Auf dem Boden der Tatsachen bleibt viel Sarkasmus. Wie in allen übrigen Politikfeldern gilt auch in Sachen Corona: Wir leben auf einem Geisterschiff, auf dem niemand mehr irgendeinen Kurs bestimmt, sondern alle Kräfte lediglich darauf ausgerichtet sind, eine Meuterei so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Vorräte gehen aus, die Passagiere werden depressiv oder gehen sich gegenseitig an den Kragen.
Blicken wir kurz zurück, ehe alles im Nebel verschwimmt. Was gab es nicht alles zu bestaunen. Symbolfiguren wie den Pharmalobbyisten und Chefpandemiker Spahn zum Beispiel. Zuerst blickte er stumm auf seine, entgegen vorliegender Pandemiepläne gähnend leeren Vorratslager. Desinfektionsmittel, Schutzkleidung, Masken – alles irgendwie nicht da. Was lag da näher, als die vakanten Masken erst lauthals für unnütz zu erklären, sie anschließend dann durch Wollschals und Seidentüchlein ersetzen zu lassen, nur um sie kurz darauf millionenfach zu Mondpreisen überall zu horten und schlussendlich dann noch – die vertraglich vereinbarten Zahlungen an die Lieferanten unter hanebüchenen Vorwänden zu verweigern. Kurzum, eine runde Sache – die Maskerade. Die tagesbefehlshungrige Gemeinde ertrug es. In Demut und Geduld. In Deutschand kann lange gehobelt werden, ohne dass ein Spahn fällt.
Auch sonst – ein Füllhorn grandioser, zu Unrecht bereits vergessener Auftritte politischer Lichtgestalten in der Manege. Lauterbach – über dem wirren Haupt allzeit der Harvardschein – sah tödliche Aerosole in Toilettenspülungen aufsteigen. Wirtschaftsministrant Altmaier mit leibesfülliger Gewissheit verkündend – ein Lockdown würde “niemanden den Job kosten“. Metaphysikerin Merkel sah man Volksfürsorge durch Lehrvorführungen im Händewaschen betreiben und hörte andächtig, wie sie – ganz in der Diktion des Politbüros – eine frohe Zukunft in Aussicht stellte. Sobald “allen ein Impfangebot” anheimgestellt wäre. “Noch einmal… alle zusammen…ein paar Wochen…“, so hieß es in Endlosschleife, dann sei der “Wellenbrecher-Lockdown” vorbei.
Vertrocknete alte Weiße
Von den menschenrechtsaffinen Kohorten des Guten weitgehend unbeachtet, vertrockneten derweil in den zu kategorischen Isolierstationen umgebauten Altenheimen die Verzichtbaren. Die alten Weißen. Es ging jetzt um Wichtigeres, Existenzielles: Friseure, Toilettenpapier, Trockenhefe. Michael Kretschmer schließlich – die zweifellos hellste Kerze in Dunkeldeutschland – drohte mit rotem Kopf den Skeptikern, es sei “absurd und bösartig“, zu behaupten, dass diejenigen, die sich nicht impfen lassen, ihre Grundrechte verlören. Er tönt noch immer. Allerdings inzwischen leiser. Aus der Quarantäne.
Nicht anders die diskret nach Brüssel entsorgten politischen Misserfolgsmodelle. Uschi von der Leyen lieferte von dort in bewährter Manier einen Fehlschuss nach dem anderen. Die schlüssige und triumphierende Antwort der standhaften Zinnsoldatin auf Johnsons stringente Impfsstoffbeschaffung und Trumps “Amerika First!” lautete: “Germany Last!“. Also folgte – versprochen ist versprochen – ganz lange nichts, womit man das Merkelsche Impfangebot hätte in die Tat umsetzen müssen. Und so begab es sich, dass ersteinmal alle im taubverstummten Verfassungsgerichtshofstaat ihre Grundrechte verloren. Und weil Grundrechte den meisten Untertanen im Dornröschenschloss ohne die umgebende Dornenhecke inzwischen sowieso verzichtbar erscheinen, leben sie bis ans Ende ihrer Tage eben ohne, und warten auf die ultimative, die schallende Ohrfeige.
Das nahe Königreich Schweden indes, einer der letzten getreuen Mitstreiter im Kampf um maximale Selbstlosigkeit – inzwischen vom sozialliberalen Musterland zum weltweiten Kriminalitätshotspot ersten Ranges und wirtschaftlichen Sanierungsfall mutiert – wurde von den deutschen Eliten ausgerechnet in dem Moment kritisiert, als die hochgehaltenen Individualrechte plötzlich der dortigen Bevölkerung zum Vorteil gerieten. Als dort das öffentliche Leben, zum Erstaunen Europas und Deutschlands als dem Glücklosesten aller Rückversicherer in der Mitte, nämlich ganz einfach weiterging, Schulen, Gaststätten, Hotels, Kinos offen blieben. Es dauerte dann nicht lange, bis der hiesige politmediale Einheitschor auf eine erhöhte Letalität und ein kurzzeitiges Anziehen der Restriktionen verwies, die sich später freilich relativierten.
Trotziges Ignorieren schwedischer Erfolge
Bis heute hofft man in Berlin schmallippig auf ein statistisches Scheitern der gewagten Freiheit der Schweden. Und so liest man derzeit auch nirgendwo noch etwas über die aktuellen Zahlen. Hier sind sie: Die Impfquote der Gesamtbevölkerung liegt, wie die deutsche, bei aktuell exakt 66 Prozent. Die schwedische Inzidenz verharrt allerdings mit 55 bei einem knappen Drittel der deutschen – und das, wohlgemerkt, während die Infektionen bei uns mit weniger Tests, hoher Dunkelziffer, nahezu ausgeschöpfter Impfbereitschaft, Eins-, Zwei- und Drei-G-Flickenteppich die Zahlen aus dem Vorjahr (damals mit Impfquote Null) bereits locker übertroffen haben.
Kühne Fragen drängen sich auf. Sollte etwa doch – statt der margenträchtigen Durchimpfung der Welt – ein natürliches, gänzlich unpolitisches Geschehen wie eine Herdenimmunität durch Viruskontakte eine Rolle spielen? Und was ist eigentlich mit den Ländern ohne funktionierendes Gesundheitssystem, mit hoher Einwohnerdichte und entsprechend fehlenden hygienischen Standards? Was mit Ländern, in denen noch dazu bisher kaum oder gar nicht geimpft wurde? Massensterben? Oder wird man in einigen Jahren zaghaft zweifelnde Zusammenfassungen, wie sie Barz, Skambraks und viele andere mit deutscher Gründlichkeit Stummgeschaltete für Deutschland lieferten, in einer globalen Bilanz wiederfinden, in Statistiken, die dann eine weltweite, von Profiteuren angefeuerte Verirrung offenbaren, oder den schlimmsten unter den vielen deutschen Albträumen nahelegen: Könnten am Ende die Menschheit, das Klima, der Planet, das Universum ohne deutsche Beteiligung gerettet worden sein?
Die Antworten mag sich jeder selbst geben. Dass Impfungen zu den erfolgreichsten Werkzeugen der Medizin gehören, muss man – meiner Erfahrung nach – den meisten der als “Leugner” und “Skeptiker” Abgestempelten gar nicht lange erklären. Vielleicht sollte man erklären, dass man in erfolgreichen Gesellschaften nicht bedenkenlos lange den Pharisäern vertrauen darf. Aber über Teilerfolge kommt man mit langen Texten nicht hinaus. Sie helfen Wenigen. Immerhin. Das richtige Erwachen aber immer erst nach der besagten Ohrfeige, die vermutlich nur eine satte Tracht Prügel einleitet, deren Ausgang wiederum sich viele noch gar nicht vorstellen können.
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11 Antworten
Um beim Bild des Schiffes zu bleiben: Treffer…und versenkt.
Schöner Artikel, der den (deutschen) Irrsinn auf den Punkt bringt. Danke dafür.
Was ist da eigentlich los? Eine Studie des Imperial College London ergab, dass die Delta-Variante des Virus innerhalb einer geimpften Bevölkerung immer noch in hohem Maße übertragbar ist:
“Delta-Variante im Haushalt leicht übertragbar – auch unter Geimpften”
https://www.epochtimes.de/gesundheit/medizin/delta-variante-im-haushalt-leicht-uebertragbar-auch-unter-geimpften-a3635716.html
Und wer sollte hier hinter die Fichte geführt werden?
“Enthüllt: Pfizer verfälschte Corona-Impfstudien – kritischer Nachforscher wurde entlassen!”
https://unser-mitteleuropa.com/enthuellt-pfizer-verfaelschte-corona-impfstudien-kritischer-nachforscher-wurde-entlassen/
Was da los ist? Ganz einfach, der Impfstoff mag gegen die ursprüngliche Virusvariante – dafür wurde er entwickelt – wirksam gewesen sein. Aber – wie in jedem Handbuch der Epidemiologie auf den ersten Seiten zu lesen – man darf nie in eine Epidemie impfen, da das Virus sich ganz schnell aus der Impfstoffwirksamkeit mutiert. Das ist geschehen, wie immer mehr Studien bzgl. der Ansteckung und anschließenden Virenlast und -weitergabe sowie der -auch tödlichen – Erkrankung Geimpfter belegen.
@Dirk
Die Folgen für diese wahrhaft gute Erklärung kann man sich gar nicht ausmalen.
Es steht geschrieben – die Varianten sind die
Folgen der Impferei. Das passiert, wenn ein
Impfstoff keine Wirkung hat, und die Viren sich weiter entwickeln können.
Selten einen so wunderschönen Text gelesen. Vor allem die erste Hälfte ist an Eloquenz, Witz und Spiel nicht zu überbieten. Fast staune ich, daß es noch diese Fähigkeit im Deutschen hat. Chapeau.
Ein treffendes Lied von Reinhard Mey : Narrenschiff. Immer noch noch aktuell.
Die Titanik ist im Begriff zu sinken, die Schlagseite ist nicht zu übersehen.
Also Meuterei ist in krautistan unmöglich ,das wußte schon Stalin.
” Wir leben auf einem Geisterschiff, auf dem niemand mehr irgendeinen Kurs bestimmt,”Auch das ist nicht richtig.Den Kurs bestimmen andere uns Unbekannte.Aber er wird prezise gehalten direkt auf das Riff.
Alles nix neues. Der Irrsinn geht so lange zum Wasser, bis er ertrinkt.
Sehr geehrter Herr Burggraf.
Ihr Halbsatz im letzten Absatz, “Dass Impfungen zu den erfolgreichsten Werkzeugen der Medizin gehören…” ist leider nicht belegbar.
Auch nach mehrjährigem Studium in Universitätsbibliotheken läßt sich keine Ausrottung jedweder Infektionskrankheit, noch ein Schutz vor schwerer Erkrankung, durch eine Impfung beweisen.