Bericht aus dem göttlichen Gerichtssaal

Bericht aus dem göttlichen Gerichtssaal

Endgültig ist der Richtspruch des Allmächtigen (Symbolbild:Pixabay/NoName13)

Die himmlischen Fanfaren vollführten einen Höllenlärm, als sich Alois Gschwendtner – in seinem früheren Leben Austragsbauer aus dem Niederbayerischen, über die allen Aspiranten auf himmlische Freuden auferlegten Vorstufen der Vorhölle, Hölle und Fegefeuer schließlich zum Pförtner des göttlichen Hauses aufgestiegen, wobei sich ihm sein Status als zweifelsfrei belegtes Impfopfer sicherlich nicht abträglich erwies – dem Heiligsten näherte: Dem Amts- und Wohnsitz des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Eine schier endlose Schar von Engeln säumte bereits Lichtjahre vor der Pforte zum Allerheiligsten den Weg, wobei das Ausmaß göttlicher Gunst an ihrer räumlichen Nähe zum Throne des Allmächtigen ebenso wie an ihren äußeren Insignien zu ersehen war: Diejenigen, die dem göttlichen Throne am nächsten standen, waren in herrlichsten Brokat gewandet, angetan mit dem erlesensten Geschmeide und Kronen, gegenüber welchen sich selbst der Kopfschmuck von Königen und Kaisern wie angerostete Sardinenbüchsen ausnahmen – und sie waren jene, denen war man zu irdischen Lebzeiten noch als Bettler, Obdachlosen und anderen Leute von vermeintlich einfachem Stande begegnet war. Den Abschluss bildeten, nun gehüllt in jegliche Blößen kaum verhüllendes Sackleinen, die einstigen Vorsitzenden, Präsidenten, Herrscher und sonstigen Würdenträger, denen Ehrerbietung zu erweisen man sich zu Erdenzeiten nicht genug tun konnte.

Es war, seiner erst kurzen Dienstzeit geschuldet, übrigens das erste Mal, daß Alois Gschwendtner vor seinen himmlischen Herrn gerufen wurde. Und so verweilte er zunächst kaum atmend eine geschlagene Zeit, bis er es wagte, in Erwartung des ihm bereits zu Erdenzeiten vorhergesagten göttlichen, schier unerträglichen Glanzes seine Augen zum Herrn zu erheben. Da saß er nun, der Allmächtige, gepriesen sei sein Name: Auf einem einfachen Holzschemel ohne Lehne, sein Haupt sorgenvoll auf den rechten Arm gestützt. Alois Gschwendtner, Austragsbauer aus dem Gäuboden, erschrak: So hatte er sich den Schöpfer des Himmels und der Erde und allem was darauf kreucht und fleucht, nicht vorgestellt.

Der Streitgegenstand

Unsanft wurde er aus seinen Gedanken gerissen: „Aloisius Gschwendtnerius, was dringt da seit Wochen an mein Ohr und stört meinen so dringend benötigten Schlaf? Von wirklich bedeutenden Galaxien kann es nicht herrühren, das wäre mir nicht verborgen geblieben. Dieses pöbelhafte Geschrei und Gezetere kann nur von irgendeinem vergessenen Staubkorn am äußersten Ende meines Universums kommen“! Aloisius, vor dem Throne hingestreckt, war nicht fähig, auch nur eine einzige Silbe an ihn, den Schöpfer allen Seins, zu richten. „Erhebe dich, wenn ich mit Dir spreche und sieh mir in die Augen“, herrschte ihn der Allmächtige an: „Ich bin es, der dich geschaffen hat. Dein Tun ist kein Tun, wenn ich nicht will, daß du es tust. Und da ich Besseres zu tun habe als mich selbst zu preisen, ist mir das lobhudelnde Katzbuckeln meiner Geschöpfe schon lange zuwider.“ So faßte sich Aloisius Gschwendtnerius denn ein Herz und sprach mit kaum vernehmbarer Stimme: „Herr, die Geräusche, die Dein göttliches Ohr so unausgesetzt beleidigen, kommen vom geringsten der durchs All torkelnden Erdklumpen: sie nennen es Erde.

Schon wieder!?“ Die Adern auf der göttlichen Stirn schwollen unheilverkündend an. „Ich hätte sie längst entsorgen sollen, wie mir schon vor tausenden Lichtjahren geraten wurde. Es war ohnehin nicht gerade mein gelungenstes Werk, als ich seinerzeit aus Gas und Staub probierte, etwas Rechtes daraus zu formen. Versuchen Sie denn wieder, sich gegenseitig umzubringen?“ begehrte der Allmächtige zu wissen. Aloisius antwortete: „Nein – oder vielmehr doch – nur haben sie jetzt eine neue Art der gegenseitigen Vernichtung entdeckt: Sie verbieten sich gegenseitig!“ Er fuhr, nun ganz in seinem niederbayerischen Element, ungeachtet des ihn zur Mäßigung mahnenden Augenverdrehens der göttlichen Entourage fort, seiner bäuerlichen Seele freien Lauf zulassen: „Es stehen Wahlen vor der Tür, O Herr!“ Die ehrwürdige Gestalt des Allmächtigen richtete sich auf und sein diensttuende Leibarzt vergewisserte sich rasch, daß ihm alle nötigen Utensilien zur Senkung des göttlichen Blutdrucks im Bedarfsfalle zu Dienste stünden: „Seit wann mische ich mich in ihre politischen Angelegenheiten?“ rief er ais. „Ich habe genug damit zu tun, dafür zu sorgen, daß sie sich nicht ständig selbst das Gas abdrehen!

Das Plädoyer

Herr, schlage mit mit Deiner Hand und trete mich in den Staub, aus dem Du mich geschaffen hast“, entgegnete Aloisius: „Aber es ist ausgerechnet die Partei, die Deinen Namen trägt, du weißt schon, die mit dem von Dir schon mehrfach ob des ungezügelten Lebenswandels vieler ihrer Mitglieder kritisierten ‘C’ in ihrem Namen. Dazu noch einige sich als grün bezeichnenden Jünger des Veganen Frühstücks, die wegen ihrer trotz dieser menschenfeindlichen Diät ungehemmt zunehmenden Körperfülle ständig in dem Nadelöhr steckenbleiben, welches du dem Zutritt zu Deinem himmlischen Hause voranstelltest! Sie alle wollen eine nicht unbeträchtliche Anzahl von fast 20 Millionen Deiner Geschöpfe, welche eher einer ‘AfD’ genannten Partei zuneigen, verbieten!

Wie bitte?“ Der Herr musterte Aloisius mit ungläubigem Staunen. „Ich habe diese Geringsten meiner Geschöpfe aus dem Staub der Straße geholt, Ihnen mit Mühe eine Seele eingehaucht, sie mit Verstand gesegnet, was bei vielen nicht ganz einfach war… und nun erdreisten sie sich, andere, die sich meiner ewigen Fürsorge gleichermaßen erfreuen, einfach zu verbieten?“ Eine Pause trat ein, in welcher Gott der Herr bedächtig einige Male auf und ab ging. Dann blieb er stehen. „Mir reicht es nun endgültig!“ Er hob die Stimme: „Aloisius Gschwendtnerius: Vernimm meinen göttlichen Beschluß.“ Posaunenklang füllte den Raum und Blitze zerrissen das Firmament über dem Thronsaal. „Hiermit verfüge ich, von meiner Allmacht zum Wohl meiner Schöpfung Gebrauch machend, daß die Partei, welche ohne jemals von mir Erlaubnis eingeholt zu haben, meinen Namen, das C, für ihre politischen Zwecke gebraucht, sowie allen anderen, welche sich erdreisten, ihre Mitmenschen ob ihrer frei geäußerten Meinung zu verbieten, fürderhin und in alle Ewigkeit von der politischen Bühne und dem Antlitz der Erde verschwinden mögen.“ Der Boden des Thronsaales erbebte, und aller Atem erstarb, bis er, der Herr, sich wieder gesetzt hatte.

Letztinstanzliches Urteil

Nur ein dünnes Stimmchen – das von Aloisius Gschwendtnerius – durchbrach die unheimliche Stille. „Verzeih, O Herr! Verfahre mit mir wie mit dem Geringsten unter Deinen Geschöpfen… aber da wäre noch eine Sache: Gerade eben ist eine dringliche, wenn auch angesichts des nicht eingehaltenen Dienstwegs der gebotenen Ehrfurcht ermangelnden Depeche von besagter Erde eingetroffen. Sie stammt aus der Feder eines jener 20 Millionen Deiner Geschöpfe, welche nach dem Willen der sich nach ihrer irdisch-einfältigen Farbenlehre schwarz, grün, rot und gelb bezeichnen Parteien verboten werden sollen…. Der Antragsteller gibt sich darin als Mitglied der vorgenannten AfD zu erkennen und bittet Dich, O Herr, noch dieses eine mal von Deiner vielgerühmten und bedauerlicherweise so oft mißbrauchten Gnade Gebrauch zu machen, und von einem Verbot oder gar der Vernichtung der schwarz-rot-grün-gelben Parteien abzusehen. Denn schließlich besäßen nicht nur die Gerechten, sondern auch die Ungerechten die gleiche Würde und das gleiche Recht, sich zu Gruppen, Vereinigung und Parteien zusammenzuschließen. Und die Wähler, deine Geschöpfe, denen Du Verstand gegeben hast, würden, wenn sie letzteren recht zu gebrauchen wissen, am Ende schon richtig entscheiden.

Atemlose Stille trat ein. Da erhob sich der Schöpfer allen Seins – sichtlich beeindruckt von der ebenso demütig wie wortgewandt vorgebrachten Bitte jenes Erdenbürgers zugunsten seiner eigenen politischen Gegner – langsam von seinem Schemel und sprach mit resignierendem Achselzucken: „Nun, so sei es denn!“, und hob die Versammlung auf. Noch im Weggehen sagte er, an Aloisius Gschwendtnerius gewandt, in leicht gereiztem Tonfall: „Und bestelle den Leuten dieser C-Parteien und denen im politischen Geschäft, die sich ständig auf mich berufen: Sie sollen ihre Lobhudelei an mich gefälligst sein lassen! Sie gehen mir entsetzlich auf die Nerven. Denn ich bin es, der sie erschaffen hat. Ohne mich wären sie nicht imstande, ein einziges Wort ihrer aufdringlichen Schmeicheleien hervorzubringen!“ Sprach’s und entschwand ihren Blicken.

So, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, kam es denn, daß auf Bitten der AfD schließlich weder CDU, noch die Grünen noch die SPD und auch nicht die FDP verboten wurden.

5 Antworten

  1. Ich mag diese Bayrischen Geschichten, aber am liebsten in Mundart gesprochen, da ich zwar in Bayern gearbeitet habe, leider das Münchnerische nicht reden kann.

    1. Auf Odysee gibt es den Artikel als Video, gesprochen von Josef Thoma in seiner unverwechselbaren Art, Politik, Stimme der Vernunft heißt der Kanal, wenn ich es recht im Kopf habe.
      Sehr empfehlenswert!

      1. Wenn der Atheist sich über Gott ausläßt, zeigt sich darin auch immer
        sein Kleingeist. Alles muß auf das Niveau dieser Krämerseele, mit
        seinen weltlichen Vorstellungen, herunter gezwungen werden.
        Ein großer Spaß für alle Lästermäuler und Schmierfinken.

        Menschenaffen, zurück mit euch auf eure Affenbäume !
        Auf daß der nächste Urknall euch wieder zu sich mitnimmt.

  2. stimmt das wirklich… ? der papst sagte er will keinen judaslohn…
    das heißt er will von afd-lern keine kirchensteuer mehr… und reinlassen will er sie eh auch nicht mehr…
    oh gott oh gott herr pfarr…es drohen millionenverluste… na ja, das glaube ich nicht… weiter so- geld her…. und durch…