Sonntag, 28. April 2024
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Das deutsche Folgetier

Das deutsche Folgetier

Die Deutschen – zum ewigen Schafsein verdammt? (Symbolbild:Imago)

Grundsätzliches zur Mündigkeit: Vom Strudel einer Menge bin ich im Rückblick nur selten mitgerissen worden. Im Grundschulalter bei ein paar Rockkonzerten, einmal bei einem Fußballspiel von Dynamo Dresden, ab und zu angetüttelt in Klubs, die damals noch Diskotheken hießen, später noch im “Flow” bei Sportturnieren. Das war‘s. Wirklich entgleist bin ich nie. Nie war ich ein Autogrammjäger, bin nie jemandem hinterhergereist und fühlte nie ein Bedürfnis, mich demonstrativ zwischen den Beatles und den Stones entscheiden zu müssen. Abgesehen von kurzen Schwärmereien für vom Leben sichtlich privilegierte Frauen wurde ich nie ein Fan von irgendwem oder irgendetwas. Zeitlebens war mir diese Art der bedingungslosen Hingabe suspekt. Noch mehr die Tatsache, dass man die Angebeteten offenbar von heute auf morgen übergangslos auswechseln kann. Ich weiß nicht, ob ich einen Mangel an emotionalen Ausnahmezuständen konstatieren muss oder einfach bei mir geblieben bin.

Der Mensch ist ein Sozialwesen. Haben wir gelernt. Ein praktisch veranlagtes dazu. Und zwar nicht im Sinne eines in uns besonders entwickelten Mitgefühls – das zigtausendfache Töten und Vergewaltigen geht ja immer noch relativ leicht von der Hand -, sondern in Bezug auf unsere ausgeprägte Herdenmentalität. In einer so komplexen wie ungemütlichen Welt mag sich der als entwickelt geltende Mensch offensichtlich immer noch nicht der Mühe unterziehen, sich ein eigenes erwachsenes Bild von der Welt zu zimmern. Das Risiko, am Ende als ernüchterter Zweifler, Skeptiker oder gar Misanthrop zu enden, ist möglicherweise zu abschreckend. Der an sich vernunftbegabte Zweibeiner folgt also auch heute noch gern einem der zahlreichen Zeitgeistverkünder. Himmlischen und Irdischen. Dem Homo sapiens scheint es dabei auch nach Jahrhunderten einschlägiger Erfahrungen kaum aufzufallen, dass auf die erwählten Lichtgestalten in schöner Regelmäßigkeit erst ein Schatten fällt, der sich dann als Finsterling entpuppt.

Messianischen Gestalten und ihren Botschaften wäre zu misstrauen

Dabei hätte es irgendwann mal klingeln müssen. Man könnte in der Antike beginnen oder erst in der jüngeren Geschichte, egal: Eine Aufklärung über die Fehlbarkeit des Einzelnen scheint nie stattgefunden zu haben. Mit dem gottgleich verehrten Adolf ging‘s bergab, mit dem Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, Bhagwan Shree Rajneesh und Paul Schäfer ebenfalls. Den Chefcharismatikern Jeffrey Epstein, Sir (!) Jimmy Savile und Bill Clinton wurde so lange frenetisch zugejubelt, bis sie als perverse Pädophile aufflogen. Mutter Merkel, so schwant allmählich den ersten, hat so ziemlich alles so supersympathisch wie durchtrieben falsch gemacht, was man in einem weltweit bewunderten Erfolgsland nur falsch machen kann. Die berühmten Schweizer Erika Hedwig Bertschinger-Eicke und Joseph Blatter erwiesen sich als korrupte Düsterlinge.

Sogar die Kohlendioxid-Seherin Greta rutschte vom Podest und in der Gunst der Anhänger steil nach unten. Kaum anders erging es zuvor den Missetätern aus den unteren Ligen, wie dem Radfahrer Armstrong oder dem als nettesten Nachbar der Nation empfohlenen Jerome Boateng. Fast scheint es, als ob uns jemand mit der Nase unablässig auf die Tatsache stoßen will, dass man messianischen Gestalten, ihren Botschaften und Fankulturen nun endlich einmal mit grundsätzlichem Misstrauen begegnen sollte. Aber das passiert einfach nicht. Unbeirrt folgt man den gehypten Verkäufern, die in ihren Gravitationsfeldern den Zugewinn an Einfluss wie einen Leistungssport betreiben – immer aufs Neue und stets so lange, bis irgendwann die Masken fallen und gewöhnliche, fehlbare Suchtkranke ans Tageslicht kommen. Unter den Followern passiert immer das Gleiche: Es wird einen winzigen Schockmoment lang still, und dann wendet sich die Masse mit ungebrochener Begeisterung neuen Idolen und Bewegungen zu. In Sport, Kunst, Politik – Faschismus, Maoismus, Kommunismus, Klimarettung – das geltende Strickmuster der Saison ist austauschbar.

Keine sicheren Häfen mehr

Es ist mir schleierhaft, dass sich nach all den Erfahrungen gerade in Deutschland nicht längst ein inneres Alarmsystem für die verhängnisvollen Geisterfahrten des politischen Zirkus etabliert hat. Wie ist es möglich, dass heute schon wieder uniforme Parteien mit Getöse und Haltet-den-Feind-Aufrufen regierungstreue Massenaufmärsche initiieren können? Gut, eine relativ schlüssige Antwort besteht in der Erkenntnis, dass es gelungen ist, Millionen in eine Abhängigkeit staatlicher Zuwendungen zu manövrieren. Darunter Prekariat, Funktionäre, Privilegierte. Als Interessenträger demonstriert man vielleicht instinktiv fürs “Weiter so“.

Aber selbst die Getreuesten der Getreuen müssten doch spätestens jetzt anhand der Zahlen begreifen, dass sie keineswegs vor den Auswirkungen einer katastrophalen ökonomischen und kulturellen Entwicklung gefeit sind. Zumal die Welt heute kaum noch über Regionen verfügt, die als sicherer Hafen betrachtet werden könnten. Die Tatsache, dass der Kampf um die Macht heute nicht nur regionaler, nationaler Natur, sondern von geostrategischer Dimension ist, macht es nicht besser. Die tatsächlichen politischen Entscheidungszentralen sind für Wähler heute kaum noch erreichbar. In nationaler Verantwortung, wo zumindest theoretisch noch Transparenz und Kontrolle gegeben sein könnten, wird immer weniger entschieden. Dafür gibt es WEF, WHO, UN, EU, G7, G20, Sicherheits- und Transatlantikkonferenzen und Dienste, die so heißen, wie sie arbeiten.

Monströses Umverteilungsnetzwerk

Wenn heute dort Einflussgebiete und Rohstoffquellen in den Blick genommen, missliebige Regierungen gestürzt und durch Statthalter ersetzt, Kriege vom Zaun gebrochen und befeuert, riesige Desinformationskampagnen gestartet, ganze Völkerwanderungen strategisch in Gang gesetzt und globale medizinische Feldversuche angeordnet werden, wenn es gilt, einen gläsernen Menschen zu schaffen, der immer weniger über sich selbst, seine Herkunft, Identität und biologische Disposition weiß, über immer weniger Rechte verfügt und daher auch immer besser steuerbar sein wird: Dann geschieht dies, weil wenige wiederum nicht wählbare Strippenzieher über die dazu nötigen digitalen und medialen Werkzeuge verfügen. Bestehend aus Staatsapparaten, Geheimdiensten, Thinktanks, Universitäten, Medien und direkt bezahlten aktivistischen NGOs hat sich ein monströses Umverteilungsnetzwerk gebildet, das systematisch alle Widerstände zu eliminieren versucht. Inwieweit dieses Konstrukt generalstabmäßig vorgedacht wurde oder sich einfach aus den technologischen Möglichkeiten heraus entwickelt hat, ist zweifellos eine interessante Diskussion – die aber am Status Quo nicht viel ändert.

Wenn nun also auf deutschen Straßen mal wieder “staatswohlsichernde” Massendemonstrationen stattfinden, bei denen Regierungsvertreter an der Spitze stehen und ihre Anhänger mit Pappschildchen zum unablässigen “demokratischen” Zeichensetzen animieren, dann handelt es sich völlig unabhängig von den dort verhandelten Themen um einen kapitalen und sehr deutschen Systemfehler.

11 Antworten

  1. Werter Herr Burggraf.

    Das Lesen ließ ein Gefühl sich ausbreiten, als säße ich bequem und völlig entspannt in meinem Sessel, das Leben der Gegewart, der Vergangenheit und überhaupt, wie einen inneren Film beobachtend und vollkommen leicht und ungezwungen reflektierend.
    Ich mag auch das Resümee. Ernüchternd, und, zumindest für mich, gänzlich unaufgeregt.

    Vielen Dank für diesen Aktikel.

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  2. Hat nicht just dieser Autor, der ageblich zu jeder unkritischen Anhimmelung unfähig ist, erst kürzlich einen regelrechten Fanboy-Artikel zu Elon Musk geschrieben, in dem die wirklich kaum zu übersehenden Schattenseiten dieses Milliardärs völlig ausgeblendet wurden?

    Ja, mein Gedächtnis trog mich nicht:

    https://ansage.org/musk-have/

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  3. Passt doch: Gleichschaltbar, blökt alles mit, gibt brav Wolle, leicht erschreckbar und lässt sich anstandslos beißen. Sollte das Schaf irgendwann mal Symbolcharakter haben, dann bestimmt keinen Guten: Mitläufertum, Feigheit, keine Verantwortung und viel zu leicht von außen steuerbar. Irgendwie mag ich die tierischen Schafe dennoch – bei den deutschen wird es schon schwieriger…

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  4. Ich war nie mitgerissen worden. Als ich elf Jahre alt war, ertönte dieser unsägliche Direktor der Realschule durch die Lautsprecher, wir würden uns um die Bombendrohung einfach nicht kümmern. Ich kümmerte mich dennoch, packte meine Sachen zusammen und ging.

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  5. Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht, ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts. Heinrich Heine

    Mehr muss man dazu nicht sagen. Es ist mehr als erschreckend, dass die Deutschen, lange Zeit vor den Weltkriegen, die angeblich schuld an allem sind, ein derartiges Verhalten an den Tag gelegt haben, wie sie es heute tun. Sie waren nie anders und werden nie anders sein.

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  6. @Mutter Merkel, so schwant allmählich den ersten, hat so ziemlich alles so supersympathisch wie durchtrieben falsch gemacht,
    Auch hier ist Einstein zu zitieren : es kommt immer auf den Standpunkt an
    Merkel hat aus ihrer Sicht als Gefolgsfrau des DeepStateUSA gegen Deutschland die Anweisungen befolgt und alles richtig gemacht!
    Falsch war es nur im Lichte deutscher Interessen als Land, Volk und Nation!
    Für sowas kennt man den Begriff Feindagent !
    Ok – angesichts des großen Umfangs an Followern aus allen Parteien könnte man sie auch als Einflußagent im Dienste des Feindes sehen – Feindagent selbst ist ja mehr eine Solonummer !
    Bestenfalls wäre sie noch ein Agentenführer für die ganzen Politiker und Juristen, die die Freiheiten ihrer Ämter gegen Deutschland nützen !
    Und da wäre noch die Frage ihres größten Erfolges ?
    Die Zerstörung der deutschen Wirtschaft oder die Gen-Experimente mit der Bevölkerung im Rahmen von Corona – bei denen sie ja selbst erklärt hat, das es ihre politische Entscheidung war !

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  7. Eine zutreffende wie traurige Beschreibung der Situation. Der Mensch ist ein “Herdentier”, was evolutionsbedingt ist. In den Anfängen der Menschheit konnte der einzelne nur in der Gruppe überleben und musste sich auf Gedeih und Verderben den Anführern unterwerfen. So ist zu erklären, dass der einzelne sich in der Gruppe sicher und stark fühlt. Ausreißer hat es immer wieder gegeben, aber sie leben gefährlich (Luther, Galileo Galilei, Giordano Bruno). Da das Mitläufertum eine Naturgesetz ist – dem selbst die hohen Kirchenvertreter unterworfen sind -, ist nicht zu ändern. Eine Änderung wäre durch kompetente Staatsspitze zu erwarten, die auf Toleranz und Vernunft setzt und sich mit allen Argumenten ernsthaft auseinandersetzt. Ich sehe sie nicht.

  8. Mein Motto war stets: Wenn du das machst, was alle machen, dann bekommts du auch nur das was alle kriegen. Und das wollte ich nicht, ich wollte kein Mitläufer sein, sondern hatte einen eigenen Kopf, den ich bis heute mir erhalten habe. Deswegen bin ich auch nicht dem mRNA Wahnfieber erlegen und habe mich nicht impfen lassen. Das nur als Beispiel. Wer immer das Gegenteil von dem tut, was die Regierung einem dringend ans Hez legt, der ist immer auf der richtigen Seite. Keine Riesterrente, Keine Wärmepumpe, kein e-Auto, keine Demo gegen rääächts, usw.

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  9. Da bekanntlich im Bereich des höher-hierarchischen menschlichen Einflusses „nichts zufällig geschieht“, muss man davon ausgehen, dass das alles so gewollt ist, wie es zum Leidwesen der Mehrheit der Menschen nun ist.

    Eine Menschheit, die auf das zusteuert, wird:
    Geschichtslos, bindungslos, bildungslos, erwerbslos, heimatlos, gedankenlos, ideenlos, verantwortungslos, orientierungslos – und letztendlich damit auch vollkommen hirnlos!
    Eine Schafherde, in der nur noch die letzten schwarzen Schafe die Reichen und ihre Wasserträger stören!