Samstag, 27. April 2024
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Warum wir nicht gleich alle technisch-kulturellen Veränderungen verteufeln sollten

Warum wir nicht gleich alle technisch-kulturellen Veränderungen verteufeln sollten

Erfindungen und Geistesblitz: Nicht nur Fluch, auch Segen (Symbolbild:Pixabay)

Immer wieder echauffieren sich besonders konservative Menschen über die technischen Innovationen und die damit einhergehenden Veränderungen in der Gesellschaft. Beispielsweise stören sie sich am geplanten autonomen Fahren, Chips im Gehirn, ChatGTP, dem Wegfall von Arbeitsplätzen aufgrund von KI, am Online-Handel und demnach auch dem Sterben der kleineren Einzelhändler, an der digitalen Abhängigkeit, Social Media und veränderten Kommunikations- und Verhaltensmustern. Während hier einiges an Kritik auch gerechtfertigt ist, trifft dies wiederum nicht auf jede technische Erneuerung zu, denn wir sollten nicht vergessen, dass es in der Geschichte der Menschheit schon immer Veränderungen gab und wir vieles davon nicht mehr missen möchten.

Beispielsweise sind wir schon sehr lange nicht mehr mit Pferdekutschen sondern Autos unterwegs, was auch sinnvoll ist, da es nicht nur schneller geht, sondern auch wesentlich hygienischer ist. Dadurch wurden logischerweise sowohl der Beruf des Kutschers als auch die Kutschen an sich obsolet, die Pferde wurden hierfür freilich auch nicht mehr benötigt. Sicher war es für die Menschen damals auch sehr gewöhnungsbedürftig, auf damals brandneue Autos umzusteigen, gewiss fand das nicht jeder gut, aber nun, weit über 100 Jahre später, bedauern dies wohl lediglich noch extreme Nostalgiker – schließlich kennt es kein heute Lebender mehr anders.

Veränderungen sind so alt wie die Menschheit

Vor allem die Erfindung des Telefons und – nicht minder revolutionär – 100 Jahre später des Smartphones, die  eine wesentlich praktischere Form der Kommunikation als das Versenden von Briefen oder gar Telegrammen (nicht zu verwechseln mit der App Telegram) darstellen, waren ein Kultursprung. War schon das Verschicken einer E-Mail wesentlich praktischer als ein Brief oder Fax, so war der Griff zum Handy wesentlich unkomplizierter getätigt als das Aufsuchen einer heute kaum noch vorhandenen Telefonzelle.

Wir sehen also, dass die Welt in puncto Technik ständig im Wandel ist und sobald man sich an etwas gewöhnt hat, möchte man meist auch nicht mehr in eine Welt zurückkehren, in der es diese technischen Errungenschaften noch nicht gab. Dass dies freilich nicht auf alle modernen Erfindungen zutreffen sollte, versteht sich von selbst. So haben hoffentlich die meisten begriffen, dass etwa mRNA-Spritzen keine „hochwirksamen Impfungen” sind oder etwa virtuelle Reisen via VR-Brille oder 4D-Kino keinesfalls eine echte Reise oder ein wahres Abenteuer ersetzen, genau wie Gehirnchips, wie sie für die Zukunft geplant sind, welche uns das eigenständige Denken abnehmen sollen, keineswegs erstrebenswert sind. Warum, das versteht sich hoffentlich von selbst, denn schließlich driftet man so in eine einsame Fantasiewelt ab oder hört ganz auf als eigenständiger Mensch zu existieren.

Online-Shopping vs. reales Geschäft

Allerdings gibt es auch jede Menge technische Errungenschaften, welche ich nicht mehr missen möchte, auch wenn dann wiederum andere die Leidtragenden sind. Dazu gehört beispielsweise das Online-Shopping. Immer wieder wird das Sterben der kleinen Händler/Läden bedauert. Immer mehr Menschen würden nur noch oder hauptsächlich im Internet einkaufen und die Geschäfte daher meiden, so werde der Einzelhandel zerstört. In einem gewissen Maße stimmt dies auch. Ich gebe zu, dass auch ich mir durch die Corona-Lockdowns das verstärkte Bestellen im Internet angewöhnt und dadurch die Vorteile erkannt habe.

Zum einen kann ich ganz bequem ohne Fahrzeit und Spritgeld von zu Hause aus via Mausklick shoppen und bestellen, zum anderen habe ich im Internet in der Regel wesentlich mehr Auswahl. Im Geschäft gibt es von einer Marke meist nur einige wenige Artikel, wogegen ich im dazugehörigen Onlineshop, den natürlich nur größere Marken haben, die komplette Kollektion sehen kann. Auch gibt es viele Artikel im Internet (stark) reduziert, doch im Geschäft muss man für den gleichen Artikel oft den Originalpreis bezahlen. Warum soll ich diese Chance nicht nutzen?

Einzelhändler können auf Internethandel umsteigen

Dennoch kann der Gang in echte Geschäfte nach wie vor sinnvoll sein, etwa um überhaupt erst auf eine Marke aufmerksam zu werden. Diese wird jedoch nicht vor Ort gekauft, sondern im Internet wird nach weiteren Artikeln desselben Herstellers gesucht, die es dann möglicherweise alle deutlich günstiger als vor Ort gibt. Gerade was Kleidung anbelangt ist das Einkaufen im Internet meist ertragreicher, denn oft ist die Größe, die man gerade braucht, im Laden gar nicht vorhanden. Wermutstropfen ist natürlich, dass man möglicherweise einige Artikel zurückschicken muss, wenn sie einem nicht gefallen oder man nicht genau weiß, welche Größe man benötigt und deswegen mehrere Artikel in verschiedenen Größen bestellt.

Natürlich ist es für die Einzelhändler mit ihren kleineren oder auch mittelgroßen Geschäften schade. Doch man kann nicht immer nur an andere denken. Jeder ist sich selbst schließlich der Nächste. Warum soll ich mir ständig den Stress geben, in die Stadt zu fahren, dort in ein sündhaft teures Parkhaus fahren, da es heutzutage kaum noch irgendwo Parkplätze gibt und wenn doch, diese dann ebenfalls sündhaft teuer sind, und dann im jeweiligen Geschäft auf die oben genannten Probleme zu stoßen, nämlich, dass ich nicht exakt den Artikel finde, den ich möchte? Dann habe ich möglicherweise einen Ladeninhaber sowie deren Verkäufer glücklich gemacht, doch ich habe nichts davon, zumal es ja auch gut sein kann, dass es sich bei jenem Inhaber sowie Verkäufer um Personen handelt, die mich in Corona-Zeiten als Ungeimpfte bzw. Maskenlose aufs Übelste diffamiert hätten. Und gerade wenn so der Onlinehandel gestärkt wird, können jene Menschen, die jetzt in „echten Läden” tätig sind, ja auch auf den Internethandel umsteigen.

Weitere sinnvolle Errungenschaften

Eine meiner Meinung nach ebenfalls wirklich positive Errungenschaft ist die heutige Handy-Spracheingabe via Mikrofon, so dass man nicht mehr alles mühsam mit der Hand eintippen muss, sondern nach Lust und Laune einfach seinen Text einsprechen kann, so wie ich es hier auch mache. ChatGPT sollten wir ebenfalls nicht zu negativ gegenüberstehen, jedenfalls dann nicht, wenn es sich um simplere, neutral gehaltene Texte wie etwa Reise- oder Wetterberichte handelt. Dem autonomen Fahren gegenüber sollten wir auch nicht per se abgeneigt sein, wenn es denn wirklich sicher ist. Was spricht dagegen, das Auto von alleine fahren zu lassen, wenn man in der Zeit ganz bequem allerhand anderes erledigen kann? Vom genüsslichen Essen über fernsehen bis hin zum prickelnden Liebesspiel sind hier der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Die Beispiele an sinnvollen technischen Erfindungen ließe sich noch beliebig fortsetzen, Fakt ist jedoch, dass wir nicht jeder Veränderung grundsätzlich abgeneigt sein, sondern stattdessen genau abwägen sollten. Welche Innovation vereinfacht und verbessert unser Leben, welche nicht? Diese Frage sollte man sich stets stellen.

9 Antworten

  1. @VERÄNDERUNGEN VERTEUFELN
    es kommt eben darauf an, ob sie von Vorteil oder zum Nachteil sind.
    Der Übergang vom Schwarz-Weiß-TV zum Farbfernsehen war ein Vorteil und wurde nicht verteufelt.
    Die Abschaffung von Bargeld und der Zwang zum Plastikgeld ist von Nachteil, wie man nicht zuletzt in Kanada bewundern konnte.
    Ob die asozialen Medien und das ständige EIPOD-Wischen vorn Vorteil sind, kann ich bei allem nicht so recht sehen. Es ist anders, manchmal bequemer – aber bekanntlich ist der Weg zur Hölle breit und gut gepflastert und bergab, während der Weg in den Himmel doch holprig, steinig und bergauf ist.
    Wer in seiner persönlichen Freiheit leben will, dem ist nicht alles hilfreich, an dem andere verdienen!
    Nicht alles ist gut und besser, nur weil es neu ist !

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    1. do guck na:
      Mega-Sieg für Atomkraft – grün-linke Presse schweigt: EU stuft Kernkraft als Netto-Null-Technologie ein

      In einer bahnbrechenden Entscheidung hat das EU-Parlament am Dienstag die Kernkraft als Netto-Null-Technologie eingestuft. In Deutschland schweigen die Medien. Drei Viertel der Abgeordneten stimmten dafür, dass Atomkraft genau wie Solar- und Windenergie als Energiewende-Technologie eingestuft wird. In Deutschland schweigen die links-grünen Medien laut und vernehmlich.

      Am Dienstag kam es zu einer wegweisenden Plenarabstimmung des EU-Parlaments zum Net Zero Industry Act. Die Atomenergie wurde vollständig in die Liste der zu fördernden Technologien des Net–Zero Industry Act (NZIA) aufgenommen. Der Net-Zero Industry Act der EU-Kommission zielt darauf ab, Entwicklung und Ausbau erneuerbarer Technologien in der EU zu fördern und so im Einklang mit dem “europäischen Green Deal die Transformation der europäischen Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität voranzubringen”.

  2. vielleicht sollte man auf dem teppich/humus und mensch bleiben. die viel gelobte telekommunikation hat die kommunikation nicht befördert, wenn ich meine bisherige lebenserfahrung zu grunde lege (bj. 53).
    desweiteren bitte ich zu bedenken, daß wir nur eine der unzähligen arten sind, die als ihr bestandteil auf und von dieser sehr dünnen septischen verwesungsschicht derer leben, die vor uns gelebt haben und von allen uns umgebenden lebensformen existenziell abhängig sind. wir leben allein von dem, was diese überreste in zusammenarbeit mit allen unzähligen organismen generieren, die darinnen, darauf und davon leben.
    mit dem sagenhaften fortschritt der technik ist mein leben nicht leichter und angenehmer geworden, die lebensqualität und die nahrung nicht besser, der sorgen nicht weniger, wenn ich es mit dem leben meines großvaters vergleiche. die stille freudige gelassenheit findet man nur außerhalb der tempel des überaus bescheidenen eingleisigen fortschritts, betrachtet man dessen zigtausendjährige entwicklung.
    wenn man von fortschritt spricht, muß das einen sinn haben, und der einzige sinn im fortschritt des wertewestens besteht im wetteifern um profit.

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    1. @eugen koll moravec: Sie haben es auf den Punkt gebracht!
      Der Gehirnforscher Manfred Spitzer hat bereits im Jahr 2014 mit seinem Buch “Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen” auf die große Schädlichkeit der Mobiltelefone für Kinder hingewiesen. Man muß sich nur umsehen und bekommt dies bestätigt. Die “Künstliche Intelligenz” (KI) ist in Wirklichkeit alles andere als intelligent. So sagt die Sprachausgabe von “Google Maps” zur französischen Stadt Nancy seit Jahren unbeirrt “Nänzy” und Youtube bringt mit seinen generierten Untertiteln schon in der Originalsprache mich zum Lachen, ganz zu schweigen von Übersetzungen. Der dabei zutage tretende unfreiwillige Witz ist viel besser als beispielsweise der eines jener angeblich komischen Staatsschleimer, die sich selbst als Kabarettist odet Komiker bezeichnen und unlängst alle Deutschen über 70 töten wollten. Beispiele gefällig? Bei automatischen Übersetzungen wurden aus dem inzwischen verblichenen “Adobe Acrobat Reader” der “Ziegelstein Seiltänzer Leser” oder in der Beschreibung eines der schönsten Wanderwege in Frankreich, dem “Sentier Martel” im Georges du Verdon in der Provence aus Serpentinen “Schnürsenkel” und aus einem absteigenden Weg ein “Notsinkflug”.
      Das ist immerhin nur witzig, aber überaus schädlich ist es, wenn die KI zur Überwachung der Bevölkerung eingesetzt wird, wie es China macht.
      Das autonome Fahren haben Sie schon erwähnt. So hielt die KI einen von der Seite kommenden weißen Lieferwagen für eine stationäre Werbetafel, was beim Zusammenstoß auf der Kreuzung für den Insassen im Testfahrzeug tödlich ausging.
      Zur E-Mail: Ich habe bis vor wenigen Jahren einen regen handschriftlichen(!) Briefkontakt mit der Witwe eines österreichischen Freundes unterhalten, der leider während der Corona-PLANdemie plötzlich abbrach, sei es, daß sie aufgrund ihres Alters vielleicht in ein Heim kam, sei es, daß sie vielleicht sogar verstarb. Eine E-Mail ist doch das Unpersönlichste, das sich denken läßt. Franz Werfel hatte im Jahr 1941 im Exil eine wunderbare Erzählung mit dem Titel “Eine blaßblaue Frauenschrift” veröffentlicht, die vom Regisseur Axel Corti mit Friedrich von Thun in der Hauptrolle kongenial verfilmt wurde. Heutzutage könnte man dies nicht mehr, oder sollte dann so etwas vielleicht den Titel “Eine schicksalhafte E-Mail” tragen?

  3. Leider ein etwas zu naiver Artikel. Niemand hat was gegen Autos im Vergleich zu Pferdekutschen.
    Wohl aber haben konservative etwas dagegen erstmal alle Pferdekutschen abzuschaffen und dann erst die Zukunft des Automobils anzugehen. Deswegen haben konservative etwas dagegen Kernkraftwerke abzuschalten ohne adäquaten verlässlichen Ersatz.

    Hier beschreibt die Autorin nur den Fortschritt welcher Komfort brachte. Rein konsumorientiert argumentiert.

  4. Onlinehandel
    -geht gar nicht, ich bezahle immer in bar vor Ort
    Smartfon
    -geht gar nicht, ist ein Ablenkungs und Verdummungsinstrument was den Leuten auch noch Zeit stiehlt
    Autonomes Fahren
    -habe gar kein Auto (bei den Preisen und zusätzlichen Unkosten,nöö)
    ChatGTP
    -brauche ich auf dem Linux PC nicht
    implantierte Cips
    -geht gar nicht, lasse mich doch nicht zur scanbaren, nachverfolgbaren Verfügungsmasse degradieren.

    private Datenverarbeitung (Computer/Laptop)
    -Ja, aber so autonom wie irgend möglich!

  5. Bevor man sich an die künstliche Intelligenz heranmacht, sollte man besser erstmal die natürlich Intelligenz stabilisieren. Es fehlt an jeder Ecke und Ende am gesunden Menschenverstand. Viele “Erfindungen” haben lediglich das Problem verlagert, aber nicht gelöst.