Montag, 29. April 2024
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“Bitte fassen Sie sich kurz”: Das Ende des öffentlichen Fernsprechers

“Bitte fassen Sie sich kurz”: Das Ende des öffentlichen Fernsprechers

Telefonzellen in Deutschland Ende der 1980er Jahre (Foto:Imago)

Eine Ära geht zu Ende. Es bedeutet zugleich auch das Ende eines anderen, ruhigen Zeitalters. Fast jeder Mensch über 30-40 Jahre erinnert sich wohl noch an folgende Situationen: Man erreicht seinen Ferienort und eilt als erstes zur nächsten Telefonzelle, um seine Angehörigen anzurufen, um ihnen mitzuteilen, dass man gut angekommen ist. Oder man war unterwegs und wollte nur kurz durchrufen, die Telefonzelle war aber besetzt (meist führten darin Damen um die 60 gerne ausschweifende, längere Telefonate; zwischendurch schauten sie nach draußen, wo sich langsam eine Schlange bildete – nur um sich gleich wieder umzudrehen und in aller Ruhe weiter zu telefonieren; nur besonders liebe Mitbürger beendeten das Telefonat und ließen andere vor, um es dann im Anschluss fortzusetzen) Oder man wollte jemanden unerkannt anrufen, zum Beispiel, um eine Auskunft zu erhalten – also ging es zur anonymen Telefonzelle.

Hatte man nur wenige Münzen eingeworfen oder die Telefonkarte war fast verbraucht, teilte man dem Gesprächspartner gleich zu Beginn des Gesprächs mit, dass jeden Moment “Schluss” sein könnte – und fasste sich tatsächlich ganz kurz. Manches “Auf Wiederhören!“, “Tschüss!” oder “Mach es gut!” konnte nur noch gedacht werden, weil das Guthaben verbraucht war. Auch, wenn beim Bummel durch die Stadt oder das Dorf plötzlich Platzregen einsetzte, war das gelbe Telefonhäuschen oft die Rettung. Schnell wurde die Tür wieder zugedrückt. Doch wenn die freundliche, alte Nachbarin kam, wurde auch diese noch hereingelassen.

Das Internet war noch Zukunftsmusik

Manch ein Telefonhäuschen war auch ein Treffpunkt. Während sich die Erwachsenen unterhielten, blätterten die Kinder oft im Telefonbuch. So mancher betagte Mensch blätterte auch gelegentlich einfach mal so im stets neben dem Apparat bereitliegenden Telefonbuch nach; vielleicht, um zu schauen, ob Altbekannte noch lebten oder auch, weil man tatsächlich eine Telefonnummer nicht wusste. Das Internet war damals noch Zukunftsmusik. Manchmal war das Telefonbuch beschädigt oder fehlte ganz, oder es fanden sich kryptische Botschaften auf den dünnen, grauen Seiten. Telefonkarten wurden oft gesammelt, auch wenn ihr Guthaben lange verbraucht oder abgelaufen war.

Waren die Telefonzellen über Jahrzehnte hinweg gelb, wechselte die Telekom um die Jahrtausendwende dann auf ihr unternehmenstypisches Magenta um, und aus Gründen des Vandalismus wurden aus vielen Telefonzellen Telefonsäulen. Da waren sie allerdings gegenüber den sich rapide verbreitenden Handys auf dem Rückzug. Die Versorgung der öffentlichen Fernsprecher mit Telefonbüchern entfiel, so wie auch die Zahl der Standorte immer weiter ausgedünnt wurde

Das Aus für eine Ära

In diesem Jahr, 2024, sollen nun die letzten deutschen Telefonzellen aus dem Stadtbild verschwinden. Als Kind hatte ich noch sehr lange kein Mobiltelefon und habe mich noch lange versucht, dagegen zu wehren, dieses für eine andere Kommunikationsform als reine Notfälle einzusetzen. Vielleicht aus Nostalgie, oder weil ich mit dem Digitalzeitalter fremdelte. Noch 2005 und 2006 habe ich Telefonkarten gekauft; um 2010 waren diese dann –  außerhalb von Postagenturen – kaum noch irgendwo erhältlich und hatten auch nicht mehr die kreative Aufmachung von einst. Damals ahnte ich schon: Irgendwann wird Schluss sein. Etwa zu dieser Zeit, war es im Jahr 2010 in Deutschland oder 2011 in Belgien?, habe ich das letzte Mal einen öffentlichen Fernsprecher benutzt. Irgendwie hatte ich aber immer die Hoffnung, dass die Bundespost die Versorgung mit öffentlichen Fernsprechern aufrecht erhalten wird, ja muss. Das entsprechende Bundesrecht wurde jedoch 2021 geändert. Jetzt, drei Jahre später, war’s das dann.

Auch wenn ich lange keine Telefonzelle/Telefonsäule mehr genutzt habe: Ich werde die öffentlichen Fernsprecher vermissen. Sie gehörten zum Stadtbild, zur alten Bundesrepublik – und zu einer Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere. Gerade in diesen Tagen. Insbesondere jedes noch existierende gelbe Bundespost-Telefonhäuschen würde ich persönlich sofort unter Denkmalschutz stellen. Was waren das für schöne Zeiten, als man noch nicht permanent, sieben Tage die Woche und rund um die Uhr, mit Nachrichten bombardiert wurde und immer “erreichbar” war!

13 Antworten

  1. Gespräche wie beim Waldspaziergang ohne obrigkeitliche Registrierung jeder einzelnen Verbindung sind ohne Telefonzellen schwierig geworden. Ob VPN oder Verschlüsselung Abhilfe zum natürlichen Recht auf unbeobachtete Kommunikation wiederherstellen können, wäre zu prüfen. Schafsköpfe liefern sich von selber der Überwachung aus, bei Kartenzahlung oder dauernd eingeschalteten Smartphones.

    Wer sich von Obrigkeiten gegen Nachbarn, Freunde und Verwandte aufhetzen lässt, lässt sich auch in den Krieg hetzen. Staatsschullehrer sind oft Werkzeuge der Obrigkeiten, was erklärt, dass sich vor allem junge Leute in Kriege hetzen lassen: Das war 1914 beim 1. Weltkrieg nicht anders als heutzutage beim multiplen 3. Weltkrieg.

    Wie können Eltern die Kinder vor Verderbnis durch “bunte” Lehrer schützen? Es erfordert elterlichen Mut, bei Schulleitungen und Elternabenden gegen “bunte” Lehrer Beschwerden vorzubringen; empfehlenswert sind daher vorherige Absprachen der Eltern, damit sie gemeinsam auftreten und sich bei Diskussionen wechselseitig unterstützen, sich sozusagen wechselseitig die blauen Bälle zuwerfen. Und was ist von Smartphones in Schulen zu halten, zwischen der Möglichkeit zum Notruf und perverser Indoktrination?

    1. “…….dauernd eingeschalteten Smartphones……..

      Selbst wenn das Handy ausgeschaltet ist, kann man Dich noch verfolgen, an welchem Tag, zu welcher Uhrzeit, wohin gefahren wird/wurde.

      Den Akku kannst Du im Handy belassen, wenn Du dieses
      in einer spez. Abschirmbox einlegst oder in Silberfolienpapier einwickelst.

      Erst wenn das Handy vom Akku befreit wurde, ist keine Verfolgung, Bespitzelung mehr möglich.

      Es geht mit der Staatsschnüffelei noch weiter.
      Briefmarken gibt es nur noch QR-Code bei der Post zu kaufen.
      Aufgrund dieses schäbigen Code werden wohl von den Briefmarkensammlern keine Sondermarken mehr gekauft werden, denn das ist und bleibt für Philatelisten ein untragbarer Stilbruch.

      Diese dienen der Post auch dazu, das sie feststellen können, ob mit diese Briefmarke bereits verwendet wurde, wenn sie nicht abgestempelt ist.
      Das ist erst einmal so o.k.
      Allerdings werden bei der Post Listen geführt, wer mit wem
      oft im Briefverkehr steht.
      Die Post behauptet, das diese Listen nach einiger Zeit (mir unbekannt) gelöscht werden und andere Behörden keinen Zugang dazu haben.
      Na ja, wer soll das glauben?
      Die Wahrheit kennt wohl nur die Glaskugel, oder?

    1. Wenn nur die Frau Suhrbier nicht gewesen wäre!
      Die alte Sozialistin….

      Außerdem: Punsch, du dusselige Kuh!

  2. Telefonzellen dienten vor allem den Zweck, einen von den Umgebungsgeräuschen abzuschirmen damit eine einwandfreie Verständigung zustande kam. Wenn ich daran denke, unter welch gruseligen akustischen Umstände man heute telefonieren muss: Verkehrslärm, laute Gespräche im Hintergrund, kahle Räume mit starkem Nachhall, Kompressionsartefakte der Übertragungsstrecke, usw.
    Je schlechter der Übertragungskanel, desto geringer die effektiv übertragene Informationsmenge. Man telefoniert oft und plappert viel, aber teilt in der Summe qualitativ wenig mit.

    1. Vor allem das ständige Plappern (Telefonieren) um einen ringsherum. Dies ist eine ständige Belästigung durch Dritte.

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  3. mittlerweile nutze ich hier in der Gegend wieder vermehrt Telefonzellen, und wenn es auch nur zum Bücherausleihen ist. Und ansonsten konnte man die Telefonzellen auch schon vor 30 Jahren meistens nicht benutzen, da oft die Hörer abgeschnitten waren oder sonst ein Vandalismus an ihnen stattgefunden hat. Auch wurden Sie schon mal als Toillettenhäusschen missbraucht. Nostalgie hinoderher, ich vermisse Sie nicht.

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  4. Könnte das mit den schönen alten Telefonzellen bzw deren Vernichtung damit zu tun haben, dass man so ganz schlecht kontrollieren konnte? Überwachung das geht nun echt perfekt und krank machen können diese neuen G5 Dinger auch viel besser
    Ach ja und man kann permanent Geld verdienen denn Hersteller und Netzbetreiber das ist doch ne Branche die zum Geld drucken gemacht wurde
    Also ich habe ein uralt Handy und das wir benutzt wenn es etwas wirlich aussergeöhnliche zu melden gibt und sonst bleibt es schlicht unbeachtet.

    1. Vielleicht sind da die guten alten CB-Funken noch anonymer?

      Es gab vor einigen Jahrzehnten ein preisgünstiges FAX-Gerät,
      was mittels DIN-A4 Kartonagenblatt programmiert werden musste.
      Das geschah mittels Strichen mit Bleistift.
      Und das interessante war dabei, das man eine Phantasie-Telefon-Nr. mit Strichcode eintragen konnte und der Empfänger hat diese auf dem eingegangenen FAX oben
      stehend mit der Nachricht erhalten !

      Ob das heute noch so funktioniert entzieht sich der Kenntnis, da ich das Gerät schon vor vielen Jahren entsorgt habe.

      Noch eines, aus diversen Gründen empfehle ich ein Google
      freies Smartphone.
      Diese sind etwas teurer, allerdings für Telefonie, Internet, Fotos, SMS sind sie voll alltagstauglich.
      Auch Werbung ist ausgeschlossen !
      Es gibt u.a. ein deutsches Unternehmen, die solche Probanten herstellen und vertreiben !

      Bin damit sehr zufrieden, denn der Spionageladen Koogle ist schließlich fast überall !

      Wer noch mehr Sicherheit haben will, der muss Handy + Internet abschaffen !

  5. Nicht nur der Nostalgie halber, auch der Freiheit wegen.
    Wer kann sich noch an die Schmerzanrufe, die wir als Kinder gemacht haben, bei irgendwelchen skurrilen Namen. Heute alles unmöglich dank allem mit Überwachung und Nachverfolgung. Ist die Welt besser oder sicherer geworden? Ich meine ehr im Gegenteil.

  6. Am schönsten fand ich Telefonsex und Livesex mit der Perle und das ganze sehr lange für einen Groschen aus und in der gelben Zelle.

    Als wir noch kein Telefon zu Hause hatten, habe ich mit einem guten Bekannten bei der damaligen Telefoninspektion eine Anrufoption einstellen lassen.
    Da gab es dann Zeiten, wo man mich in dieser Zelle nach Uhrzeitvereinbarung telefonisch erreichen konnte und es hat mich nichts gekostet.

    Gab es für Euch ähnlich schöne Erfahrungen um die Telefonzelle?
    Haut was raus !