Sonntag, 28. April 2024
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Der Morgen danach

Der Morgen danach

Haltungsflaschen – Prost! (Foto:ScreenshotFacebook)

Och nöö! Siri hat den Wecker losgelassen. Es ist noch zappenduster. Draußen krächzt ein einsamer Singvogel, der sich irgendwie durch die Windradwälder zurück nach Dunkeldeutschland gekämpft hat. Leichter Kopfschmerz. Was ne merkwürdige Party. “Kein Wein den Faschisten” stand auf der Flasche. Hätte ich mal drauf hören sollen. Obwohl die kümmerliche Lorke mit Korkenfehler es ja offensichtlich gar nicht darauf angelegt hat, ein Wein für überhaupt irgendjemanden zu sein. Zum Schnitzel hat‘s aber gepasst. Jo. Methylzellulose! Filet aus Tapetenkleister mit Blumenkohlreis. Was ne Erfindung. Den Restgeschmack vom Zeitgeistbuffet kriegt man wahrscheinlich die nächsten Tage nicht aus der Sensorik geputzt. Das muss die Nachhaltigkeit sein, von der immer die Rede ist. Immerhin fühlten sich alle irgendwie vom aufmerksamen Gastgeber… so “aufgewertet“ und „mitgenommen“ und „inkludiert“. „Tatsächlich inkludiert“, wie es jetzt heißen muss. Schon um das Faktische der eigenen Äußerung sorgsam und proaktiv vom Verdacht des Postfaktischen freizusprechen. Integrierter Faktencheck. Da lohnt von vornherein kein Widerspruch. Sollte man mindestens in jedem dritten Satz einbauen. Jetzt hab selbst ich es begriffen. Tatsächlich!

Das letzte, woran ich mich erinnere, war die Erhabenheit des Moments, als ein dünner Non-Binärer in einer Art Recycling-Jumpsuit eine Mücke, die mitten auf dem FCKNZ-Tattoo gelandet war, vorsichtig mit dem Glas und der vom Koks bestäubten Chipkarte einfing, um sie unten an der Haustür wieder freizulassen. Wie lange es das schon so macht, wurde es ehrfurchtsvoll gefragt? Man selbst mache ja immer noch so schrecklich viele unbedachte Dinge. Als ich mich locker mit der Frage dazu gesellte, was es denn sonst noch so macht, versteinerte augenblicklich die Runde. Ich war irgendwie draußen, bevor ich da war.

Erstmal Kaffee

Dabei hatte ich noch gar nicht gefragt, wo es denn eigentlich herkommt und welches Protein für sein aktuelles Pronomen verantwortlich war. Beim Abflug hörte ich noch, wie gerade irgendein Erzeuger als FDP-Wähler geoutet wurde, der überdies beim Rasieren im Bad Hoss & Hopf auf der JBL hatte laufen lassen. Tatsächlich! Das Entsetzen stand allen im Gesicht geschrieben. Für den Berichterstattenden wurde, glaube ich jedenfalls, noch auf der durchgesessenen Couch umgehend ein Crowdfunding-Konto eingerichtet. Fürs WG Zimmer, für das bisher immer das Kapitalistenschwein aufgekommen war. Man macht ja immer so viele unbedachte Dinge.

So. Was wollte ich jetzt nochmal…? Ach ja. Die zur Kleinfamilie gehörende, weiblich zu lesende Person für den täglichen Bildungsweg motivieren. Ist schon spät! Und draußen streiken die Busfahrer. Aber erstmal Kaffee. Nach der eidesstattlichen Versicherung, nicht zur AfD zu gehören, hatte ich bei Edeka noch ein niegelnagelneues Päckchen erstanden: Fair Gehandelten für faire 29,99 Euro. 2,89 Euro gehen davon in die Seenotrettung. Steht drauf. Zwar ist meine Rente nicht sicher, aber immerhin mein diesjähriger Beitrag dafür, dass Kaffeebauern of Colour von der Klimanotstandshalbkugel direkt in die nördlichen Anbaugebiete gebracht und vom evangelischen Gemeindepfarrer auf Cannabis umgeschult werden. Ich vergesse an der Kasse immer zu fragen, ob man eigentlich Punkte sammeln kann, mit denen man wieder ein paar Kilometer auf dem Tesla von “Nebenan.de” freigeschalten bekommt. Den dürfen alle benutzen, die sich auf der letzten Demo gegen rechts in die Liste eingetragen haben. Mal sehen, was es beim nächsten Mal gibt. Man sieht sich!

9 Antworten

  1. Wer kauft noch Produkte mit einem “Drecksaufdruck” ?
    Unsere Familie nicht !
    Solche geistigen Tiefflieger begegnet man am effektivsten mit
    Konsumboykott derartiger Produkte.

    Auch das Weinprodukt bzw. die Weinkellerei/Vertreiber kommt auf
    die Liste !

    Das erinnert mich an eine unschöne Zeit, wo man Juden nicht nur
    diskreditiert hat, ihnen vielmehr Produkte nicht mehr verkaufte
    und später das Verbot des betreten des Geschäftes ausgegeben hat.

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    1. Ich trinke als “Fascho” natürlich ohnehin nur deutsches Bier, was juckt mich ein Antifaschowein? Wer meint seine Produkte nicht mehr verkaufen zu wollen, den sollte man wohl auch darauf völlig ntifschistisch drauf sitzen lassen!

  2. Wie erfreulich dass ich Sozial inkompetent bin.
    So erspare ich mir Partys die heute anscheinend kein Spass mehr machen weil immer der Gedanke mitschwebt wer sich heute als Blockwart berufen fühlt und alle Anderen hemmt einfach ein Mensch zu sein.
    Prost!

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  3. Profilierung geht eben über Stolz und Vaterlandsliebe. Ansonsten weiß wohl jeder Leser hier, dass insgeheim auch noch “Boykott” drauf steht!

  4. Niemand ist verpflichtet, das Gesöff der gutmenschelnden Besitzer dieses Weingutes zu kaufen, zu tauschen, zu verschenken oder gar sich selber hinter die Binde zu gießen.
    Prost, Ihr Weingut-Fanatiker 🙂

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  5. Das Erste was ich bei diesem Bild dachte: Kriegen Grüne jetzt keinen Wein mehr? – Das ginge doch zu weit!

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  6. Klingt, als hätte der Autor bei einem Besuch im Primaten-Zoo die Gruppendynamik einer Herde linker Spießer beobachtet.

  7. “Faschisten” können ja gar keinen Wein trinken, weil es keine “Faschisten” gibt und Faschismus verboten ist!