Tom Cruise kehrt wieder als Ethan Hunt in „Mission: Impossible” zurück. Das freut viele Kinofans, die sich noch gut erinnern, wie sie begeistert waren, als er erstmals seine Iris scannte und neuen Auftrag zur Rettung der Welt annahm. Das war 1996. Heute ist die Iriserkennung längst kein fremder Begriff mehr. Tatsächlich wurde die Einzigartigkeit dieses biometrischen Verfahrens bereits 1982 in Ridley Scotts Klassiker „Blade Runner” thematisiert, wo es künstlich geschaffene von echten Menschen unterscheiden half. Tatsächlich haben jahrzehntealte Science-Fiction- und Actionfilme die IT-Zukunft treffend vorhergesagt: Das neue, am 24. Juli dieses Jahres offiziell gestartete Kryptoprojekt “Worldcoin” setzt auf eben die Irisscan-Technologie, um echte Individuen von künstlicher Intelligenz (KI) und Robotern zu unterscheiden.
Worldcoin wurde von Sam Altman, dem CEO des unter anderem für “ChatGPT” bekannt gewordenen KI-Unternehmens OpenAI, mitbegründet und nun, nach drei Jahren Entwicklungszeit, ins Leben gerufen. Laut Altman handelt es sich um ein globales Finanz- und Identitätsnetzwerk, das auf dem erwähnten irisbasierten Nachweis der Persönlichkeit und humanen Identität basiert, was im Zeitalter der KI besonders wichtig ist – denn immer schwieriger wird es zu erkennen, ob Online-Aktivitäten von echten Menschen ausgeführt werden oder durch KI generiert werden. Eben zur Lösung dieses Problems wird die Iris-Erkennung verwendet, um die humane Identität zu bestätigen und digitale Passdaten bereitzustellen.
Wie funktioniert Worldcoin?
Worldcoin bietet seinen Nutzern eine verifizierte digitale Identität (“WorldID”), eine Kryptowährung eben namens Worldcoin (kurz “WLD”) sowie eine Krypto-Wallet-App (“WorldApp”). Es steht die Verheißung großer Dividenden und eines möglichen “digitalen Grundeinkommens” im Raum. Revolutionär soll vor allem der angeblich fälschungssichere Identitätsschutz sein. Hier kommt der Irisscan ins Spiel.
Der Benutzer muss zunächst seine Iris durch einen speziell entwickelten Iris-Scanner namens “Orb” scannen, um seine individuelle WorldID zu erstellen. Anschließend muss er WorldApp herunterladen, mit der er zunächst 25 WLD erhalten kann. Der WLD ist das speziell für dieses Projekt entwickelte native Token. Erklärtes – und nicht unbrisantes – Ziel des Unternehmens ist es, die Iris von vielen Millionen von Menschen in zunächst über 20 Ländern zu scannen. In Deutschland hat Worldcoin sein globales Identifizierungssystem WorldID schon am 29. Juni gestartet. Nun können sich Interessenten in Berlin und München ihre Iris scannen lassen.
Ist die Iriserkennung wirklich perfekt sicher?
Angesichts dieser breiten Erfassung unverwechselbarer individueller Daten stellt sich die Frage, wie sicher dieses Verfahren wirklich ist. Fakt ist: Die Iriserkennung zählt zu den effektivsten biometrischen Methoden zum Zweck der Authentifizierung oder Identifizierung von Personen. Diese Methode wird zunehmend angewandt, weil die Iris einzigartige Muster aufweist, die sich in einem gesunden Auge während eines Lebens wenig verändern. Selbst zwischen Zwillingen werden gravierende Unterschiede festgestellt. Deshalb wird die Iriserkennung als eine quasi absolut zuverlässige Erkennungsmethode betrachtet.
Allerdings hat diese Methode auch Bedenken und Fragen im Bereich Datenschutz, Sicherheit und Datenerfassung ausgelöst – weshalb Worldcoin auch scharfe Kritik erntet. Nach Angaben des Unternehmens werden alle sensiblen biometrischen Daten der Benutzer nicht zentral, sondern nur lokal gespeichert und können weder dupliziert noch gefälscht werden, um falsche Identitäten zu erstellen oder Betrug zu begehen. Offenbar entspricht dies aber nicht den Tatsachen: Laut “Welt” sollen bereits Worldcoin-Konten auf dem Schwarzmarkt in China verkauft worden sein. Außerdem offenbarte der Krypto-Blogger und Journalist “ZachXBT”, dass die Preise auf Plattformen wie Telegram auf bis zu einem US-Dollar pro Konto fielen.
Bedenken prominenter Persönlichkeiten und Institutionen
Zudem machen sich Datenschützer zunehmend Sorgen darüber, wie das Unternehmen sicherstellen will, dass sein Verifizierungssystem nicht gehackt wird. Immerhin gelang es deutschen Hackern vor wenigen Jahren, den Iris-Scanner des Samsung-Smartphones Galaxy S8 dadurch auszutricksen, dass sie eine Kontaktlinse auf ein Foto von der Iris eines Besitzers platzierten. Echte Menschen mit digitalen Identitäten zu verbinden, ist ein heikles Unterfangen – und es ist für den Einzelnen schwer bis unmöglich festzustellen, ob ihm das Augenmuster abhanden gekommen ist.
Bereits im Herbst 2021 hatte der Whistleblower Edward Snowden die damals noch in der Projektphase befindlichen Worldcoin-Pläne öffentlich kritisiert und seine Besorgnis über die Sicherheit der entsprechenden Scan-Daten zum Ausdruck gebracht. Auch Vitalik Buterin, der Mitbegründer von Ethereum, wies in einem umfangreichen Blogbeitrag explizit auf Datenschutz-Risiken hin. Seiner Meinung nach könnten sensible persönliche Daten wie das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit und sogar bestimmte Krankheiten durch Irisscans in unbefugte Hände gelangen und offengelegt werden.
Behörden sind alarmiert
Das Massachusetts Institute of Technology (MIT), eine der global renommiertesten Institutionen in der Tech-Welt, monierte in einer Veröffentlichung vom April 2022, dass Worldcoin mehrere “betrügerische Marketingpraktiken” anwende und außerdem “mehr persönliche Daten sammelt, als es zugibt, und es versäumt, eine sinnvolle, informierte Zustimmung einzuholen“. Ausdrücklich sprach das MIT von “Täuschung” und warf ernsthafte ethische Fragen bezüglich Worldcoin auf. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen bereits in der Beta-Testphase mehr als zwei Millionen Benutzer registriert. Ein großer Teil von ihnen kommt allerdings aber aus Ländern des globalen Südens und Asien – was die Sorge vor einer Ausbeutung gerade von Menschen in Entwicklungsländern schürt.
Auch die Aufsichtsbehörden sind inzwischen alarmiert über die Rechtmäßigkeit der Praktiken von Worldcoin. Laut “Reuters” führen derzeit in Deutschland staatliche Ermittler mit Unterstützung der französischen Nationalen Kommission für Informatik und Freiheit (CNIL), die für die Einhaltung von Datenschutzstandards zuständig ist, eine Überprüfung bei Worldcoin durch. Ebenso gab die britische Informationsaufsichtsbehörde bekannt, dass sie „weitere Untersuchungen” zu dem Unternehmen durchführen werde. Und vergangene Woche stoppte Kenia gar als erstes Land der Welt vorläufig alle Aktivitäten des Unternehmens im Land – ebenfalls wegen Sicherheitsbedenken. Es bleibt somit abzuwarten, ob Worldcoin tatsächlich für eine technische Revolution steht – oder für eine riesige Datenschutzkatastrophe.
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3 Antworten
Hier sieht man wieder die völlig falsche Einschätzung von Digitaltechnik:
“Angesichts dieser breiten Erfassung unverwechselbarer individueller Daten stellt sich die Frage, wie sicher dieses Verfahren wirklich ist. Fakt ist: Die Iriserkennung zählt zu den effektivsten biometrischen Methoden zum Zweck der Authentifizierung oder Identifizierung von Personen. Diese Methode wird zunehmend angewandt, weil die Iris einzigartige Muster aufweist, die sich in einem gesunden Auge während eines Lebens wenig verändern. Selbst zwischen Zwillingen werden gravierende Unterschiede festgestellt. Deshalb wird die Iriserkennung als eine quasi absolut zuverlässige Erkennungsmethode betrachtet.”
Das mit der Iris mag alles so sein. Aber bei diesem Irisscan gibt es irgendwo einen Punkt in der digitalen Verarbeitungskette, an der ein oder mehrere Bits für ein Ergebnis stehen.
Wenn jemand auf diese Bits zugreifen kann, kann der jedes beliebige Ergebnis erzeugen. Und auf JEDES BIT eines Digitalsystems kann zugegriffen werden. Computerhacker aus den Anfangszeiten kennen noch die Peek- und Poke-Befehle. Auf manche Bits ist es vielleicht schwerer zugreifbar als auf andere. Aber kein einziges Bit dieser Welt ist vollständig vor Fälschung geschützt (außer es wäre in einem völlig abgeschotteten und abgeschlossen System – und damit völlig irrelevant für den Rest der Welt).
Also ist diese vermeintlich sicher Technik auch nur wieder ein Fake, eine Verarschung die sicherlich bestimmten Zwecken dient. Wie auch Bitcoin und Co natürlich genau für eines: die Profite der Superreichen noch weiter wachsen zulassen, deren Anteil an dem gesamten Kuchen noch größer werden zu lassen.
Das Kapital ist die Fessel des modernen Sklaven. Man kann ihm damit suggerieren frei zu sein, da er sich ja kaufen kann, was er will. Dabei wird ihm ja nur vorgelegt, was er denn brauchen könnte, meist durch Propaganda. Was er zum Leben braucht muss er sich eben durch Lohnsklaverei erarbeiten. Wie also will man sowas revolutionieren?
Natürlich ist das ein Alptraum!!!
Das ist totale Kontrolle über jeden Cent! Bewegungsprofile sind damit möglich! Wenn man sich nicht fügt, kann man einem das Konto sperren!
Das liebe Leute steht in der Offenbarung des Johannes. Keiner der nicht das Malzeichen des Tieres trägt, kann kaufen oder verkaufen. Hier gilt es dann Alternativen zu schaffen und diese Sache zu zerstören! Stecht dem Irisscanner die Augen aus!
Wer darin den Heilsbringer sieht, der ist völlig geistig umnachtet!
Mehr Sicherheit also? Fragt sich eher für wen?
Es wird immer so getan als bräuchten wir dies alles… Aber dabei macht es alles nur noch unsicherer und noch unfreier.
Wie haben wir denn alle ohne diese ganzen Schrott (über)lebt?
Waren die Zeiten denn vor 40 Jahren wirklich schlimmer, oder hatten wir nicht das Gefühl freier zu sein?
Das heisst ja nicht dass ich die Technik nicht als Erlösung für die Freiheit der Menschen sehe, wenn es denn auch dafür angewandt werden würde, was es ja nicht wird.
Es wird immer mehr nur zu Beherrschung und der Unfreiheit der Menschen ausgenutzt.
Und genau hier stehen wir und können diese Fremdbherrschung nur noch ablehnen und erst mal als Menschheit darüber unterhalten und das ganz ohne Framing von Massenmedien, Politik und dessen Handlanger, wie wir mit diesem Fortschritt umgehen und leben wollen.
Ich garantiere, bei einer wirklichen freien Befragung und Aufklärung, was alles an Freiheit machbar ist und schon längst möglich, dass annähernd 100% der Menschen sich für die Freiheit entscheiden und nicht um durch die Technik immermehr unter die Kontrolle und somit Fremdherrschaft weniger Menschen und ihrer Struktur zu geraten.
Aber diese Entscheidung und Debatten aben wir nicht.. Wir haben nur Selbstermächtigung weniger Menschen, die sich diesen Fortschritt als Werkzeug der noch größeren Unterdrückung der Menschen und somit gegen die Freiheit, herrichten und uns das als alternativlos verkaufen wollen..
Alternativlos für wen, stellt sich wieder die Frage?
Natürlich nur für die, die darüber die Kontrolle und die Macht behalten und ausbauen wollen gegen alle anderen Menschen..
Denn für mich, sowie für meine ganzen Mitmenschen ist das natürlich alles andere als alternivlos, nicht wahr?