen, aber -trotzdem Gespikten fiel deren Begründung dieses Umstandes durchweg auf genau diese Basislinie: Bequemlichkeit, Faulheit und/oder Feigheit.
Mit Corona wurde die Abschaffung der Aufklärung mustergültig im Zeitraffer und unter dem Vergrößerungsglas sichtbar.
Weshalb ja auch seit mehr als 15 Jahren alle gesellschaftlich relevanten Themen nur noch moralisch zu diskutieren erlaubt ist. Also quasi-religiös. Und damit anti-aufklärerisch dogmatisch.
Für einen Rollback in den Feudalismus, wie von den “Eliten” beabsichtigt, ist die Eliminierung einer mündigen Bevölkerung primäres Ziel. Wie die zahlreichen “Anti Fake News” Bestrebungen belegen. Und was auch gleich deutlich illustriert, wo UN und WHO stehen, die die Hoheit über die “Wahrheit” für sich reklamieren.
Erkenne den Feind = oberste Bürgerpflicht
Auch ich bin ein überzeugter Verehrer der kritischen Intelligenz und der modernen Naturwissenschaften.
Aber im Blick auf die optimistische Parole Kants “sapere aude” – “wage es, dich deines Verstandes zu bedienen” halte ich es mit Goethes Faust im Blick auf das christliche Evangelium “Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.”
Der Optimismus der Aufklärung ist getragen von einem optimistischen Menschenbild, das nach aller Erfahrung leider zu kurz greift.
Selbst die großen auch von Ihnen genannten Vertreter der Aufklärung Kant und Nietzsche scheinen das am Ende erkannt zu haben: Kant hat vom “radikal Bösen” im Menschen gesprochen (weswegen ihm Goethe in einem Brief an Herder vorgeworfen hat, er habe den Philosophenmantel besudelt) und Nietzsche hat erklärt, daß er als Antrieb des Menschen nichts anderes gefunden habe als den “Willen zur Macht.
Ich denke, Kant und Nietzsche sind leider realistisch, und ihrer beider Erkenntnisse erklären die heutige Situation der Welt sehr gut.
Der Krieg in der Ukraine ist ein globaler und höchst gefährlicher Kampf der USA gegen Rußland, in dem es um nichts Geringeres geht als die Weltherrschaft. Der “Wille zur Macht” in Reinkultur.
Und die Unterdrückung der Wissenschaft und der freien Meinungsäußerung, die wir z.B. im Zusammenhang mit dem Klimaschwindel und Corona erleben – was sind sie anderes als der Versuch der gegenwärtigen Machthaber, ihre Macht zu sichern und auszuweiten?
Ich kann daher leider nicht mehr wie Brechts Galilei an die “sanfte Gewalt der Vernunft” glauben, sondern meine, daß die Menschheit vor allem wieder zurück muß zu Gott und seinem Gebot.
“…sondern meine, daß die Menschheit vor allem wieder zurück muß zu Gott und seinem Gebot…”
Wäre dieser letzte Satz nicht, hätte ich applaudiert. Aber wie ist es möglich, als nüchterner Kopf zu solch einem Ergebnis zu kommen? Gott? Ist das Ihr Ernst? Von “Gott” kommen wir doch her. Die Aufklärung, Kant und vor allem Schopenhauer und Nietzsche zeigten doch, daß wir durch “Gott” jahrhundertelang im geistigen Sumpfgebiet steckten. Galilei musste widerrufen, um nicht hingerichtet zu werden. Ist das das Ziel? Das haben wir schon heute – ohne Gott und mit politischen Ideologien.
Gott ist nicht die Lösung, sondern war jahrhundertelang ein Teil des Problems. Wenn, dann gibt nur die einzige Möglichkeit: zu begreifen, dass wir Menschen nur ein einziges Leben haben, das nicht Folge von Schicksal, Vorsehung, Schöpfung ist, und dass wir mit den Regeln des Lebens, der Naturgesetze, zu leben haben. Daß wir nicht den Lebensraum zerstören, indem wir ihn vergiften, abtöten, zur Wüste oder Müllhalde verwandeln. Und daß wir gegen das “Böse” ankämpfen – in uns selbst und, wenn notwendig, mit Gewalt gegen die, die das Böse nutzen, um andere zu vernichten, versklaven.
Der Mensch ist nicht perfekt, das heißt perfekt im Sinne von Religion, Ideologien.
Das heißt dass die kluge Minderheit nicht Opfer von Ideologien und Religionen werden. Mehr ist nicht möglich.
Ja, lieber Cyniker, auch der letzte Satz ist mein Ernst. Das ist natürlich ein weites Feld, das im Rahmen dieses Blogs nicht in ausreichendem Maße beackert werden kann. Ich gebe nur 2 kleine Hinweise:
Die Tatsache, daß diese Welt überhaupt existiert, läßt sich m.E. am ehesten erklären, wenn man glaubt, daß sie von einem Schöpfer erschaffen worden ist. Dabei ist der Regressus ad infinitum, also die Frage, wer denn Gott geschaffen habe, und so weiter… nicht möglich. Denn der Regressus geht vom Kausalitätsprinip aus, das doch erst seit der Schöpfung vorhanden ist.
Kant hat auf Grund des “moralischen Gesetzes” in sich selbst Gott als Postulat der praktischen Vernunft beschrieben.
Aber ich achte und respektiere Ihre Überzeugung. Ich bleibe bei meiner.
Halten wir es mit Goethe:
“Sehe jeder, wie er’s treibe.
Sehe jeder, wo er bleibe,
und wer steht, daß er nicht falle.”
“…Die Tatsache, daß diese Welt überhaupt existiert, läßt sich m.E. am ehesten erklären, wenn man glaubt, daß sie von einem Schöpfer erschaffen worden ist…”
In Ihren Augen, nicht in meinen, weil es keine Schöpfung gegeben hat. Denn ich könnte Sie scherzhaft fragen, welchen Gott sie denn meinen? Den der Christen? Den der Juden? Den der Moslems? Den der Jesiden? Den der Kühe? Da fängt das Problem bereits an: welcher Gott ist denn der Allmächtige?
Die Religionen haben die Frage nach dem Ursprung nicht gelöst. Da waren die antiken Denker weitaus erfolgreicher, wie zb Aristarch von Samos, der das Heliozentrische Weltbild durch seine klugen Beobachtungen und Schlüsse entdeckte. Denn seine Entdeckung warf den gesamten damaligen Glauben um. Und genau aus diesem Grund unterdrückte schon damals der Glaube den Fortschritt.
Heute weiß der Mensch mehr. Er weiß von der Evolution, die, im Gegensatz zum Schöpfungsglaube, bewiesen werden kann. Er kennt den Weltraum, war auf fremden Planeten… dennoch wird er den Ursprung des Weltalls, der Sonnensysteme und vor allem sein eigenes kümmerliche Dasein nie erklären, geschweige begreifen können.
Aber ich frage ernsthaft – muß er das? Ich denke, nein.
Jedes Individuum kann glauben, was es will. Nur wohin führte der religiöse Glaube? Der Mensch hat sich entwickelt. Und wie auch das Individuum, hat er als Menschheit verschiedene Stadien durchlebt. Vom naiven Glauben zum experimentellen denken und forschen. Doch irgendwann sollte er erwachsen werden und sich fragen, was er wirklich will. Und darin sehe ich das derzeitige Problem: der Mensch will nicht erwachsen werden. Baut sinnlose Sandburgen und zerstört sie mit dem Lachen einer Rotznase.
Tja. Der Mensch hat alles, was er braucht, hat über Jahrtausende hinweg Wissen angesammelt, könnte, wenn er wollte, ein echten Garten Eden schaffen, einen realen Garten Eden, mit aller Freud und allem Leid (auch Krankheit und Tod ist Teil des Lebens), aber … er bevorzugt die Selbszerstörung. Und darin ist er tatsächlich die “Krönung der Schöpfung”.
Aber… und da schließe ich mich an, dafür reicht hier der Rahmen nicht.
Es klingt im Artikel schon durch, worum es tatsächlich geht und schon immer ging. Autoritär über andere herrschen und sie nach Belieben dominieren zu wollen und heutzutage den gesamten Globus von einer extrem kleinen und anonymen Mafia von Superreichen beherrscht zu sehen. Alles, was diesem Narrativ dient oder dienen könnte, wird gefördert, alles, was diesem Narrativ nicht widerspricht und wenigstens neutral daherkommt, wird noch ignoriert und alles, was diesem Narrativ negativ begegnet, wird je nach Wichtigkeit und Gefährlichkeit extremer werdend bekämpft und vernichtet. Dass man, weil es nicht genügend gut ausgebildete und intelligente Menschen für diese derartigen dreckigen Schweinejobs gibt, auch auf Personal minderer Qualität zurückgreifen muss, heißt ja nicht, dass die obersten Strippenzieher im Dunklen ebenso von minderer geistiger Qualität sein müssen. Die in der Öffentlichkeit wahrnehmbaren „infantilen Kasperlefiguren“ würde die tatsächliche Elite ganz sicher vermeiden, aber allein die Not nichts Brauchbareres für ihre Zwecke finden zu können, lässt dies nicht zu. Vielleicht ist das die Chance für die gesamte Menschheit nicht unter der Fuchtel weniger im Sklavendasein enden zu müssen, weil eine gewisse Schwarmintelligenz bestückt mit ein paar herausragenden Denkern und Taktgebern am Ende den Sieg ausmachen könnten. Allerdings wissen wir noch nicht, welchen Anteil die aufkommende künstliche Intelligenz am durchaus möglichen Sieg der „infantilen Kasperlefiguren“ bzw. der im Dunkeln stehenden Kleinstelite dabei haben könnte. Als neutraler Alien von außen betrachtet und mit meinem derzeitigen Wissensstand würde ich im Moment auf keine Seite setzen wollen. Das Beste ist, jeder bereitet sich so gut er/sie es vermag auf den „Worst Case“ vor.
Es ist zu begrüßen, wenn wieder ein Mal das Thema „Aufklärung“ auf den Tisch kommt. Leider ist die Aufklärung jedoch nie über die obersten Bildungsschichten hinausgekommen. Heute weiß man, dass die Französische Revolution kaum ihre Wurzeln in der Aufklärung hatte, die insbesondere von Diderot mit seiner Enzyklopädie vorangetrieben wurde, sondern als ganz entscheidend und ganz prosaisch vom hungernden Volk in Paris und dabei vor allem von den Frauen. Mit Mistgabel gegen den Adel und den Hunger!
Die französische Aufklärung richtete sich vor allem gegen den Adel und die Kirche und dabei auch gegen deren Wurzeln, dem Christentum. Doch selbst dieser Ansatz ist heute verloren gegangen. Wenn heute die Kirche kritisiert wird, dann wegen Kindesmissbrauch und der offensichtlich immer noch als gerechtfertigt angesehen Missachtung der Frauen. Die Wurzeln des Christentums selbst, mit seinen Legenden und seiner zeitgemäßen Manipulation der Juden durch die Römer, hat heutzutage niemand mehr im Blick. Religion interessiert einfach nicht mehr, obwohl ein historisches Verständnis in vielen Fragen hilfreich und „aufklärend“ wäre. Über eine konsequente Christentumskritik (siehe Internet) würde sich das Thema Kirche zwangsläufig von selbst erledigen. Und so nebenbei auch der Islam, da dieser sich erkennbar auch auf das Christentum und seine Mär stützt und einen Jesus und eine Maria als tatsächliche Figuren anerkennt.
In Wahrheit ist es bei allem jedoch vielmehr so, dass – um mit Einstein zu sprechen – die Menschheit inzwischen zwar erheblich gewachsen ist, der Anteil zwischen Dummen und Gescheiten sich jedoch nicht verändert hat. Im Gegenteil ist sogar feststellbar, dass das Bildungsniveau ständig sinkt – bei allen Politikern übrigens besonders stark – und dies nach einer weltumfassenden Strategie sogar gewollt sein könnte. Ein dummes Volk ist gewiss leichter zu lenken, als ein aufgeklärtes Volk von Denkern und meinetwegen auch Querdenkern. Jedenfalls ist weltweit festzustellen, dass wesentlich mehr in Sachen Militär und Auf- und Ausrüstung investiert wird, als in Bildung, gar Kultur oder die Bekämpfung des Hungers. Das müsste zur Zeit eigentlich jedem aufgeklärten Humanisten aufstoßen.
Bildung braucht Zeit und Reife. Wer liest heute noch Bücher, gar Sachbücher? Die Einfältigsten meinen ja, sich könnten sich über das Internet und Herumgedaddele gegebenenfalls über alles informieren. Dazu müsste man schon mal wissen, was kritisch ist. Das ist schon deshalb ganz falsch, da gerade durch die Herren des Internets stark zensiert wird. Viele Beiträge zu Corona, Klimaerwärmung oder sonstigen kritischen Themen werden oft nur zugelassen, wenn sie den Mainstream bedienen. Nicht umsonst hat man auch russische Sender schlichtweg ausgebootet. Zu viel Information würde das Volk nur verunsichern. Da sollte sich jeder mal über andere Quellen und den damit verbunden Sachstand informieren.
Die Aufklärung als Geisteshaltung macht bis heute deutlich, was Menschen sein und erreichen könnten – mit der Realität hat dies jedoch leider heute weniger denn je etwas zu tun. Wir leben in der Welt der Oberflächlichkeiten und des Glaubens und das zwar weniger im religiösen Bereich, sondern gerade bei den strittigen Themen, bei denen man hier noch die Themen „Ukraine“, „Angriffskrieg“ und „Moral“ hinzusetzen könnte. Wer nicht einmal die Bedeutung von Ursache und Wirkungen, Logik oder die Bedeutung von Sprengungen erfassen kann, was soll bei dem denn an Ein- und Weitsicht zu erhoffen sein?
Die Aufklärer der heutigen Zeit sind unserer elitären Obrigkeit ein Dorn im Auge und müssen deshalb mundtod gemacht werden, damit nicht der , die kleine Mann, Frau auf dumme Idee kommen.
Wegen Corona, war mein erster Gedanke, wann wird ein fachbezogenes Gremium zusammen gerufen, von Ärzten, Rechtsanwälten , Wissenschaftlern , die über jede Maßnahme fachlich diskutieren.
Aber ein Buch von Vera F Birkenbihl ” Vom Gehirn Besitzer zum Gehirnbenutzer” ist sehr bezeichnend.
Jacob und Wilhelm GRIMM. Im übrigen DANKE für diesen guten Text.
Danke, ergänzt!