Ästhetische Architektur ist jetzt auch rechts

Ästhetische Architektur ist jetzt auch rechts

“Rechte”, weil” identitäre” Architektur? Wiederaufbau (l.) der Potsdamer Garnisonskirche (r.) (Foto/Repro:Imago)

Der Wahn, überall rechte Unterwanderung zu wittern, scheint jetzt auch die Architektur erfasst zu haben. Zumindest wird das von dem in der Öffentlichkeit dominant auftretenden Professor Philipp Oswalt, einem Architekten aus Berlin, so propagiert. Seine Kritik richtet sich gegen die Rekonstruktion von meist im Krieg vernichteten historischen Objekten. Vor allem die Zehnerjahre dieses Jahrhunderts waren geprägt durch den Wiederaufbau kulturhistorisch wertvoller Gebäude wie die historische Mitte in Potsdam, die neue Altstadt in Frankfurt, das Berliner Stadtschloss oder die Dessauer Meisterhäuser. Herausragenden Wiederaufbau betreibt seit Jahren auch die Stadt Dresden: die Wiederauferstehung des im Krieg zerstörten Elbflorenz ist etwas ganz Besonderes. Wer wie ich Dresden als Kind in den Achtziger Jahren besucht und die in der DDR-Zeit dort seit Kriegsende nicht beseitigten Ruinen und die Zerstörungen gesehen hat, dem kommen vor Glück fast die Tränen, wie schön die Stadt seither wieder geworden ist.

Da mutet es besonders grotesk an, dass Oswalt allen Ernstes diese zeitgenössische Stadtplanung in Frage stellt, mit der Begründung, dass solche Rekonstruktionen „das Einsickern reaktionärer Vergangenheitsinterpretationen und identitätspolitisch unterlegter Ideologien“ beinhalten würden. Vor allem der zur Zeit anstehende Aufbau der Garnisonskirche in Potsdam geht dem Professor gegen den Strich. Statt zu begrüßen, dass hier ein wichtiger Meilenstein in der Wiederherstellung des ursprünglichen Stadtbilds entsteht, moniert er, dass in dieser Kirche “die deutschen Kolonialkriege gesegnet” wurden und sie als “rechtsradikaler Identifikationsort in der Weimarer Republik” gedient hätte. Außerdem kritisiert er die Zusammensetzung des Stiftungsbeirats: In der Stiftung würde sich “die Einheit von Kirche, Staat und Militär” widerspiegeln, da Kirchenvertreter, Politiker und Vertreter der Bundeswehr darin vertreten seien. Das würde, so Oswalt „die Flanke nach rechts offen halten“.

Gelungener Wiederaufbau kein Grund zum Feiern?

Dass ausgerechnet ein Architekt solch krude Thesen vertritt und Argumente dafür liefert, warum ein kulturhistorisch und architektonisch wertvolles und interessantes Gebäude nicht wiederaufgebaut werden soll, ist bemerkenswert. Ganz abgesehen davon, dass durch den Wiederaufbau in Potsdam ähnlich wie in Dresden oder auch in der Frankfurter Altstadt etwas geschaffen würde, was die Attraktivität diese Städte ungemein erhöht und Touristen aus aller Welt anzieht. Gerade in Frankfurt kann man das beobachten, wo sich Massen von Besuchern jeden Tag durch die dort wiederaufgebaute Altstadt drängen. Gerade der Kontrast zu den Türmen des Bankenviertels im Hintergrund ist faszinierend.

Doch auch die gelungene Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt ist für Oswalt kein Grund zu feiern: Er mosert, dass die ursprünglich gewachsene Vielfalt der Altstadt im Rahmen eines “zentral gelenkten staatlichen Bauvorhabens” simuliert werden sollte und seitens der Kommune nur je ein einziger Bauträger und ein einziger Generalplaner beauftragt wurde. Doch gerade das hat es ermöglicht, ein in sich stimmiges Konzept zu verwirklichen – und da die meisten Gewerbeeinheiten nicht privatisiert wurden, kann die Stadt nun dauerhaft eine angemessene, qualitätsvolle Nutzung sicherstellen! Wann immer ich in Frankfurt bin, gönne ich mir einen Spaziergang vom Römer bis zum Dom, um dann in der Goldenen Waage – für mich das schönste rekonstruierte Haus der Altstadt – ein kleines Frankfurter-Kranz-Törtchen zu essen, das, welch Schande der Geschichte!, ausgerechnet die Kaiserkrone symbolisiert: Frankfurt war jahrhundertelang Krönungsort der deutschen Kaiser. Und genau das kritisiert Oswalt natürlich ebenfalls: Dass nicht nur die Altstadt, sondern auch der Krönungsweg der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation rekonstruiert wurde.

Kein Stein auf dem anderen in Deutschland

Auch hier ist er der Meinung, dass „unter dem Signum einer scheinbar unverfänglichen Reparatur und Verschönerung des Stadtraums ein identitätspolitischer Kulturkampf im Gange ist, der das bundesrepublikanische Geschichtsverständnis neu zu positionieren sucht.“ Er mutmaßt gar, dass das Anknüpfen an die Geschichte vor 1949 dazu dienen soll, dass „man damit nach rechts anschlussfähig wird“ und „in Zeiten der AfD sicherlich auch nicht ungewollt, um Wähler zurückzugewinnen oder zumindest nicht noch weitere zu verlieren.“ Da ist die ja endlich wieder, die böse AfD, die angesichts des derzeitigen wohlkonzertierten “Aufstands der Anständigen” selbstverständlich auch in der Architektur als finsterer Dämon im Hintergrund nicht fehlen darf. Man kann nur hoffen, dass die linksgrünen Khmer, die in Deutschland zur Zeit den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen, nicht demnächst noch anfangen, all die vielen wunderbaren Rekonstruktionen, die unsere Städte in den letzten Jahrzehnten bereichert haben, wieder abzureißen (da im “Kampf gegen Rechts” anscheinend kein Stein auf dem anderen bleiben soll, ist dies leider nicht abwegig), und in Städten wie Frankfurt oder Wiesbaden nicht am Ende das zu verwirklichen, was dort der Stadtentwickler Ernst May in der Nachkriegszeit geplant hatte, als er großflächig historische erhaltene und sanierte Bausubstanz für neue Plansiedlungen abreißen wollte.

Eines ist jedenfalls gewiss und ganz sicher im Sinne Oswalts: Es steht nicht zu erwarten, dass in diesem Klima noch weitere nennenswerte neue Projekte angestoßen werden, im Krieg untergegangene architektonische Kleinode zu rekonstruieren. Dazu fehlt den Kommunen schlichtweg das Geld. Dafür rettet Deutschland im Alleingang das Klima und dank unkontrollierter Migration auch noch die halbe Welt. Dass es dabei allerdings sich selbst ruiniert, ist für Leute wie Oswalt sicher nur ein zu vernachlässigender Kollateralschäden. Hauptsache, die Haltung stimmt.

14 Antworten

  1. Die Trampolinspringende hat da etwas verwechselt.

    We are not in a war against Russia – “we are in a war against ourselves”

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  2. Architekten standen bei mir u.a. auf der schwarzen Liste für die ich generell nicht arbeitete. Es sind mit die größten Spinner die von der Wirklichkeit keine Ahnung haben. Verwirklichen sollen es dann die Handwerker. Will man es so machen wie es handwerklich richtig ist bekommt man den Auftrag nicht, macht man es so wie die es wollen geht es fast immer schief und man bekommt dann kein Geld. Die sind kaum in der Lage ordentlich ihre eigenen Häuser nach handwerklichen Erfordernissen so zu planen das die sinnvoll und funktional sind. Von Materialeigenschaften haben die generell keine Ahnung! Wie sollen die dann von der Geschichte der Baukunst Ahnung haben, da die nur ihr eigenen Mist schön finden. Arrogant bis zum Erbrechen.

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  3. Ein nicht unerheblicher Teil der Bürger scheint von einem Virus befallen zu sein. Er zerstört die Synapsen und der Mensch neigt zur Idiotie. Bevorzugt scheinen Akademiker, gut betuchte Pensionisten und Beamte, aber auch Politiker davon infiziert zu werden.
    Leider gibt es noch keine nRMA Impfung von Pfizzer gegen dieses schreckliche Virus.
    Krankheitssymptome sind leicht zu erkennen: Diese Bürger leiden an Wahnvorstellungen und kämpfen gegen Rechts, dabei laufen sie linksherum. Meist dinieren sie vegan und fahren E-Autos.

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  4. Nun ja – alles hat zwei Seiten …

    Ich hätte zum Beispiel nichts dagegen, wenn der mit allgemeinen Steuergeldern ausgestattete Denkmalschutz die Finanzierung der Restaurationsarbeiten am Kölner Dom einstellen würde. Dafür werden jährlich (!) 1 Million Euro aufgewandt. Von anderen Bauten, insbesondere im “bekennenden Bereich”, ist da noch nicht die Rede. Es wäre schon mal spannend zu klären, was man denn für erhaltenswert hält und was für die Allgemeinheit vielleicht dann doch nicht …

    Es werden also nicht nur dreistellige Milliarden für diffuse (unüberprüfte und unüberprüfbare) Projekte im Ausland rausgehauen (siehe Bundestagsdrucksache 20/9176 Anlage), sondern eben auch vieles im Inland über das man einfach mal sprechen müsste. Wohl niemand hätte etwas dagegen, wenn die katholische Kirche als größter Immoblienbesitzer (u.a. Vermögens- und Aktienbesitzer) in Deutschland selbst die Kosten ihrer Konzernfilialen tragen würde …

    Aber der Souverän, Mythos “Volk”, hat ja keinerlei Überblick, was die Politik-Kaste mit seinem Geld so alles anstellt … – und Transparenz gehört schließlich auch in dieser Demokratie zu den meist vermiedenen und gehüteten Handlungsoptionen.

    Und wenn wir schon über das alles beherrschende und alternativlos favorisierte “Klima” fabulieren: Ich weiß nicht, wie sich Abrisse, Neubauten und Kriegsführungen so auf das Klima auswirken. Der Westen sorgt jedenfalls dafür, dass die Ukraine nur klimaneutral gegen die Russen kämpft. Die gelieferten Minen und Uran-Munition haben nur minimale CO2-Werte – das ist west-wissenschaftlich gesichert!

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    1. @”Es wäre schon mal spannend zu klären, was man denn für erhaltenswert hält und was für die Allgemeinheit vielleicht dann doch nicht …”
      Die Allgemeinheit entscheiden zu lassen wäre auch eine Katastrophe, da die hochgradig steuerbar ist. Da müssten schon Fachleute ran die von geschichtlichen Zusammenhängen, dem Zeitgeist nicht verpflichtet sind, rann. Ich persönlich mag den spätgotischen Baustil und den Rocco überhaupt nicht. Aber die handwerkliche Leistung der Handwerker war doch beachtlich so das man die schon erhalten sollte. Von dem heutigen Plastikmüll, was als Kunst verkauft wird, ist nun wirklich nicht was man erhalten sollte, aber von Vielen verklärt bestaunt wird und sogar in Museen steht.

  5. “In der Stiftung würde sich “die Einheit von Kirche, Staat und Militär” widerspiegeln, da Kirchenvertreter, Politiker und Vertreter der Bundeswehr darin vertreten seien. Das würde, so Oswalt „die Flanke nach rechts offen halten“.
    Aber damit hat Philipp Oswalt doch recht. Was könnte rechter sein als Kirchenvertreter, Politiker (dieser Regierung, müßte man zum Verständnis hinzufügen) und Vertreter der Bundeswehr. Wer hetzt denn ständig gegen Friedensinitiativen mit Rußland? Wer redet denn einen neuen Krieg Rußlands gegen die NATO herbei? https://www.youtube.com/watch?v=uMfO7O592aY
    Ich habe Denkmalpflege als Nebenfach studiert. Der Professor, der mir die Prüfung abgenommen hat, war generell gegen die Rekonstruktion eines zerstörten Denkmals. Warum? Was sind denn die rekonstruierte Frauenkirche in Dresden oder die zerstörte “Alte Brücke” (im Volksmund auch als ‘Türkenbrücke’ bezeichnet) in Mostar anderes als ein Fake? Besser wäre es, man würde die Ruinen stehen lassen und ein Schild aufstellen mit dem Wortlaut: “An dieser Stelle wurde die Frauenkirche durch die Bombardements der Engländer und Amerikaner zerstört” https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenkirche_(Dresden)#Zerst%C3%B6rung_im_Zweiten_Weltkrieg
    oder bei der “Alten Brücke” in Mostar: “An dieser Stelle wurde die Alte Brücke durch Beschuß von kroatischer Seite zerstört. https://de.wikipedia.org/wiki/Mostar#Sehensw%C3%BCrdigkeiten
    Man darf die Zerstörer nicht so einfach davonkommen lassen, indem man Denkmale als Disneyworld neu aufbaut.

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  6. Es gibt tatsächlich viel wunderbar Restauriertes, wenn ich vergleichsweise andere Städte mit starken Kriegsschäden anschaue. Als Rand-Dresdner muß ich aber insistieren: Das unmittelbare Zentrum DDs vom Altmarkt bis in die Prager Str. hinein sieht aus, als wäre Pforzheim hineingeklont worden. Gesichtslose Wessi-Architektur der 60er Jahre, die uns von den personellen Importen mit Buschzulage und deren sächsischen Anbetern ab der 90er aufs Auge gedrückt wurde. Ich vermute, daß der ganze architektonische Müll, der noch aus alten Ausschreibungen im Westen in den Schubladen lag, zu dieser Zeit für viel Geld und viel Korruption verwurstet wurde.

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  7. Um das Bundeskanzleramt steht ein übermannshoher, stabiler Stahlzaun. Um die sog. Volksvertretung, den Reichstag, ist ein fünf Meter breiter Wassergraben geplant.
    Um die Neue Reichskanzlei, eingeweiht Januar 1939, geht (natürlich ohne Zaun) ein Bürgersteig. Dort hätte man ans Fenster der Reichskanzlei klopfen können.
    Thema “Demokratische Architektur”.

  8. Ich empfehle die umfassende Lektüre der Werke/ der Veröffentlichungen der Herren Norbert Borrmann, Claus M. Wolfschlag und Leon Krier. Alle setzen sich sehr intensiv mit dem Kulturkampf in Architektur und Städtebau auseinander. Der in Stein gehauene Kulturmarxismus verschandelt unsere Städte und Gemeinden, beinahe weltweit. In Karlsruhe sieht es aus wie in Kalkutta, in Berlin so wie in Brüssel. Hässliche Quader aus Glas, die von vornherein Kälte und Abweisung repräsentieren. Leider gibt es auch genügend private Bauherren, die weiß getünchte Würfel in alte Kulturlandschaften klotzen, idealerweise mit Schottergarten. Auch der ominöse Herr Oswalt wird in einigen Texten ” gewürdigt “. Kurz und knapp: Die moderne Architektur ist Teil des Krieges gegen unsere Traditionen, unsere Herkunft, unsere Geschichte. Wie sollte es auch anders sein. Die Zerstörung von gebauter Menschlichkeit, Schönheit und Wärme gilt den linken Kämpfern als ihr Hauptziel.

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  9. Das wundert nicht, denn Architektur, Verhaltensweisen, Einstellungen etc. sind heute von Asthetik Lichtjahre entfernt.

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  10. “Wer wie ich Dresden als Kind in den Achtziger Jahren besucht und die in der DDR-Zeit dort seit Kriegsende nicht beseitigten Ruinen und die Zerstörungen gesehen hat, dem kommen vor Glück fast die Tränen, wie schön die Stadt seither wieder geworden ist.”

    Mir nicht, denn es wurden die Spuren der barbarischen Bombenangriffe gegen die deutsche Zivilbevölkerung beseitigt.
    Die DDR hatte diese Ruinen nicht beseitigt, um an diesen Terror zu erinnern. Es waren Mahnmale.
    Diese Spuren sind jetzt weg.
    Das, was die westlichen Alliierten, die zukünftigen Besatzer gemacht haben, das war ein Kriegsverbrechen. Deutschland wurde in Schutt und Asche gelegt. Kulturschätze, einzigartig und unbezahlbar, wurden zerstört.
    Nach dem 2. Weltkrieg haben sie es dann aber auch weltweit gemacht. Sie bombardieren auch heute noch die Kinder, Frauen, Männer, Alte und Kranke, die nicht am Kampf teilnehmen. Sie zerstören ihre Städte.

  11. Oswald ist ein antideutscher Kulturbolschewist mit der dafür typischen Vita, die mit wenigen Mausklicks recherchierbar ist. Der Kampf gegen – selbst vorsichtige – Rekonstruktionsbemühungen in Städtebau und Architektur wird von diesen Fanatikern schon seit Kriegsende geführt und auch da nicht beendet, wo sowohl das Fachpublikum wie auch die Öffentlichkeit die gg alle Widerstände dieser Spinner gelungene Umsetzung dieses Ansatzes (wie in P, DD, FFM oder am Humboldforum/Berlin) begeistert feiert. Deshalb verstehe ich die Überschrift des Artikes auch nicht ” Ä.A. ist JETZT AUCH rechts!” – Dieser Streit und auch die Verwendung der Nazikeule darin findet doch schon seit Jahrzehnten statt!