Der Turmbau zu Babelsberg

Der Turmbau zu Babelsberg

Traditionsreicher Ort: Zufahrt zum heutigen Studio Babelsberg (Foto:Imago)

In Jena, in den berühmten Carl-Zeiss-Werken, wurden um 1910 weltweit die mit Abstand besten und leistungsfähigsten Optiken hergestellt. Gleichzeitig entwickelten ähnliche spätere “Global Player“ wie zum Beispiel Siemens und Bosch in Zusammenarbeit mit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (also praktisch der heutigen Max-Planck-Gesellschaft) diverse Spielarten der Elektronik zu ungeahnten Höhenflügen weiter. Diese Überlegenheit an Technik, gepaart mit einer Innovationsfreudigkeit sowohl auf technischer als auch auf künstlerischer Ebene, führte spätestens 1912 zur Gründung des cineastischen “Turmbaus zu Babelsberg”. Das kleine, ländlich-idyllische Örtchen Nowawes (slawisch für “Neuendorf“) bei Potsdam wurde im Volksmund spöttisch “Babelsberg“ genannt – man spielte darauf an, dass es dort in Nowawes viele, quasi bergeweise, Biber gab.

Dorthin zog es ab 1910 diejenigen, die das neue Medium Film ausprobieren und weiterentwickeln wollten. Nowawes wurde gewählt, weil man nahe genug an der Metropole Berlin war, aber gleichzeitig völlig ungestört und ohne andere zu stören inmitten des ländlichen Idylls arbeiten konnte. Es entstanden die ersten Studios und durch die überlegene Kameratechnik, die ständig verbessert wurde, gelangte Nowawes bald zu internationalem Ruhm. Da die ersten Filmemacher und Studiobosse sich selbst nicht ganz ernst nahmen und über eine gehörige Portion Humor verfügten, gaben fast alle Studios augenzwinkernd ihre Adresse mit dem Spottnamen “Babelsberg“ an. Und genau dieser Name wurde dann zum Synonym für den die Welt überragenden Obelisken des Stummfilms.

Sensationell und neuartig

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nahm Babelsberg dann erst so richtig Fahrt auf: Mit “Das Kabinett des Dr. Caligari“ von Robert Wiene wurde 1920/21 ein erstes Highlight produziert. Bauten, Schriftgestaltung und Kameraführung waren sensationell und völlig neuartig. Im Wochentakt traten nun aus Babelsberg die großen Filmemacher der Stummfilm-Ära ins Rampenlicht der Lichtspiel-Weltöffentlichkeit, begaben sich etliche neue Filmemacher mit (späteren) Klassikern in die Arena und jeder weitere Film enthielt völlig neuartige Techniken und Innovationen. Es würde zu weit führen, diese hier alle vorzustellen. Ernst Lubitsch machte bereits 1919 mit der Fantasy-Komödie “Die Puppe“ von sich reden, weitere Klassiker folgten: 1920 “Sumurun“, der erste Abenteuerfilm, und “Kohlhiesels Töchter“. Weitere Filme wurden Schlag auf Schlag produziert.

Eine besondere Vorliebe hatte Babelsberg für Horror- und Monsterfilme. So wurde bereits 1915 von Paul Wegener der Klassiker “Der Golem“ gedreht (Carl Boese und Paul Wegener vertieften diese Idee 1920 mit ihrem Klassiker “Der Golem, wie er in die Welt kam“), aber einen wahren Donnerschlag ließ Friedrich Wilhelm Murnau 1922 krachen, als er mit “Nosferatu – eine Symphonie des Grauens“ die Filmästhetik der Horrorfilme quasi neu definierte und bis heute geltende Richtlinien etablierte. Fast zeitgleich warf auch einer der großen Entwickler revolutionärer Filmtechniken sein Monokel in die Arena: Der legendäre Fritz Lang verschaffte sich bereits 1921 mit dem Fantasy-Klassiker “Der müde Tod“ Weltruhm. 1923/24 drehte er einen Monolithen der Filmgeschichte: “Die Nibelungen“, ein Filmepos in zwei Teilen (damit begründete er übrigens auch die bis heute übliche Praxis, bei Erfolgsfilmen “Sequels“ nachzudrehen).

Mekka der Filmindustrie

Für “Der müde Tod” entwickelte Lang eine neuartige Schnitttechnik: Die Überblendung. Bei den Nibelungen experimentierte er mit dieser Schnitttechnik weiter und lotete ihr Potential aus. Von Minute 26-36 an können wir erahnen, was das Publikum damals im Kino erlebt haben muss durfte und wie sensationell die neue Überblendtechnik bei den Zuschauern einschlug. In demselben Film kämpft Siegfried mit dem Drachen, und dieser Kampf von 1923 hält jeden Vergleich mit Hollywood-Verfilmungen bis Mitte der Sechziger Jahre mühelos stand. Wo wir gerade bei Fritz Lang sind: Für den Film “Die Frau im Mond“ konstruierte Lang –  bereits 1929, wohlgemerkt! – eine dreistufige Rakete, die in drei Tagen (!) zum Mond fliegt (womit er praktisch auf allen Ebenen tatsächliche Details des späteren Apollo-Programms 40 Jahre später vorwegnahm). Für die entsprechende Dramaturgie des Startvorgangs in einem Stummfilm erfand Lang auch, gewissermaßen en passant, den von ihm so titulierten “Countdown“.

Es war eine Zeit, in der Babelsberg, als Filmzentrum und kreative Schmiede, weltweit Aufmerksamkeit erregte und zahlreiche Talente anzog. Besonders in den frühen Jahren des deutschen Films war Babelsberg eine Brutstätte für Innovationen und künstlerische Experimente. Hier lernten Größen wie Alfred Hitchcock ihr Handwerk und prägten die Filmgeschichte maßgeblich. Hitchcock selbst erinnerte sich später an seine Zeit in Babelsberg und betonte, dass er dort die Grundlagen seines filmischen Könnens erlernt habe. Diese Aussage verdeutlicht die Bedeutung dieses Ortes für die Filmwelt jener Zeit.

Ein weiteres bedeutendes Talent, das in Babelsberg seine ersten Schritte machte, war Billy Wilder. Der spätere Oscar-prämierte Regisseur und Drehbuchautor begann seine Karriere im deutschen Film, schrieb Drehbücher und wirkte an verschiedenen Produktionen mit. Besonders bemerkenswert ist seine Arbeit am Drehbuch zur Verfilmung von Erich Kästners “Emil und die Detektive” im Jahr 1930, die bis heute als Klassiker des deutschen Kinos gilt. Wilder konnte in Babelsberg nicht nur praktische Erfahrungen sammeln, sondern auch von den großen Regisseuren der Pionierzeit lernen, die dort tätig waren. Diese frühen Erfahrungen sollten seine späteren Werke in Hollywood maßgeblich prägen.

In den Studios von Babelsberg versammelten sich nicht nur talentierte Regisseure, sondern auch herausragende Kameraleute, Filmtechniker, Schnittspezialisten, und Experten für Bauten, Tricktechnik, Garderobe und Visagistik. Die technische Ausstattung der Studios galt als eine der modernsten weltweit. Von hochentwickelten Kameras bis zu spezialisierten Beleuchtungsapparaturen und elektronischen Geräten – Babelsberg bot alles, was für die Produktion erstklassiger Filme erforderlich war. Die bühnenbildnerische Qualität der Sets war ebenfalls international renommiert und trug maßgeblich zur visuellen Qualität der Filme bei.

Interessanterweise erfolgten diese Filmproduktionen in Babelsberg weitgehend ohne staatliche Filmförderung. Die Studios arbeiteten auf eigenes Risiko und stellten sich einem freien Markt, der sowohl künstlerische Freiheit als auch wirtschaftlichen Erfolg ermöglichte. Dieser unabhängige Ansatz ermöglichte es den Filmschaffenden, innovative Ideen zu verwirklichen und neue Wege im Medium Film zu erkunden. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Verfilmung von “Faust – eine deutsche Volkssage” unter der Regie von Friedrich Wilhelm Murnau im Jahr 1926. Diese Interpretation des klassischen Stoffes zeigt die künstlerische Freiheit und Vielfalt, die in Babelsberg möglich war, ohne sich den Zwängen staatlicher oder politischer Vorgaben unterwerfen zu müssen.

Babelsberg war somit nicht nur ein Ort der technischen und künstlerischen Innovation, sondern auch ein Symbol für die kreative Freiheit und Vielfalt im deutschen Film der frühen Jahre. Die dort entstandenen Werke prägten nicht nur die nationale Filmgeschichte, sondern hatten auch internationalen Einfluss. Sie zeigten, dass unabhängige Filmproduktionen auf hohem Niveau möglich sind und dass künstlerische Exzellenz und kommerzieller Erfolg Hand in Hand gehen können, wenn Filmschaffende die Freiheit haben, ihre Visionen zu verwirklichen.

Die Bedeutung von Babelsberg für die Filmgeschichte reicht weit über die Produktion einzelner Filme hinaus. Es war ein Ort, an dem Talente gefördert wurden, neue Techniken erprobt wurden und künstlerische Visionen Realität werden konnten. Die Erfahrungen und Errungenschaften der Filmschaffenden in Babelsberg haben bis heute nachgewirkt und zeigen, welch bedeutende Rolle dieser Ort in der Entwicklung des deutschen und internationalen Kinos gespielt hat.

Opfer der nationalsozialistischen “Wokeness”

Der Niedergang Babelsbergs begann schließlich mit der Einmischung der nationalen Sozialisten, die viele jüdische und politisch unerwünschte Filmschaffende schon vor Hitlers Machtergreifung vertrieben. Ihr bevormundender Drang, sich überall einzumischen, trieb auch entscheidende Teile der Filmkünstler und Darsteller aus, die einfach nur in Ruhe arbeiten und ihrer Leidenschaft nachgehen wollten. Die nationalsozialistische Politik zwang viele talentierte Filmschaffende ins Exil, wo sie in Hollywood neue Wege gingen und dennoch oft in ihren Werken die Erinnerung an das Verlorene bewahrten. Heute erleben wir ähnliche Tendenzen unter dem Deckmantel des “woke” Politikers, der versucht, sich in jeden kulturellen und künstlerischen Bereich einzumischen, um eine bestimmte Ideologie durchzusetzen. Ob es um Film, Ernährung oder die häusliche Heizung geht, scheinen Ideologien erneut die künstlerische Freiheit zu bedrohen, die einst so vital in Babelsberg blühte.

Die Einmischung der nationalen Sozialisten in das cineastische Mekka namens Babelsberg war es, die den monumentalen “Turmbau zu Babelsberg”, der im Gegensatz zu seinem biblischen Vorbild ein großer Erfolg von Weltgeltung war, zum Einsturz brachte. Analog dazu ist besteht heute die reale Gefahr eines kompletten Rücksturzes unseres traditionsreichen Kulturvolkes und unseres großartigen Landes in Bedeutungslosigkeit, Selbstauflösung und vormittelalterliche Anarchie – als Folge der Einmischung der woken Ökofaschisten in unserer Gesellschaft. Anders als damals, als es “nur” um den Hotspot der internationalen Filmindustrie ging, steht heute ganz Deutschland auf dem Spiel. Darauf ein dreifaches “Metropolis”!

PS: Wie gut übrigens die Filmemacher in Babelsberg damals wirklich waren, sieht man, wenn man sich die drei nachfolgend verlinkten, nachkolorierten Filmsequenzen aus “Der Tanz“ und “Der Maschinenmensch entsteht“ aus dem Jahr 1927 sowie aus “Die Puppe“ von 1919 ansieht…

7 Antworten

  1. In Babelsberg wurden ab 1994 die “Guten Zeiten, Schlechte Zeiten” gedreht. Ich mußte mit meiner Tochter sogar dort hin und in der lägendären Bar mich hinsetzen.
    alles okay. Damals 30 Jahre her.
    Jetzt läuft dieser Schund immernoch.? Da laufen mittlerweile mehr Neger und Schwule Regenbogen – Gestalten rum, als der Planet verkraftet. Pfui Teufel.

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  2. Babelsberg gibt es nicht mehr, heute höchstens Pöbelsberg, denn deutscher Film ist bestenfalls wokes Gepöbel gegen Verstand, Anstand und Unterhaltungsanspruch.

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  3. Man könnte auch – global – zu folgendem Resümee kommen:
    Hier werden (korrekt: es wurden einmal!) sensationelle Erfindungen gemacht und Entwicklungen angestoßen – die dann exportiert (oder geklaut) – wurden.
    Denk ich an die Raketentechnik, eine Magnetschwebebahn, die Uhrenindustrie, Foto/Optische Entwicklungen, Atom-Forschung, Quanten-Physik, Gen-Forschung etc.pp.
    Hier herrscht in diesen Bereichen Totenstille, während in anderen Gebieten dieser Erde die Wirtschaft mit ursprünglich unseren Errungenschaften boomt …