Man muss sich 2018 nochmal in Erinnerung rufen: In Chemnitz wird im Zentrum der Stadt ein Einwohner von einem „Flüchtling“ erstochen. Nach unzähligen solcher Vorkommnisse kommt es erstmals zu wütenden Protesten von Bürgern im öffentlichen und im virtuellen Raum. Das Ganze endet alsbald in einem vor Ort organisierten Großkonzert – aber nicht etwa gegen Mord, Vergewaltigung und Totschlag, sondern gegen die Protestierenden. Dazu kommt eine bis heute bei jeder Gelegenheit wiederholte, obgleich nie belegte Geschichte von „Hetzjagden gegen Ausländer”. Eine für rational Denkende doch einigermaßen erstaunliche Wendung.
Gleich mehrfach wurden danach „Omas gegen Rechts“ von ihren südländischen Schutzbefohlenen vom Fahrrad gestoßen und ausgeraubt, woraufhin in den Socials aus nachvollziehbaren Gründen viel vom „Karma“ die Rede war. Auch das Phänomen einer beruflich weitgehend unbefleckten Parteichefin der Grünen, die im semantischen Stakkato und mit vernachlässigtem Äußeren die halbe Welt über opportunes, bodypositivistisches, moralisches und unmoralisches Verhalten belehrt, führt regelmäßig zu Shitstürmen im Netz. Und nun wurde noch eine Vizechefredakteurin der „Süddeutschen” zitternd unter einer Brücke aufgefunden, die als Autorin noch vor kurzem mit erhobenem Zeigefinger an den Berufsethos gemahnte. „Journalisten müssen supersauber sein!“, hieß ihr Buch.
Schreiende linkslastige Doppelmoral
Davor wiederum hatte sich die Schreibsoldatin in landesweit beachteten Kampagnen beifallheischend bei der sozialen Vernichtung bereits als vogelfrei geltender Politiker engagiert – bis sie schließlich selbst als Seriendiebin fremden geistigen Eigentums und Strippenzieherin beim Bespitzeln der eigenen Mitarbeiter aufgeflogen war. Wasser war das auf die Mühlen all derer, die in den Medien – mal ernsthaft besorgt, mal spöttisch, mal triumphierend – eine schreiende linkslastige Doppelmoral beheimatet sehen und dies auch immer lauter zum Ausdruck bringen.
Immer wieder entzünden sich an solchen Ereignissen erregte Debatten im Netz. Die sind, was sie sind: Ausdruck der Stimmungslage. Weil diese unregulierten Emotionen der Allgemeinheit nicht zuzumuten sind, tritt jedesmal postwendend eine besondere deutsche Spezies mit erhobenem Zeigefinger auf den Plan. Professionelle und selbsternannte Diskurskuratoren; kommunikative Saalordner, die nur selten etwas zu den diskutierten gesellschaftlichen Missständen und den eigentlich in Rede stehenden Vorgängen beizutragen haben, aber immer sofort den Fokus von der Tat auf den Kommentator lenken. Umgehend ist vom „Wutbürger“ die Rede, von „Hass und Hetze“, vom „Pöbel“, vom „Bodyshaming“, von der „empathielosen Schadenfreude“. Nicht Vorgeschichte, Zusammenhänge, gesellschaftliche oder juristische Relevanz des Sachverhalts stehen nun im Mittelpunkt, sondern Zulässigkeit und Form der Reaktion. Stets gilt es, vor allem die Empörung einzuhegen, sich wieder an die Spitze der Deutung zu setzen und dabei sukzessive aus dem Blick zu drängen, worum es eigentlich ging.
Kampf um die Vorherrschaft bei der Welterklärung
Markus Lanz ist zweifellos die Lichtgestalt dieser reflexhaften Täter-Opfer-Umkehr, wenn er in schöner Regelmäßigkeit die zugrundeliegenden Sachverhalte gegen die Stilistik ihrer Darstellung austauscht, so abstrakt wie ausgiebig auf Kategorien wie „Sound, Begriff, Sprache“ abhebt und somit Ursache und Wirkung absichtsvoll verunklärt. Den Urknall dieser reflektiven Sinnverkehrung bildeten seinerzeit freilich die Ladenburgers, die die angesichts ihrer gerade ermordeten Tochter überall im Land aufwallende Empörung mit der Mahnung einbremsten, doch bitte die Etikette zu wahren und keine übergeordneten, womöglich dem Zeitgeist widersprechenden, politischen Schlüsse zu ziehen. In einem grotesken Schlussakt ließen sich lichtumkränzte Eltern von Wegbereitern des konkreten Todes, nämlich den Befeuerern einer ungesteuerten, beispiellosen Masseneinwanderung, öffentlich auszeichnen. Kognitive Volten, die bis heute jede Vorstellungskraft sprengen.
Die genannten Fälle zeigen eines: Der Kampf um die Vorherrschaft bei der Welterklärung wird mit allen nur denkbaren Mitteln geführt. Interessenträger reklamieren dabei immer wieder ihr alleiniges Recht auf Widerspiegelung der Realität. Die uneingeschränkte Freiheit von Wort und Meinung – „Eine Zensur findet nicht statt!“ -, ja gelegentlich auch die Freiheit einer übers Ziel hinausschießenden Wut, ist den Deutungseliten ein völliger Graus. Dass ihnen von Musk mit Twitter der bedeutendste Marktplatz entrissen und für alle geöffnet wurde, war eine historische Niederlage. An der Wiederherstellung der alten Machtverhältnisse wird seitdem akribisch gearbeitet. Schon sind eine Reihe von Gesetzesvorlagen in der Pipeline, mit denen die Finanzquellen sämtlicher regierungskritischer Medien ausgetrocknet und die für staatstragende Aktivisten aufgestockt werden: Eilig zusammengezimmerte, diffuse juristische Tatbestände aus dem Instrumentenkasten totalitärer Systeme erlangen Monat für Monat Gesetzeskraft. Darunter willkürliche Einstufungen kritischer Köpfe durch intransparente Staatsdienste als „Extremistisch“ oder „Delegitimierer“. Michael Klonovsky hat Recht:
Es geht dabei immer um dasselbe: Um die Rückkehr zur resignierenden Einsicht des Bürgers in staatliche(!) definierte Notwendigkeiten – zur Not auch unter Nutzung des Gewaltmonopols und mit Hilfe bereits ausgiebig erprobter Grundrechtseinschränkungen. Die zu diesem Zweck stattfindende Diskursmanipulation kann man jeden Tag testen. Es ist frappierend. Wann immer heute eine staatstragende Meinung in den öffentlich-rechtlichen Medien erscheint, handelt es sich mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit um eine von staatlichen Finanzzuwendungen abhängige Stimme. Es wundert einen denn auch kein bisschen, wenn die dauerprämierte Staatskünstlerin Iris Berben lauthals das sofortige Ausgrenzen sämtlicher AfD-Angehöriger bei der Berlinale und weiteren Kulturveranstaltungen einfordert. Schließlich handelt sich bei den Alternativen um Kräfte, die das Geschäftsmodell gebührenfinanzierter Kunst, Kultur und Medien kritisch sehen und neu aufzustellen drohen. Und es wundert einen kein bisschen, dass die neue Festvalführung einknickt und der politischen Säuberung des Milieutreffens zustimmt.
Unter diesem Zeichen sind letztlich auch die massenhaften autoritätsgläubigen Kundgebungen zu sehen, die gegen etwas protestieren, das ihnen – so langsam sollte man das Muster erkannt haben – von bekennenden, staatlich finanzierten Propagandisten zugetragen und sogar in einer szenischen Theateraufführung nahegebracht wurde. Eine absurde Agitprop-Show, deren Gefälligkeitsdarsteller selbstverständlich, na was wohl, von den Zuwendungen öffentlicher Kassen abhängen. Nicht unerwähnt soll abschließend bleiben, dass die AfD sich ihrerseits mit ihrem extrem verengten, rückwärtsgewandten, teils spießbürgerlichen Kunstverständnis über Jahre einen erbitterten Gegner auch in der eher unpolitischen, freiheitlich orientierten Kunstszene geschaffen hat, der ihr nun bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Parade fährt. Auch das gehört zum Bild und sollte irgendwann selbstkritisch diskutiert werden.
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6 Antworten
tja, wer sich von Arschlöchern und einem Rattenpräsidenten sowie einem bedarfsdementen Pekinesenverschnitt regieren läßt hat es nicht anders verdient
Danke für den gut formulierten Artikel!
Vor Gericht gewinnt man am sichersten bei formellen Fehlern des Gegners. Das gilt auch für Kommentare: Die Form der Kritik schlägt die materielle Substanz der Kritik
https://youtu.be/obW9V792MC4
09.02.2024
„Jetzt droht die gesamte Situation zu eskalieren: Den Teilnehmern des sogenannten „Potsdamer Geheimtreffens“ droht nun eine Anklage wegen Hochverrat. Sie haben richtig gelesen: Hochverrat! COMPACT hat brisante Informationen zum wichtigsten Hintermann dieser Lügengeschichte recherchiert und zudem den aktuellen Stand zum Angriff auf unser Magazin.“
Deutschland ist kaputt, kaputt gemacht von Faschisten für Faschisten !
Freiheit für die Freiheit und die Menschen mit demokratischer Gesinnung !!!
https://deutschlandkurier.de/2024/02/tucker-carlson-putin-bietet-deutschland-sichere-und-preiswerte-energie-an-kreml-chef-macht-cia-fuer-nord-stream-sabotage-verantwortlich/
„Tucker Carlson: Putin bietet Deutschland sichere und preiswerte Energie an – Kreml-Chef macht CIA für Nord Stream-Sabotage verantwortlich
9. FEBRUAR 2024„
Herr Putin reicht Deutschland die Hand !
Und was machen Ampelpolitiker, nichts, denn sie sind ihrer Politik ./. u.a. das deutsche Volk unwürdig geworden um es einmal gelinde auszudrücken.
Das alles wurde 1990 direkt nach der sogenannten Wende beschlossen und trägt nun seine Früchte.
Die DDR hat die BRD asimiliert und nun bekommen die BRDler genau das, was sie nicht haben wollten.
Die deutsche Einheit Made in DDR mit allem was dazugehört. Stasi inklusive!
Natürlich will das keiner hören, aber die nächsten Monate werden es an das Licht bringen, doch dann ist es für viele zu spät. Dann heißt es nur noch Transformieren in das Nichts und in jedem Fall die Fresse halten. Wer nicht spurt bekommt seine Bürgererechte entzogen und ist Freiwild für die importierten Messerartisten.
Und es soll keiner glauben, dass Hilfe kommt. Die meisten in Europa und sonstwo freuen sich schon, wenn Deutschland auf die Schnauze fällt.