Sonntag, 8. September 2024
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Wirbel um “Hillbilly-Elegie” von Trump-Vizekandidat Vance: Zwischen Kontaktschuld und Marketingtrick

Wirbel um “Hillbilly-Elegie” von Trump-Vizekandidat Vance: Zwischen Kontaktschuld und Marketingtrick

Von woken Rassisten und linken Kulturmarxisten als Inbegriff des American Dream angefeindet: “Hillbilly-Elegie”-Bestsellerautor und Trump-Vizekandidat J.D. Vance mit seiner Frau Usha Chilukuri Vance nach der Nominierung (Foto:Imago)

In J.D. Vances “Hillbilly-Elegie” steht seit sieben Jahren das Richtige drin – und es wurde vom Richtigen geschrieben. Seit Vance von Donald Trump zu seinem Running Mate für das Amt des Vizepräsidenten nominiert wurde, steht immer noch das Richtige drin. Doch mittlerweile wurde es leider vom Falschen geschrieben. Diese krude Logik des Ullstein-Verlags ist eine Unlogik: Hat er früher damit geworben, das Buch liefere “einen wertvollen Beitrag zum Verständnis des Auseinanderdriftens der US-Gesellschaft“, so wurde es bekanntlich nach dem 15. Juli 2024, kurz nach der Nominierung von Vance, aus dem Verlagsprogramm entfernt – und zwar mit der fadenscheinigen Begründung, Vance und damit auch sein Buch verträten “eine aggressiv-demagogische, ausgrenzende Politik“. Haben sich diese angeblichen Eigenschaften von Vance – Aggressivität und Ausgrenzung – plötzlich auf sein sieben Jahre altes autobiografisches Buch übertragen und wenn ja, wie war dies möglich? Liegt hier, gemäß Ullstein-Verlag, also eine neue Spezies von Kontaktschuld vor, eine Buch-Kontaktschuld? Warum ist ein und derselbe Text von einem Tag auf den anderen plötzlich untragbar für den Verlag und die ach so unmündigen Bürger? “Welt”-Chefredakteur Ulf Poschardt urteilt zu Recht: “Wie komplett lost, intolerant und armselig der deutsche Kulturbetrieb ist!

In der 2017 erschienenen autobiographischen “Hillbilly-Elegie” beschreibt der damals 31-jährige J.D. Vance seine jungen Jahre als “Hillbilly“, zu Deutsch in etwa “Hinterwäldler“. Das vielgelobte Werk wurde drei Millionen Mal verkauft und sogar von Netflix verfilmt. Vance selbst erklärte in seinem Werk: “Ich habe dieses Buch (…) nicht geschrieben, weil ich etwas Außerordentliches erreicht habe. Ich habe es geschrieben, weil ich etwas ziemlich Gewöhnliches erreicht habe – was den meisten Kindern, die so aufwachsen wie ich, eigentlich nie passiert. Ich bin nämlich in Armut aufgewachsen, im Rust Belt, in einer Stadt in Ohio, die einmal ein Stahlstandort war und von Stellenstreichungen und zunehmender Hoffnungslosigkeit geprägt ist, seit ich denken kann. (…) Ich wurde von meinen Großeltern aufgezogen, die beide keinen Schulabschluss hatten. In der ganzen, selbst der entfernteren Verwandtschaft gab es kaum jemanden, der studiert hatte. Die Statistik zeigt, dass Kinder, wie ich eines war, einer trostlosen Zukunft entgegensehen; dass sie nur mit Glück einem Leben als Sozialfall entgehen. Und wenn sie kein Glück haben, sterben sie an einer Überdosis Heroin, wie es Dutzenden in meiner kleinen Heimatstadt allein im letzten Jahr widerfahren ist. Ich war eines dieser Kinder mit einer trostlosen Zukunft.

Clintons Arroganz, Vances Authentizität

Vance gelang es, sich aus dem trostlosen Milieu des White Trash hervorzuarbeiten, sich, wie man sagt, quasi an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Die “kleinen Leute” in dem von Vance so liebevoll beschriebenen Milieu wurden von Hillary Clinton in der ihr eigenen Arroganz als “Basket of Deplorables” („Haufen von Jämmerlichen“) verunglimpft. Clinton hatte am 9. September 2016 auf einem LGBTQ-Treffen in New York von den “Deplorables“ als Verlierern beziehungsweise Verlorenen (“lost“) gesprochen. Seither gilt für sie alles, was nicht irgendwie woke ist, als lost. Auch diese Geringschätzung hat mit dazu beigetragen, dass sie die Wahl um die Präsidentschaft am 19. Dezember 2016 gegen Donald Trump final verlor. Anders als die Demokratin Hillary Clinton beschreibt der Republikaner J.D. Vance die Abgehängten in ihrer aussichtslosen Umgebung in seinem Buch voller Einfühlsamkeit und Verständnis. Vance befindet sich damit auf einer Ebene mit dem 28-jährigen Sanger Oliver Anthony, der mit seinem Arbeiter-Song “Rich Men North of Richmond” im August 2023 einen Top-Hit landete. Anthony prangert darin den Sozial- beziehungsweise eher Wohlfahrtsstaat der USA an, der von der Arbeiterklasse finanziert wird und das Geld fortwährend an die Falschen vergeudet.

Abschließend noch zur Frage nach dem vermeintlichen Marketingversagen von Ullstein: Der mehrheitlich links-grünen Kundschaft wird vorgegaukelt, der Verlag habe das Vance-Buch ihrer woken Gesinnung zuliebe aus dem Sortiment genommen und dafür sogar auf Verkaufserlöse verzichtet. Wie edel, wie  gut! Doch dem ist nicht so: Ullstein gehört zum schwedischen Bonnier-Konzern, ebenso wie der kleine Yes-Verlag, der die “Hillbilly-Elegie” in der deutschen Neuauflage zum 15. August 2024 herausbringen wird. Der Gewinn aus Verkaufserlösen des zu erwartenden Bestsellers bleibt also im Hause Bonnier. Welch eine Heuchelei. Und unterm Strich natürlich eine Win-Win-Situation: Die braven, woken Buchkäufer von Ullstein sind zu doof, diesen Marketingtrick zu durchschauen, und ganz verzückt ob der Gesinnungstreue ihres Verlags. Und die Bonnier-Gruppe als Eigentümer der beiden Verlage erfreut sich an der aufgrund es Medienwirbels absehbar gewinnträchtigen Neuauflage. Wie dem auch sei: Das Buch ist allemal lesenswert – zumal man die von Vance geschilderten Verhältnisse von Ohio inzwischen auch ebenso im reichen und “besten Deutschland, das es jemals gegeben hat” erkennen kann.

9 Antworten

  1. Hillbilly-Elegie
    …gibt es auch für Lesefaule zum Angucken. 🙂
    deu. untertitelt, Film soweit ich weiß, deu. synchronisiert
    ::::
    Trailer
    „Hillbilly-Elegie“ von Ron Howard | Amy Adams und Glenn Close | Offizieller Trailer | Netflix

    ..!!

    1. Die Latzhose durfte natürlich nicht fehlen 😉 !
      Fehlt nur noch die Schnapsbrennerei im Hinterhof, die Schrotflinte auf dem Schoß der Alten und die kläffenden Jagthunde, während der behinderte Sohn (Nicht sichtbar im Bild, aber von Inzucht gezeichnet) auf der Maultrommel den “Yankee Dudle” spielt.
      Ernsthaft: Ich mag diesen Mann.

  2. Man kann Vance und sein Buch allerdings auch aus anderen Gründen ablehnen, als es sein deutscher Verleger tut.

    In diesem Buch beschmutzt Vance sein Umfeld, das er in einem unvorteilhaften Licht darstellt. Er analysiert die Gründe für den Niedergang seines Volkes nicht zutreffend, indem er den Ausverkauf des Produktionsstandorts USA durch die Ostküsten-Finanzelite ignoriert. Auch die Fentanyl-Krise, bei der Millionen Menschen starben, indem sie durch toxische Schmerzmittel abhängig wurden, die im wesentlichen durch die Sackler-Familie angetrieben worden ist (Millionen Tote und die Sacklers sind noch immer stinkreich und laufen frei herum, die US-Justiz lässt grüßen), wird nur sehr verlogen behandelt.

    Stattdessen sucht Vance die Schuld bei seinen eigenen Leuten und bescheinigt ihnen moralische Defizite, wobei er natürlich auf die schreckliche Erbsünden-Theorie des Christentums aufbauen kann.

    Und sich selbst feiert Vance für seinen Ausstieg aus seiner Gemeinschaft. Dabei ist sein “Aufstieg” nichts anderes als Verrat. Er wurde beim Milität wohl vom Geheimdienst angworben. Er arbeitet dort in der Propaganda-Abteilung der Marines, ein Geheimdienst-Hotspot. Danach kommt er unter die Fittiche des Überwachungsfreaks Peter Thiel, der die hochkriminelle Organisation “Palantir” gegründet hat. Er heiratet eine Inderin, die nicht konvertiert. Und zeugt mit ihr dann kleine Inder.

    Die Inder scheinen von der Hochfinanz zunehmend als Überwachungskaste eingesetzt zu werden. Auf dem Parteitag der Republikaner wird seltsamerweise ein hinduistisches Gebet rituell begangen. Und Trump ist offensichtlich bereit, millionenfach Inder zu importieren. Unser Autor des obigen Artiels findet wahrscheinlich diese Kritik “rasssistisch”.

    Für mich ist Vance ein totaler Verräter und somit ein passender Partner des Superverräters Trump. Sie sind das Team Armagaddon, das anscheinend diese Wahl gewinnen soll.

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    1. @ Hotte: So ist es. Stimme Ihnen voll zu.
      J.D.Vance ist egoistischer Emporkoemling und ein trojanisches Pferd, denn er war ja ein “never Trumper” und total gegen ihn eingestellt. Das Trump ausgerechnet ihn zum Vize gewaehlt hat, sagt viel ueber Trump aus , ueber seine Urteilsfaehigkeit oder/und, dass er Teil des tiefen Staates oder/und ein Rhino( Rep by name only) ist. Die Kommunistenfaust hat er ja beim Attentatsversuch gezeigt.
      Vance wird wohl als naechster President aufgebaut.
      J.D. Vance indische Frau, Rechtsanwaeltin hat fuer die Bill und Linda Gates Stiftung gearbeitet und stammt vermutlich, wie Kamala’s Mutter aus der hoechsten Kaste oder einer hoeheren Kaste Indiens. Eines Kastensystems, dass der Sklaverei sehr aehnlich und noch unerbittlicher ist. Elite halt.
      Vance Story erinnert sehr an weitere “Soap Stories”, z.B. Bill’Clinton’s Aufstieg: Alleinerziehende Mutter, irgendwann Stiefvater , einfache Verhaeltnisse und auch
      Obama: Mutter alleinerziehend arm, ueberlebte mit Foodstamps, bis sie einen indonesischen Geschaeftsmann heiratete deswegen wird Obama auch Barry Er wurde von den Grosseltern erzogen, verschwiegen wird , dass diese Grosseltern wohlhabend waren und er auf eine Privatschule ging.
      Sonderbar, ist dann immer, dass der Erzeuger verschwunden oder gestorben ist und die Kids von anderen erzogen wurden.
      Das hat Epochtimes ueber John David Vance und seinen Background veroeffentlichtig, Die Kommentare dazu sind ebenfalls interessant und augenoeffnend.
      https://www.theepochtimes.com/article/39-things-to-know-about-jd-vance-trumps-running-mate-5687131?utm_source=Morningbrief&src_src=Morningbrief&utm_campaign=mb-2024-07-16&src_cmp=mb-2024-07-16&utm_medium=email&est=AAAAAAAAAAAAAAAAYupleF0EyNPa5aAuuWhYArg0yEwD%2F0AKWxjdnxF9dRy5ElTw5g%3D%3D

    2. “Er analysiert die Gründe für den Niedergang seines Volkes nicht zutreffend”

      Welches Volk ist es jetzt in den USA genau? Die Angloamerikaner? Die Chinesen? Die Koreaner? Die Russen? Die Italiener? Die Iren? Die Spanier? Die Portugiesen? Die Deutschen? Die Schotten? Die … usw. usf.

      Die USA sind ein Vielvölkerstaat, sie besitzt kein Volk. Sie hat Einwohner oder Bewohner.

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      1. Es geht in der “Hillbilly Elegy” um die ländliche Bevölkerung der Appalachen, auch die Teile davon, die in die Städte des mittleren Westens ausgewandert sind. Das ist eine recht homogene Gruppe von vornehmlich keltisch-britischer Herkunft, die man durchaus als Volksgruppe bezeichnen kann.

        https://en.wikipedia.org/wiki/Hillbilly

        1. In einem Vielvölkerstaat gibt es Volksgruppen, dem kann niemand widersprechen.
          Aber das ist nur EINE Volksgruppe.
          Davon gibt es massig in den USA. Die ja ein Vielvölkerstaat ist. Dieses Wort bedeutet, dass es viele Völker in den USA gibt.
          Aber EIN amerikanisches Volk gibt es nicht. Und darum geht es.